„Amen ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in der Opferkasten hineingeworfen als alle anderen...“
Liebe Mitchristen!
„Amen ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in der Opferkasten hineingeworfen als alle anderen...“
Unterschätzen wir diese arme Witwe nicht! Intensiver als das Bild des barmherzigen Samariter leuchtet ihr Bild! Denn sie ist ein unmittelbares Vor-Bild für Jesus selbst und was ihm bevorsteht, seine Hingabe am Kreuz, sein Leiden und Sterben. Dann wird auch er selbst hingehen und alles geben und nichts zurückhalten. Er wird arm werden um der Menschen willen, so arm, dass er alles was er hat, und auch alles was er ist, ausschütten wird in den Tod, weggeben wird zu unserer Rettung.
Schon damals im Tempel weiß Jesus: „Ich gehe hin und tu desgleichen!“Diese arme Witwe ist Sein Vor-Bild. Sie ist für Ihn ein Spiegel für sein Herz.
Im Ganzen des Evangeliums ist diese Frau, ein Nobody (Niemand); sie steht für die Vielen, die scheinbar keine Rolle spielen und verborgen bleiben vor den Blicken der Welt und der Kirche, die kurz auftauchen im Scheinwerferlicht des Wortes Gottes und wieder auf Nimmerwiedersehen verschwinden in der Menge. Sie steht für die Unzähligen, die unterschätzt werden, die unbemerkt Gutes tun und nicht darüber reden.
Es ist wohl kein Zufall, dass es gerade zwei Münzen sind. Zwei Geldstücke hätte man auch teilen können: Eine für Gott, die andere für mich. Die eine für den Tempel, die andere für meine Tagesration. Hat nicht selbst der heilige Martin den Mantel in zwei Teile geteilt und eben nicht den ganzen Mantel hergegeben? Die Frau aber gibt alles, ihr „Leben“. Jesus spricht sie selig und schützt sie davor, möglicherweise für verrückt erklärt zu werden.
Er erklärt sie nicht für verrückt! So wenig, wie er die andere Frau stoppen wird, die das kostbare Öl auf seinen Füßen verschwendet. Die arme Witwe wird wieder wegtreten und verschwinden in der Menge. Er redet mit ihr kein Wort. Er redet nur über sie, aber er redet nur Gutes! Und er bittet uns, diese „seltsame und außergewöhnliche Heilige“ mit seinem Blick anzuschauen! Denn er ahnt etwas: Diese Frau hat, ohne ihn zu kennen, verstanden.
Ohne groß zu überlegen, ohne Berechnung, ohne die Angst vor dem Morgen, ohne vielleicht zu wissen, was sie tut: Sie legt ihr „Ein und Alles“ in den Opferkasten: In dieser Kollekte ist ihr Herzblut drin. Da ist „Liebe drin“ in diesem Kleingeld, in diesem Präsent ist sie selbst “voll präsent.“
Sie gehört einfach zur Botschaft Jesu. In kleiner Münze tut sie das, was ihm, Jesus, am Karfreitag auch bevorsteht. Sie lässt alles los, steht völlig mit leeren Händen da. Sie vertraut ganz auf die Hilfe und Führung Gottes.
Liebe Mitchristen! Wir haben Allerheiligen und Allerseelen gefeiert, und wir feiern noch weitere schöne Heiligenfeste in diesem Monat November. Da sind wieder Menschen, die mit kleiner Münze das Ganze der Liebe schenken. -
Sagen wir Danke für unscheinbare Heilige des Alltags, die ohne große Worte das Richtige tun; für die, die einfach da sind, wo sie gebraucht werden. - Sagen wir auch Danke für die Verstorbenen, die in den „Opferkasten“ unseres Lebens so viel Gutes hineingelegt haben und die wir dankbar seligsprechen, indem wir in diesen Tagen Kerzen auf ihren Gräbern entzünden. - Danke für die, die nie im Scheinwerferlicht der Welt und der Kirche, sondern nur im Augen-Blick Jesu stehen.. - Danke Gott, auch für solch komischen, ver-rückten Heiligen, die man belächelt wie den hl. Fanziskus, der mit seiner kleinen Kraft, den Traum des Papstes, die „große Lateranbasilika in Rom“ vor dem Einsturz bewahrt aus radikaler Liebe zur Kirche Jesu Christi. Oder wie den heiligen Martin, der mit seinem halben Mantel so seltsam aussah, jedoch ein starkes Zeichen gesetzt hat. Oder wie die hl. Elisabeth und ihre unfassbare närrische Liebe zu den Armen; Menschen, die auffällig sind, weil sie mehr zu hoffen wagen...
Danke Gott, für die kleinen Gesten und Zeichen, von unauffälligen Menschen, die in der Welt keine Rolle spielen. Gott sei Dank fallen sie in deinen Blick.
Jesus rettet sie vor dem Vergessen. Er sammelt die kleinen Momente.
Danke, Herr, für deine Aufmerksamkeit für das Unscheinbare!
Amen.