Ostern – ein Angelegenheit des Herzens

Das heutige Evangelium ist eine Angelegenheit des Herzens, keine Sache des Verstandes.
2 Männer auf dem Weg, wahrscheinlich nach Hause, nach Emmaus.
Es ist kein leichter Gang, weil schreckliche Dinge geschehen sind.
Der Verstand sagt – was soll jetzt noch kommen? Jetzt ist alle Hoffnung dahin.
Das Herz sagt – ich bin traurig, ich bin zu Tode betrübt.
Da gesellt sich jemand zu ihnen – Jesus. In Gestalt eines Fremden.
Er erkundigt sich nach dem Grund ihrer Trauer und versucht sie mit Auslegung von alten Schriften zu trösten und ihnen Mut zuzusprechen.
Der Verstand sagt – der hat ein großes Wissen. Er kennt die Schrift. Wir sind beeindruckt.
Das Herz sagt – irgendetwas an ihm berührt mich. Aber ich weiss nicht was.
Sie treffen in Emmaus ein. Es ist bereits Abend. Jesus möchte weitergehen.
Der Verstand sagt – laden wir ihn doch ein, die Nacht bei uns zu bleiben. Seine Gesellschaft ist angenehm.
Das Herz sagt – er hat Trost für uns. Das tut uns gut.
Später werden sie sagen „brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete“.
Sie sitzen bei Tisch. Jesus bricht das Brot und spricht das Dankgebet. Da erkennen sie!
Der Verstand sagt – wie konnte das sein, dass wir ihn nicht erkannt haben? Wie waren wir blind!
Das Herz sagt – Jubelt. Freut euch, Jesus lebt – er, der tot war ist unter uns lebendig!
Der Verstand sagt – wie kann das sein?
Das Herz sagt – ich glaube!
Der französische Philosoph Antoine de Saint-Exupery hat den berühmten Satz gesagt:
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.
Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar und für die Ohren unhörbar.
Das Wesentliche kann nicht mit Geräten und Instrumenten gemessen und analysiert werden und kann auch nicht mit rein wissenschaftlichen Theorien bestätigt werden.
Menschen, damals wie heute, die alles erklärt und analysiert haben möchten, finden schwer oder gar keinen Weg zur Frohbotschaft dieses Jesus Christus.
Es bleibt eine Frage des Herzens und eine Frage des Glaubens.
In Frankreich gibt es einen alten Osterbrauch. Am Morgen des Ostersonntags laufen die Leute an den Dorfbrunnen und waschen sich die Augen mit reinem Brunnenwasser. Das macht einen klaren Blick, das macht "Oster-Augen", sagen sie.
„Oster-Augen“, damit die Menschen besser sehen, was durch die Auferstehung Jesu anders geworden ist. „Oster-Augen“ um den lebendigen Jesus sehen zu können, der nicht mehr tot ist, sondern mitten unter uns lebt.
Einen solchen klaren Osterblick brauchen wir heute nötiger denn je.
An Ostern hat Gott in Jesus Christus die dunkelste Macht der Welt besiegt, den Tod. Das Leben ist Sieger, darum kann Hoffnung und Zuversicht immer größer sein als Resignation.
Wenn wir das begreifen, bekommt unser Leben ein anderes Vorzeichen. Nicht mehr Schwarz-Sehen ist angesagt, sondern Mut und Vertrauen. Nach jeder Nacht kommt wieder ein neuer Morgen. Das Licht, das von Ostern ausgeht, strahlt heller als alle Dunkelheit in dieser Welt.
So wünsche ich uns Oster-Augen, damit wir im Gekreuzigten den Auferstandenen sehen können und jenseits des Todes das ewige Leben.
Und ich wünsche uns ein „Oster-Herz“. Ein Oster-Herz ist ein Herz, in dem Jesus Christus lebt. Ein Herz, das uns geistlich am Leben erhält. Ein Herz, das seinen Jesus lebend weiß.
Ein Herz, das Gott lobt und preist für seine Liebe zu uns Menschen.
Amen.