Vor lauter Freude hüpfen!
Liebe Schwestern und Brüder!
Wann sind Sie das letzte Mal gehüpft? Ich gebe zu, auch bei mir ist es schon eine Weile her. Dabei ist es richtig schön, andere zu beobachten, wenn sie vor Freude hüpfen. Bei Kindern kann man das oft beobachten.
Gern erinnere ich mich, wenn ich zu Besuch bei Verwandten war und deren Kinder mir vor Freude entgegenhüpften.
Ich selber bin auch immer gerne gehüpft. Als Kind auf dem Bauernhof boten sich allerhand Möglichkeiten: Vom Heuboden herunterhüpfen bis zum Nachahmen der verschiedenen Tiere, wenn sie vom Stall ins Freie hinausgelassen wurden. Solche Lebensfreude war eben ansteckend.
Und genau an dieses Gefühl der Lebensfreude versucht uns dieser heutige biblische Text zu vermitteln, wenn wir hören, dass das Kind im Bauch von Elisabeth zu hüpfen beginnt. Es ist zwar nicht möglich, dass ein Kind im Mutterleib zu hüpfen beginnt, dazu ist nicht ausreichend Platz. Das Gefühl wenn ein Kind tritt und hüpft, ist unvergleichlich für die Schwangere.
Oder war es gar eine Evangelistin, die uns das erzählt? Denn welcher Mann könnte das nachvollziehen was eine schwangere Frau erfährt? Kinder im Mutterleib bewegen sich, drehen sich oder klopfen, reagieren auf äußere Reize und auf bekannte Stimmen, aber sie hüpfen nicht.
Die „Evangelistin“ Lukas weiß das auch bestimmt, aber er/sie benutzt diese Redeweise, weil er/sie mit dem Bild etwas ganz Starkes ausdrücken möchte.
Elisabeth weiß sofort, warum das Kind in ihrem Bauch hüpfte: „Als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib“. Die werdende Mutter gibt dem Geschehen eine Deutung. Mit dieser Deutung lässt sie die Weihnachtsglocken schon einmal vor der Geburt Jesu anläuten.
Es ist ein Glück und eine Freude, das zu erkennen, was Gott vorhat. Elisabeth sieht, dass das Kind in Maria die Welt erlösen wird.
Sie begreift das Unerwartete: Gott erfüllt sein Versprechen, die Armen zu retten und der Welt Frieden zu bringen, indem diese junge Frau schwanger wird.
Ein halbes Jahr später wird der Engel den Hirten auf dem Feld mitteilen: „Ich verkünde euch große Freude, heute ist euch der Retter geboren!“
Zu Weihnachten geht es also nicht nur um das kleine, liebe Jesulein, sondern es geht ganz stark um den großen, erwachsenen Jesus.
Es geht um den Jesus, der durch seinen Tod zur Auferstehung gekommen ist und uns dadurch aus der Gottferne, der Sünde und dem schlechten Gewissen gerettet hat, ja sogar aus unserem eigenen Tod! Auf diese Weise befähigt er uns, dafür zu kämpfen, dass Menschen nicht mehr unterdrückt, versklavt und missbraucht werden. So hat er es uns vorgelebt.
Es geht um den Christus, und dieser Titel steht für den von Gott Gesandten. Mit der Geburt Jesu schlägt Gott also ein neues Kapitel in seiner Geschichte mit den Menschen auf und die ist so großartig und voller Freude, dass sie uns hüpfen lässt.
Es ist interessant, dass das letzte Buch des AT, das Buch Maleachi auch mit dem Bild der „hüpfenden Freude“ spielt. Dort bekommen wir zu hören, dass die „Sonne der Gerechtigkeit“ aufgehen wird, Heilung bringen wird und wir Freudensprünge machen werden wie Kälber, die aus dem Stall kommen (Mal 3,20). Diese aufgeregte, hüpfende Freude ist es also, mit der wir auf das Weihnachtsfest zugehen sollen.
Liebe Schwestern und Brüder, die aktuelle Zeit mit ihren Spannungen und den Unsicherheiten lässt erahnen, mit welcher Sehnsucht und Freude damals die Menschen auf den Retter und Erlöser gewartet haben, darauf dass sich die Zeiten ändern und ein gutes Leben wieder möglich ist.
Das war ihre große Hoffnung und das ist auch unsere große Hoffnung, die uns gut durchs Leben gehen lassen kann.
Alles in allem, denke ich bzgl. unserem sympathischen Evangelium von heute, dass sich die ersten Christinnen an den Anfang des Lebens ihres Jesus vorgetastet haben bis zu der Begegnung, die wir heute hören durften.
Es kann ein Bericht sein oder eine Bildgeschichte, die die Bedeutung des Jesus von Nazareth klarstellt.
Auf jeden Fall ist es eine Aufforderung an uns „vor Freude zu hüpfen“, weil er von den Toten auferstanden ist und uns besonders in diesen Tagen der Weihnacht begegnen will und auch wird.
Amen!