„Josef`s Traum"
Er kommt immer nur am Rande vor - der hl. Josef.
Die Weihnachtsgeschichte konzentriert sich auf Maria und das Kind. Heute möchte ich Josef einmal mehr ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit rücken:
Man muss sich in seine Situation hineindenken:
Da ist die Frau, die er liebt, die er heiraten möchte.
Verlobt sind sie schon - und jetzt das: Sie ist schwanger! Aber nicht von ihm. - Eigentlich müsste er sich öffentlich von Maria distanzieren. -
„Er wollte sie aber nicht bloßstellen“ heißt es. Er bringt es nicht über das Herz. Es ist doch die, die er lieb hat. -
Es ist doch verständlich, dass ihn das bis in seine Träume verfolgt… So will er sich in Stille von ihr trennen.
Sag: Kennst du des nicht auch?
Dass`d in der Nacht im Bett liegst und nicht schlafen kannst, weil`s was gibt, was die net schlafen lasst?
Was, was da nimma aus`n Kopf geht?
Und dass`d von dem träumst, schlecht träumst.
Uns dass`d überhaupt meinst, du kommst da fia, wia in an schlecht`n Tram?
Da Josef – damals – hat des kennt. Eahm hat des koa Ruh mehr lassen, dö Gschicht mit seiner Frau, da Maria, und dem Kind, des sie erwart. –
Er hat kennt, wia des ist, wann was daherkimmt, was die nimma schlafen lasst.-
Und am liabsten wa er davon grennt.
Da erscheint ihm ein Engel, im Traum - und nur mit Hilfe dieses Engels kann er dahin kommen, Maria als seine Frau zu sich zu nehmen. Und er tut, was Pflicht und Aufgabe des Vaters ist: Er schützt das Kind und seine Mutter.
Josef braucht einen „Engel“ - so kann er hinter der scheinbaren Tatsache eine ganz andere Wirklichkeit erkennen. - Im Traum spricht der Engel zu ihm.
Josef hört auf seine „Träume“, hört auf das, was sich in seinem Inneren abspielt, was sein Herz ihm sagt.
Es ist die Liebe, die durch den Engel spricht und die Josef davon abhält, Maria bloßzustellen, sich von ihr zu trennen. Und damit sich zu trennen von dem, was er schließlich, als „Jesus“ – „Gott hilft“ und als „Immanuel“ - „Gott mit uns“ benennen kann.
Er verhielt sich „gerecht“, das heißt: er tat das „Richtige“, das, was der „Engel“ ihm sagte: und das ist genau das, was die „Liebe“ in dieser konkreten Situation von ihm verlangte.
Gerechtigkeit oder Liebe, Verstand und Vernunft oder Herz und Gefühl. Worauf kommt es an? Die Haltung, die sich in Josef zeigt, ist die Voraussetzung, für die „Menschwerdung“. Nur so kann Gott – im Menschen – zur Welt kommen, und „Mensch-werden“.
Dieser Streit zwischen Herz und Verstand, zwischen Liebe und Gerechtigkeit, ist ein Streit, in den ja auch wir immer wieder geraten:
bei Konflikten in der Familie, in der Verwandtschaft, in der Nachbarschaft geht es oft genau darum:
Der Verstand sieht auf das, was Sache ist, kühl und klar und zieht Konsequenzen. Das Herz fragt noch einmal nach: fragt nach dem „warum“?
„Wie ist es dazu gekommen? Was kann draus werden?“
Das Gesetz ist eindeutig. So steht es geschrieben. Gesetz ist Gesetz. - Es gibt keine Ausnahme.
Die Liebe schaut auf den Menschen.
Die Liebe kennt das „aber“, die Liebe kennt die Ausnahme. - Nur so kommen wir weiter.
Was ich an Josef schätze, ist dieses „aber“:
Er war gerecht - aber er wollte sie nicht bloßstellen.
Was ich auch an ihm schätze:
Er nimmt sich Zeit zum Nachdenken. Er urteilt nicht vorschnell. „Er schläft noch mal drüber.“
Nur im „Nachdenken“ - auch wenn es manchmal quälend sein kann - hat der „Engel“ eine Chance, die Angst aufzulösen, die Ungewissheit zu klären und neue Perspektiven zu eröffnen.
„Mit der Geburt Jesus Christi war es so...“ - beginnt Matthäus sein Evangelium - und dann erzählt er diese Geschichte über Josef und Maria.
Diese Geschichte, die uns erklärt: Wo Herz und Verstand, Gerechtigkeit und Liebe nicht sture Gegensätze bleiben, sondern zusammenfinden, sich „vermählen“ - geschieht „Menschwerdung“.