"Ich bin das Brot des Lebens..."
Wenn mich jemand fragt: „Wovon lebst du?“, dann könnte ich meinen Kühlschrank öffnen und meine „Lebensmittel“ herzeigen: „Davon lebe ich!“
Ich könnte auch meinen Gehaltszettel herzeigen. Da würde vielleicht mancher erstaunt sagen: „Was, davon kannst du leben?“ - (Nein, so schlimm ist es nicht. Ich kann ganz gut leben von meiner Pension.)
„Wovon lebst du?“ – Ich kann also auf das verweisen, was ich habe, an Vorräten, an Geld, an materiellen Dingen.
Ich könnte auch sagen: Ich lebe von Menschen, die mir wichtig sind, von der Anerkennung, von der Zuwendung, die ich bekomme.
Ich lebe von Gesprächen, von gelungenen Begegnungen, auch von guten Büchern, auch von stillen Zeiten… Alles, was mich „nährt“, mir Kraft gibt, mir Freude macht. Das lässt mich leben.
„Wovon lebst du?“ - Es sind zwei Ebenen, auf denen man auf diese Frage antworten kann: Damit ich „leben“ kann, müssen die rein materiellen Grundbedürfnisse abgedeckt sein. Das ist aber nicht alles.
„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ - heißt es.
Und wir wissen, dass es so ist. Das Materielle ist wichtig, keine Frage. Der Mensch braucht aber mehr, er braucht auch so etwas wie Sinn, Erfüllung, Anerkennung – das „nährt“ uns und macht das Leben „lebens-wert“.
Manche „haben“ alles, können sich alles „leisten“ - aber „leben“ können sie nicht.
„Er hat doch alles gehabt!“ – hört man manchmal, wenn jemand mit seinem Leben nicht mehr zurechtgekommen ist.
„Wovon lebst du wirklich?“ -
„Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ – hören wir Jesus im heutigen Evangelium sagen.
„Ich bin das Brot des Lebens“. – Diese Aussage ist nicht so leicht zu verstehen. Liest man im Evangelium weiter, da heißt es dann: „Sie murrten gegen Jesus. Und viele wandten sich ab von ihm.“ – Sie haben ihn nicht verstanden, noch nicht. Es ist auch nicht so leicht zu verstehen. „Ich bin das Brot des Lebens?“
Ich versuche es so:
Wenn wir annehmen und „aufnehmen“, „zu uns nehmen“, was Jesus uns sagen will, dann werden wir die „Nahrung“ haben, die uns wirklich leben lässt.
Wenn wir ihm „glauben“, ihm vertrauen und auch bei ihm bleiben, dann werden wir bekommen, was uns leben lässt: – „das Brot des Lebens“. Wir werden nicht mehr „hungrig“ und „durstig“ immer nach Neuem suchen.
Wir werden „satt“ werden und gut leben können.
Im „Vater unser“ bitten wir immer wieder:
„...unser tägliches Brot gib uns heute“.
Wir bitten darum, dass wir täglich haben, was wir brauchen, um unseren leiblichen Hunger zu stillen.
Aber auch darum bitten wir, dass wir dieses „Brot“ finden, das unsere Seele nährt: „das Brot des Lebens“.
Wir bitten, dass wir auch davon täglich so viel bekommen, wie wir brauchen.
Wenn wir zur Kommunion gehen, unsere Hand aufhalten, uns das „Brot“ geben lassen, es zu uns nehmen – dann ist dieses kleine Stück Brot für uns das „Sakrament“, das heilige Zeichen für das, was Jesus meint:
„Ich bin das Brot des Lebens, wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ – Amen