Gott nimmt den Hörer ab! „Bleib dran“!
Moses, der Freund Gottes, wird lange nicht erhört und wird schwach.
Er braucht UNTER-STÜTZUNG durch seine Brüder, Aaron und Hur.
Verwunderlich, dass Gott nicht sofort den Hörer abnimmt und antwortet, wo doch Mose sein Freund ist!?
Das ist doch der, der die „Zehn Gebote Gottes“ vom Berg geholt hat und nun sehen muss wie auch er müde wird im Rufen nach Gott.
Will uns Gott damit sagen: Wir sind immer wieder von neuem herausgefordert? Ja, das sind wir.
Ein Glaubenszweifler geht jeden 2.Tag in eine Münchner Kirche, um eine Kerze aufzustellen. Seine Freundin liegt im Krankenhaus mit der Diagnose: Karzinom an der Bauchspeicheldrüse. Eine Situation zwischen Hoffen und Bangen. Der Mann ist vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten, ist aber religiös interessiert, sagt er. Schöpfergott und Heiliger Geist gingen ja gerade noch, sagt er, aber Sohn Gottes und Erlöser der Menschheit?
Da kommt er nicht mit. Trotzdem Kerze. Trotzdem St. Michael. Warum? Weil es eine der schönsten Kirchen Münchens sei, sagt er, „mit viel anonymer Laufkundschaft“. Und warum die Kerze? Achselzucken, tiefes Atemholen, Schweigen.
Ist es wie bei Mose: die Hände ausstrecken in den Lebens-Raum Gottes hinein?
Die vielen kleinen Flämmchen werden selbst zu einer Sprache, ein stummes Gebet an eine Instanz, die für ihn wie für die meisten, die hierherkommen, keinen Namen hat. Bitte und Unterwerfung, Hoffnung und Demut drücken sich da aus.
Dass wir allezeit beten und darin nicht nachlassen sollen, sagt Jesus durch das Gleichnis der missachteten Witwe im Evangelium.
Witwen stand zur Zeit Jesu das Wohnrecht im Haus ihres verstorbenen Mannes und ein Teil seines Vermögens zum Überleben zu. Verweigerten die Angehörigen des Verstorbenen ihr dies, wurde es für sie sehr eng.
Die Witwe in Jesu Geschichte weiß genau, was ihr zusteht und geht schnurstracks zur richtigen Adresse, um ihr Recht einzufordern.
Und der Richter? Er schert sich nicht - dieser rücksichtslose Richter - weder um Gesetz noch um Gott und er denkt, die Sache „verläuft im Sand“.
Die Witwe beeindruckt mich: Immer wieder kommt sie und fordert ihr Recht ein. Wenn der hohe Herr sich am Ende doch noch um das Anliegen der Frau kümmert, dann nur aus Angst vor der Schande, dass sie ihm am Ende noch ins Gesicht schlägt.
Respekt vor dieser Frau!
Mitten in diesen Kampf zwischen Groß und Klein platzt Jesus mit der Wirklichkeit Gottes herein. Wenn schon die Witwe mit ihrer Aufdringlichkeit beim ungerechten Richter schließlich Gehör findet, um wie viel mehr wird der gerechte Gott jedes unablässige Bitten erhören! „... Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern?. Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen.“
Unser Beten soll nicht immer sanft und zahm sein. Es darf auch laut werden, zudringlich, fordernd, denn es geht um mein Leben, um das in dieser Welt mit Füssen getretene Recht. Ich muss den bestürmen, der mir helfen kann.
Jesus unterstreicht die Ausdauer: „Tag und Nacht schreien, nicht nachlassen!“
Die Menschen, die in ihrer Ausweglosigkeit zu Gott riefen, waren nicht zimperlich.
Das Schreien zu Gott war bereits im Alten Testament ein Ausdruck der Verzweiflung und tiefster Not. Dort aber heißt es etwa während der Sklaverei der Israeliten in Ägypten, dass Gott dieses Schreien gehört hat.
Wem das „Tag und Nacht zu Gott schreien“ übertrieben vorkommt, der hat die Not dieser Welt und unsere eigene noch nicht begriffen.
Anteilnahme am Geschehen vieler menschlichen Schicksale, sei es im engen Lebensumfeld oder wenn es um Ungerechtigkeit und Leid an Menschen geht, sind wir gefordert „Unter – Stützung“ zu geben wie es die Brüder des Mose bei ihm getan haben. Und er hat die „Unter-Stützung“ angenommen!
Aber auch wir brauchen in so manchen Lebenssituationen Hilfe wie z. B. in der Pflege - und wir sollten sie in Anspruch nehmen. Da ist es gut, wenn wir auf jemanden zurückgreifen können, auf Fachleute, auf Mitmenschen auf Freunde und auf Gott selbst.
Die Erlösung der Gequälten im Gazastreifen war und ist uns allen ein Anliegen. Ich glaube, die meisten von uns haben ununterbrochen einen stummen Schrei zum Herrgott getan.
Möge der Same des Friedens nicht ersticken!
Jesus entlässt uns heute nicht ohne seine ernste Frage:
„Wird der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben finden?“ Vielleicht verstehen wir es nicht ganz richtig, so als würde es am Ende der Zeiten oder bald keine Gläubigen mehr geben. Jesus meint: Gott wird bestimmt eingreifen und Recht schaffen. Das Wann kennt er allein.
Christus war menschenfreundlich und ist es auch heute, u.a. durch uns. Kann er mit uns rechnen? Wird er Glauben finden?
AMEN.