Durch die Taufe bist du ein Kind Gottes

Mit dem Fest, das wir am heutigen Sonntag feiern „die Taufe des Herrn“ geht in der Liturgie das Weihnachtsfest zu Ende. Ab jetzt schauen wir in den Evangelien nicht mehr auf das Jesus-Kind, sondern ab jetzt schauen wir auf den erwachsenen Jesus-Mann.
Jesus lässt sich als Mensch von ca. 30 Jahren von Johannes dem Täufer im Jordan taufen und es beginnt das, was wir in der Lesung des Apostel Petrus gehört haben: „Ihr wisst, was geschehen ist, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat, mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm."
Die Taufe Jesu wird im Evangelium nach Lukas recht kurz beschrieben: „Und während er betete, öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“
Jesus wird aus der Menge der übrigen Täuflinge - es waren viele die zum Jordan gekommen sind, um sich von Johannes taufen zu lassen - hervorgehoben, er wird von Gott als der Messias ausgezeichnet. Andererseits zeigt sich Jesus durch die Taufe, bei der er wie alle anderen in den Jordan hinabsteigt, solidarisch mit den Menschen, mit ihrer Begrenztheit und Endlichkeit; er teilt auch als Erwachsener voll und ganz menschliches Schicksal.
Und weiter bedeutet die Taufe Jesu für uns Menschen, dass sich für uns, für die Menschheit der Himmel öffnet. Das menschliche Leben wird hineingenommen in das göttliche Leben. Wenn Gott den menschge-wordenen Jesus als seinen geliebten Sohn erklärt, dann bekundet er eine Beziehung, die für alle Christen die tiefste Deutung der Taufe ausdrückt: Wir alle sind geliebte Kinder des himmlischen Vaters.
Wir sind alle getauft – wahrscheinlich kann sich keiner von uns daran erinnern, weil wir alle im Kleinkindalter getauft wurden. Erst in letzter Zeit werden Erwachsenentaufen mehr, weil manche Eltern ihre Kinder als Baby nicht mehr taufen lassen. So gab es im Jahr 2023 in Österreich ca. 40.000 Taufen, davon 208 Erwachsenentaufen.
Ein Kleinkind sagt noch nicht selbst Ja zur Taufe, das tun seine Eltern und Paten stellvertretend. Sie wollen, dass ihr Kind mit den Werten der christlichen Kirche aufwächst und dass ihr Kind mit dem Segen und Beistand Gottes aufwächst.
Wir wissen und wir spüren es und Eltern, die plötzlich Verantwortung für ein neues Menschenleben tragen spüren es auch: Wir Menschen haben nicht alles selbst in der Hand. Vieles was wichtig ist, können wir nicht beeinflussen. Eltern, haben vieles was ihr Kind betrifft nicht in der Hand. Nicht seine Gesundheit, nicht seine Begabungen und seine Schwächen und seine Zukunft ebenfalls nicht.
Was gibt ihnen Hilfe und Sicherheit? Ein bleibendes Zeichen ist die Taufe. Das Kind kommt mit dem Lebenselement Wasser in Berührung. Es wird eingetaucht in die Liebe Gottes und erhält die Zusage: „Du bist ein Kind Gottes! Die Liebe Gottes ist unauslöschlich. Selbst wenn du dich von Gott abwenden solltest, wird er immer auf dich warten. Nicht das Böse, Leid oder Tod haben das letzte Wort über dein Leben, sondern der Vater, der Sohn und der Heilige Geist hat das letzte Wort.
Was geschieht bei einer Taufe?
Zum Ritus der Taufe gehört das Segenswort im Namen des dreieinigen Gottes.
Diesen Segen können Eltern wie Paten immer wieder ihrem Kind zusprechen und es mit dem Segenszeichen, dem Kreuzzeichen bekräftigen.
Das Kind wird mit dem Chrisamöl gesalbt. Alles Böse soll an ihm abgleiten, es steht unter dem Schutz Gottes.
Das weiße Kleid bedeutet: Das Kind wird ganz neu angezogen von der Liebe Gottes in die Freundschaft mit ihm hinein.
Die Taufkerze bedeutet Leben im Licht Christi. Entzündet an der Osterkerze, ist sie das Symbol des durch keine Dunkelheit auszulöschenden Lichtes Gottes.
Das Kind ist keine Nummer, es trägt einen von den Eltern ihm zugedachten Namen. Die Taufe ist eine zeichenhafte, heilige Handlung, ein Sakrament. Sie besiegelt und bestätigt unauslöschlich die Verbindung mit Jesus Christus und seiner Gemeinde.
Deshalb ist die Taufe eben nicht einfach nur ein schöner Brauch oder eine Formalität, die dazugehört, sondern sie ist Gottes großes Geschenk an uns Menschen. Gott schenkt uns in der Taufe eine Würde, die uns kein Mensch mehr nehmen kann. Das, was wir in der Taufe geworden sind, das können wir nie mehr verlieren. Nämlich Kinder des Vaters im Himmel zu sein.
Martin Luther sagt über die Taufe: „Wie kann Wasser solch große Dinge tun? Wasser tut's freilich nicht, sondern das Wort Gottes. Denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlicht Wasser und keine Taufe; aber mit dem Worte Gottes ist's eine Taufe, das ist ein gnadenreiches Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen Geist.“ Martin Luther sagte auch: „Ich danke Gott und bin fröhlich, dass ich als ein Kind getauft bin. Ich habe nun geglaubt oder nicht, so bin ich dennoch auf Gottes Gebot getauft. An der Taufe fehlt nichts; am Glauben fehlt's immerdar.“
„Dies ist mein geliebter Sohn“, so sagt Gott zu Jesus am Jordan.
„Du bist mein geliebtes Kind“, so sagt Gott auch zu uns. „Dich habe ich erwählt“. Und wenn du inzwischen auch schon ein altes Kind geworden bist, wenn deine Haare weiß geworden sind, und auch wenn du inzwischen viele Fehler gemacht hast und auch noch machen wirst, du bist durch die Taufe untrennbar, unauslöschlich mit Gott verbunden.
Jemand hat es einmal so ausgedrückt: Durch die Taufe sind wir bereits mit einem Schritt ins Himmelreich eingetreten – die Verbindung ist da, und wenn wir einst sterben, dann machen wir den 2. Schritt hinein in das Himmelreich.
Amen.