Predigtgedanke

Gerade noch war laute Freude beim Einzug in Jerusalem. Es gab große Erwartungen an diesen Jesus. Die Menschen haben ihn erlebt: seine Autorität, mit der er von der Größe und Macht der Liebe Gottes spricht, sein liebevoller Umgang mit den Kindern, die Würdigung der Frauen, der barmherzige Umgang mit den Zöllnern und Fremden, seine Zuneigung sogar zu den Aussätzigen. ER heilte Kranke und Tote standen zum Leben auf. Unglaubliches erzählte man sich von diesem Jesus. Unglaublich, was geschehen könnte, wenn dieser Gottesmann sein Königreich in dieser Welt aufbaut. Und dann in Jerusalem spüren die Freunde Jesu, dass dieser Jesus nicht gerne gesehen ist. Er wird zum Problem, zum Feind, den Römern, den Priestern, den Reichen, den Gleichgültigen. Er wird angeklagt, verurteilt, gekreuzigt. Noch heute ist es fast unbegreiflich, wie so etwas geschehen konnte. Wir sind in dieser Woche eingeladen hin zu hören, hin zu schauen, auf die Leidensgeschichte Jesu. Es braucht Überwindung dabei zu bleiben, Tag für Tag, vom Gründonnerstag bis zum Ostermontag - ist es doch eine grausame und traurige Geschichte. Warum sollen wir das jedes Jahr immer wieder tun?
Das Kirchenjahr lädt uns ein, einmal im Jahr genau hinzuschauen auf die Geschichten und Haltungen, die Leiden schaffen – Leiden schaffen bis heute, und sie sind uns allen gut bekannt: Das ist die Angst der Mächtigen vor dem unbequemen Propheten, der die sozialen Missstände anklagt, die Profitgier aufdeckt und Fürsorge für die Armen einklagt. Da ist die Feigheit des Pilatus, der um sein Ansehen fürchtet, und dem Volk ein Opfer anbietet. Da ist die blinde Wut des Volkes, die ein Opfer brauchen, egal wer und anklagen, verurteilen und „ans Kreuz mit ihm“ schreien, ohne zu ahnen und sich zu hinter fragen, und so den einen wirklich Liebenden ans Kreuz nageln. Da sind die Pharisäer, die glauben, das Richtige zu tun; da sind die Jünger und Jüngerinnen, die schlafen und Jesus in seiner Not allein lassen; Und da sind auch meine Angst, meine Feigheit und meine Wut, meine Selbstbezogenheit und Selbstgerechtigkeit …..die heute Leiden schaffen.
Und da ist Jesus der in seiner größten Not Trost und Kraft findet bei Gott, seinem Vater, und ihm sein Leben anvertraut; da sind aber auch die Freunde, die dabei bleiben trotz aller Gefahren, die Frauen, die ihrer eigenen Enttäuschung trotzen und zum Grab gehen gegen alle Vernunft und in ihrer tiefsten Trauer den Engeln im Grab begegnen und in ihrer Verzweiflung einem lebendigen Jesus begegnen, der sagt: Ich bin bei euch alle Tage. Ein Theologe sagte einmal: „Seit Jesus, Gottes Sohn, am Kreuz gestorben ist, ist niemand mehr in seiner tiefsten Not allein. Selbst der Tod ist noch geborgen in der Hand Gottes.“ So hören wir jetzt mit offenem Herzen auf die Leidensgeschichte Jesu und lassen wir uns mitnehmen in die Verwandlung von Leiden und Trauer in die Erfahrung des lebendigen Jesus, der bei uns ist und dass die Liebe Gottes sogar das Kreuz noch überlieben und neues Leben aufblühen wird. Amen.