"Das wahre Licht kam in die Welt, aber ..."
Es gibt tragische Missverständnisse und diese stören manchmal unser Leben gewaltig.
Das heutige Evangelium spricht von solchen Missverständnissen zwischen Mensch und Gott. Gott meint es gut, aber der Mensch traut ihm nicht.
Vom „Licht“ ist da die Rede, das von Gott her in diese Welt kommen sollte – aber „die Welt erkannte es nicht“.
Vom „Wort“, das gegeben wird, ist die Rede - aber es findet nur taube Ohren. Was Johannes da am Beginn seines Evangeliums schildert, deutet die ganze Tragik des Lebens Jesu an:
Das „Wort“ Gottes ist „Fleisch“ geworden, „Mensch“ geworden - in diesem Jesus. Das heißt: alles, was Gott uns zu sagen hat, es hat sich in Jesus gezeigt:
- in seinen Visionen und Träumen, von einer Welt, wie sie sein könnte, so erlösend und befreiend,
- in seiner Art zu leben, den Menschen ganz nahe, vor allem den Armseligen, den Kranken, den Außenseitern,
- in seinen Gleichnissen, in seinen Wundern - hat Gott die Menschen durch Jesus „angesprochen“.
Aber: die Menschen hatten kein Ohr für ihn, waren taub, oder wollten ihn einfach nicht hören.
Das „wahre Licht“ kam in die Welt, in diesem Jesus - sagt Johannes:
Aber: sie waren blind für das, was sich von Gott her in Ihm zeigte.
Ganz bei den Seinen wollte Gott sein – anwesend sein – „wohnen“ - unter den Menschen - Aber: sie hatten keinen Platz für ihn, sie nahmen ihn nicht auf, waren verstockt und verschlossen für diese „göttliche Menschlichkeit“, die in Jesus zum Leben kam.
„Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“.
Ein tragisches Missverständnis. Gott geht bis zum Äußersten, in seiner Liebe, geht ganz aus sich heraus, offenbart sich, wird „Mensch“, einer von uns, in diesem Jesus. - Aber: die Menschen haben ihn nicht verstanden, nicht verstehen wollen. Sie haben sich ihm verschlossen.
Sie haben – das „Licht“ - „ausgelöscht“ – dem „Wort“ nicht Gehör geschenkt Wort – den „Menschen“ ans Kreuz geschlagen.
Warum reagiert der Mensch so ablehnend, ja sogar feindlich dem gegenüber, was ihm eigentlich zum Heil werden könnte?
Es ist dieses Misstrauen, diese Angst und Unsicherheit, die wir ja auch kennen. Ein Misstrauen, das sich breit macht, in uns und es uns schwer macht, es anzunehmen, es zu glauben: welche „Aussichten“ sich in Jesus für uns, unser Leben und Zusammenleben, aufgetan haben.
Woher kommt dieses Misstrauen? – Das ist die Frage.
Biblisch gesprochen: dieses Mißtrauen ist „die Sünde der Welt“.
Nur Vertrauen kann davon „erlösen“.
Und dieses Vertrauen zu ermöglichen, das war die Absicht Jesu.
Dafür ist er ans Äußerste gegangen.
Deswegen sagt Johannes: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“
Für diejenigen, die ihn „aufnahmen“ , die Ihm „Glauben“ schenkten, wurde das Leben von Grund auf anders.
Sie wurden „erlöst“ von dieser misstrauischen Angst.
Sie fühlten sich wie „neugeboren“, als Kinder Gottes.
Für diejenigen, die ihm Vertrauen schenkten, hat das Leben eine grundlegend neue Qualität bekommen.
Sie haben erfahren, dass „Er bei ihnen wohnt“.
„Verschließen“ wir uns in uns selber, lehnen Ihn ab, stellen wir uns „taub“ für sein „Wort“, bleiben wir „blind“ für sein „Licht“ – dann bleiben wir „unerlöst“ in unserer Angst.
Wir haben Weihnachten gefeiert, liebe Gemeinde, wir reden vom „Licht“, das im Kind in der Krippe zur Welt gekommen ist, vom „Stern“, der aufgegangen ist, über dem Dunkel der Welt.
Wir gehen nun hinüber, in den Alltag eines neuen Jahres.
Öffnen wir unser Herz, schenken wir ihm Vertrauen, seinem „Wort“, dann werden wir hören, sehen und verstehen können, wie Er uns zum „Retter“ und „Erlöser“ werden kann.
Ich wünsche uns allen, dass wir immer Vertrauen finden können in Gottes gute Absicht mit uns, „die Mensch geworden“ ist, in Jesus.
Ich wünsche uns allen: dass wir IHM vertrauen lernen:
indem wir „hören“ - immer mehr – auf sein „Wort“,
indem wir „sehen und verstehen“ - in seinem „Licht“,
indem wir „Raum geben“, IHM, der unter uns „wohnen“ will.
Amen