Was macht diese Nacht zur "Heiligen Nacht"?
Überall auf unserer Welt erklingen heute wiederum Weihnachtslieder,
überall wird diese alte Geschichte erzählt, von der wunderbaren Geburt eines Kindes, über dem der Himmel aufgeht, über dem die Engel singen und von Gottes Güte und Menschenfreundlichkeit künden.
Heute Nacht, überall auf dieser Welt....Und was ist das für eine Welt?
Eine Welt, von Krisen geschüttelt, in der scheinbar immer mehr alle diese Werte verloren gehen, die das Zusammenleben ermöglichen.
Eine Welt, in der es viel Ratlosigkeit gibt und Unsicherheit:
in unseren Beziehungen, in vielen Familien.
Vertrauensverlust in der Politik, Krisen in der Finanzwelt.
Überhaupt: Angst vor der Zukunft…
Was ist das für eine Welt, die von vielen nicht als Heimat erlebt wird,
sondern als unheimlicher Ort.
Eine Welt, in der Menschen weinen, aus Verzweiflung, aus Angst, aus Hunger, in der viele ums nackte Überleben kämpfen.
Eine Welt, in der viele keinen Platz finden, wo sie in Ruhe leben könnten,
in der Hass und Terror herrschen, in der Menschen grausam behandelt werden, in der Kinder gequält werden, in der viele an keine Zukunft mehr glauben...Es ist unsere Welt, wie wir sie tagtäglich erleben.
Und in dieser Welt kommen wir hier, kommen heute Nacht überall auf unserem Planeten - Menschen zusammen und feiern Weihnacht:
Wir reden und singen von Frieden, von Liebe und Güte.
Wir wünschen einander alles Gute und Liebe, wir beschenken einander, bekunden unser Wohlwollen, wir lassen uns auf Gefühle ein, die wir uns sonst kaum erlauben.
Was treibt uns dazu? Macht das überhaupt Sinn?
Ist nicht alles bloß romantisches Getue, ohne Bedeutung. „Weihnachtsseligkeit“, die morgen – bei Tageslicht – schon wieder verflogen ist?
Was macht denn für uns diese Nacht so anders, so besonders?
Was macht sie zur „Heiligen Nacht“?
Es ist ihre geheimnisvolle, aber wunderbare Botschaft:
Da liegt ein neugeborenes Kind in der Krippe, in einem Stall.
Und über diesem Kind „geht der Himmel auf“,
Licht bricht herein in unsere Finsternis, und Engel verkünden:
„Fürchtet euch nicht.
Euch ist der Retter geboren, es ist Christus der Herr.“ -
Ein Kind, liebe Gemeinde – das ist immer ein neuer Anfang,
neu geborene „Menschlichkeit“:
Winzig noch – klein und unscheinbar - aber mit diesem Kind in der Krippe verbünden sich unsere Sehnsüchte und Wünsche und Hoffnungen:
Diese Heilige Nacht, mit ihrem Geheimnis, sie lässt uns hoffen:
- auf eine neue Welt, die nicht kalt und dunkel ist,
sondern ein warmes und helles „Zuhause“ für alle Menschen.
- auf Menschen, die sich nicht feindselig und voller Hass gegenüberstehen, sondern sich herzlich und offen begegnen.
- Sie lässt uns hoffen, dass alle Menschen, gleich woher sie kommen,
gleich wie sie sind, wertvoll sind und geschätzt werden.
- Diese Nacht lässt uns träumen von einer Welt, in der jeder Mensch, ob jung oder alt, die Zuwendung und Liebe bekommt, die er braucht.
- Von einer Welt, die durchflutet ist von Liebe und Güte, von Barmherzigkeit und Wärme. –
- Sie lässt uns hoffen auf eine Zeit, in der man das Wort Krieg nicht mehr kennt, in der keiner dem anderen Gewalt antut, in der man nicht Angst zu haben braucht voreinander.
- Sie lässt uns glauben, an eine Zukunft, in der wirklich Frieden herrscht,
in der jeder zu seinem Recht kommt,
in der der Mensch „Mensch“ sein darf und kann, so wie Gott ihn gedacht hat.
Liebe Mitmenschen,
lassen wir uns diese Träume und Visionen der „Heiligen Nacht“ nicht nehmen.
Retten wir sie hinüber in den Tag, bringen wir sie „ans Licht“,
durch unser Leben, durch unseren Umgang miteinander.
Lasst uns leben, in diesem Vertrauen, dass „Gott mit uns ist“.
Er ist mit uns - heute und alle Tage, bis in Ewigkeit.
Amen.