„Weil nicht alles selbstverständlich ist…“
Heute feiern wir eines der ältesten Feste der Menschheit: „Erntedank“. Immer schon haben die Menschen etwas von der Ernte den Göttern geopfert, um ihre Dankbarkeit zu zeigen.
Erntedank kann man nur feiern, wenn man anerkennt, dass vieles - eigentlich alles - was uns leben lässt, „Geschenk“ ist und nicht eigene „Leistung“.
Das Wachsen und Gedeihen, das Blühen und Reifen in der Natur – es ist und bleibt ein Geschenk.
Dass so ein kleines Samenkorn vielfältige Frucht hervorbringt – es gilt immer schon - und auch heute noch - als Wunder.
Die bunte Vielfalt der Früchte, die uns als Nahrung dienen – alles, was es da so gibt – ist doch Grund genug, um dankbar zu sein.
Das Zusammenspiel von Sonne und Regen,
der Wechsel der Jahreszeiten, alle Gegebenheiten, die das Wachsen bedingen und ermöglichen: - es lässt uns jedes Jahr wieder staunen und dankbar sein.
Beim „Erntedankfest“ bringen wir zum Ausdruck:
„dass nicht alles selbstverständlich ist“.
Das gilt aber auch für viele andere „Gaben“, die unser Leben bereichern und wertvoll machen.
So kann dieses Fest allgemein die „Dankbarkeit“ in uns wecken und fördern.
Die Dankbarkeit für so vieles, was wirklich nicht selbstverständlich ist.
Die Dankbarkeit, ist eine Haltung, eine Lebenseinstellung, die wir lernen können und die wir „pflegen“ sollten.
Wenn ich für Jemanden „dankbar“ bin, dann gebe ich diesem Menschen eine besondere Bedeutung.
Ich schätze ihn, er ist für mich etwas Besonderes.
Ich begegne ihm gerne. Ich mag Ihn oder Sie.
Er oder Sie – ist ein „Schatz“ für mich.
Wenn ich für Etwas dankbar bin, dann ist es ähnlich.
Dieses „Etwas“ bedeutet mir dann viel, ich „schätze“ es.
Es ist ein „Schatz“ für mich.
Die Dankbarkeit verändert – oder besser gesagt -
„veredelt“ – meine Beziehungen zu Jemanden und auch zu meiner Umwelt. Sie macht etwas Besonderes daraus.
Ein Sprichwort ist mir untergekommen, ein weises Wort, so meine ich. Es sagt: „Wer dankbar ist, wäscht die Wäsche anders, er melkt die Kühe anders…““
Die alltäglichen Dinge bekommen einen besonderen Wert – durch die Dankbarkeit. So verstehe ich das.
David Steindl-Rast – ein alter, weiser Mönch unserer Zeit– sagt:
„Wir gehen oft wie Schlafwandler durch unsere Tage, nehmen, was das Schicksal uns schenkt, als gegeben hin, solange es uns angenehm ist und beklagen uns über alles Unangenehme und Schwierige.
Wenn wir aber aus diesem stumpfen Dahindösen aufwachen, wird uns bewusst, dass das Leben selbst das wertvollste Geschenk ist, ein Geschenk, das uns völlig unverdient täglich neu zuteilwird.
Dieses „Aufwachen“ löst eine Dankbarkeit aus, die unsere Lebenshaltung von Grund auf verändern kann.
Dann wird „Dankbarkeit“ weit mehr als ein gelegentliches Gefühl. Sie kann zu unserer Grundhaltung werden, so dass wir das ganze Leben dankbar feiern.
In diese Richtung, das spüren wir jetzt, führt der Weg zu erfülltem Leben. Von nun an kennen wir unser Ziel: „dankbar leben“.
Es möge uns gelingen.“