Thomas berührt. Franziskus berührt.

Liebe Schwestern und Brüder!
Seit einer Woche feiern wir: Jesus lebt! Wir können es selber nicht richtig glauben. Da kommt er persönlich und fordert uns auf, ihn zu berühren – und zwar dort, wo es am meisten wehgetan hat.
Fast möchte ich behaupten, der hl. Thomas ist unser Schutzpatron nach Ostern.
Unser Glaube wankt, der Alltag hat uns eingeholt, die Schule hat die Kinder wieder fest im Griff… und nun ist uns auch noch der Vater gestorben, der wohl schon betagte Papst Franziskus!
Die schwarze Fahne der Trauer hängt von unserem Turm, sein Foto trägt Trauerflor, sogar mein muslimischer Nachbar hat eine Rose zur Kirche gebracht als Zeichen der Verehrung. Millionen Christen und Nichtchristen haben die Zeichen der Menschlichkeit und Versöhnung in Erinnerung und das Begräbnis des Papstes voll Interesse mitverfolgt.
Noch nie hat sich ein Papst nach dem Heiligen der Armen, dem „poverello“ Franz von Assisi benannt, der vor 800 Jahren gelebt und sogar Aussätzige umarmt hat.
Die wohlhabenden Christen waren verwundert, haben aber zustimmend genickt.
Soll er es doch tun: sich armen Leuten, Hungernden und Ertrinkenden zuwenden. Genau das hat auch der Papst getan, weil er wusste, Jesus fordert nicht nur den ungläubigen Thomas auf, dort mit IHM in Kontakt zu treten, wo wir alle gerne wegschauen, wo es wehtut, und denken: gut, dass ich nicht arm bin, dass es mich nicht betroffen hat, ich habe selber genug Probleme.
Päpste müssen viele Besuche in der ganzen Welt machen. Unser verstorbener Papst hat als erste Reise einen Besuch bei den Überlebenden der gefährlichen Meeresüberquerungen auf einer Insel zwischen Afrika und Sizilien gemacht und der Ertrunkenen mit einem Blumenkranz gedacht.
Das war vor 12 Jahren. Seither hat er jedes Jahr am Gründonnerstag Gefängnisse besucht und den Verurteilten die Füße gewaschen – sogar noch schwer krank vergangene Karwoche. Mit 88Jahren!
Unser Papst hatte keine Berührungsängste.
Besonders Kinder waren ihm ein Herzensanliegen. Immer wieder reichte man sie ihm zum Segnen.
Staats- und Regierungschefs rief er auf, Kinder mehr zu schützen. Sie sind unsere Zukunft. Kinder haben Menschenrechte. Leider werden diese vor allem in Kriegsgebieten mit Füßen getreten.
Franziskus war davon überzeugt, dass die Kirche wie Jesus zu aller erst die Kleinen und Armen im Blick haben muss. Sie soll vor allem auf die Freuden, Sorgen und Ängste dieser Menschen hinhören und ihnen Hoffnung geben.
In Kindern das Göttliche wecken, sie beten lehren, ist ein Menschenrecht, damit sie gestärkt in das Leben gehen können.
Zurück zum Evangelium:
Jesus fordert den Apostel Thomas und uns alle auf, ihn zu berühren. Noch in dieser Feier bekommen wir Gelegenheit dazu, wenn wir gemeinsam uns im Namen Gottes uns versammeln, singen, beten und das Wort Gottes hören, die Kommunion, den Leib Christi empfangen. Welche Ehre, welche Gnade! Unterschätzen wir sie nicht!
Er selbst fordert uns auf, mit IHM in Kontakt zu treten.
Thomas hat IHM darauf eine wunderschöne Antwort gegeben: „Mein Herr und mein Gott!“ Und so hat er sein ganzes Leben gelebt.
Geben auch wir eine Antwort!
Sprechen wir mit Jesus über unserer Freuden und Sorgen. Sprechen wir mit Jesus im Brot, dem Leib Christi.
So klein hat er sich gemacht, damit er Platz hat bei uns, die wir oft stolz und stur sind.
Unser Freund Thomas hatte sich verletzt und enttäuscht von der Gemeinschaft abgewendet und wieder zurückgefunden. Bleiben auch wir in Kontakt zueinander.
Jesus könnte ja auch uns hier und heute aufsuchen.
Er ist ja keine Belohnung für unser Anständig sein, sondern Lebensmittel, ja Mittel zum Überleben.
Ich wünsche uns allen, dass die Sehnsucht von IHM berührt zu werden wächst.
Amen.