Aschermittwoch - authentisch leben
Liebe Mitchristen!
Immer wenn große Katastrophen in der Welt geschehen, wird bald darauf eine große Spendenaktion gestartet, um den betroffenen Menschen zu helfen. Im Fernsehen werden wir aufgerufen, zu geben, große Shows werden veranstaltet, die Spendensummen bekannt gegeben und die Großspender namentlich genannt. Auch bei Licht ins Dunkel ist es nicht anders, obwohl ich mich frage, warum diese Familien mit behinderten Kindern auf Spenden angewiesen sind und nicht staatliche Mittel dafür verwendet werden können?
Es ist bewundernswert, welche Beträge bei diesen Spendenaktionen zusammenkommen, wie auch unser Blick auf die Not anderer, die wir gar nicht kennen, gelenkt wird und wie vielen Menschen dadurch geholfen werden kann.
Und dennoch schlägt das heutige Evangelium in eine andere Kerbe. Jesus lässt keinen Zweifel an seinen Worten, die wir immer am Beginn der österlichen Bußzeit, der Fastenzeit hören: „Wenn du Almosen gibst, lass es nicht vor dir her posaunen! Dein Almosen soll verborgen bleiben. Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen.
Was hat Jesus gegen das offene, sichtbare Spenden und Fasten?
Er hat nicht direkt etwas dagegen, er lehnt die gute Tat nicht ab. Aber er weist darauf hin, dass der Sinn des religiösen Fastens und Almosengebens ein anderer ist.
Hier geht es um meine Beziehung zu Gott und den Menschen. Und in einer Beziehung, ob Ehe, Freundschaft oder Liebesbeziehung kommt es nicht darauf an, wie laut die Treue hinausposaunt wird, auch nicht wie viel Bewunderung einer in der Gesellschaft genießt. Und auch nicht, wieviel Geschenke oder Spenden gegeben werden.
Vielmehr kommt es darauf an, einander beizustehen, wenn die anderen mich verspotten, wenn ich scheitere oder krank bin, dann, wenn es niemand sieht, wenn es keinen Ruhm und keine Ehre dafür gibt.
Heute beginnt die 40-tägige österliche Bußzeit, wir sagen oberflächlich Fastenzeit, die uns auf Ostern hinführen soll. Es beginnt die Zeit der Umkehr, Neuorientierung und Besinnung.
Wir können das heutige Evangelium zum Anlass nehmen, um uns selbst zu prüfen, wie weit wir der Gefahr erliegen, Gutes zu tun oder zu Fasten, um abzunehmen, oder um der Anerkennung willen, die wir dafür von anderen bekommen möchten.
Jesus stellt uns die Alternative vor Augen: was bin ich bereit, ohne Lohn und Anerkennung zu tun? Wie viel bedeutet mir meine Gottesbeziehung wenn mich niemand beobachtet. Wem gebe ich etwas im Wissen, dass ich es niemals zurückbekommen werde? Wo helfe ich, ohne dass jemand etwas davon erfährt? Wo liebe ich einen Menschen, ohne daraus irgendeinen Anspruch abzuleiten?
Liebe Mitchristen, in der Fastenzeit geht es vielleicht nur darum, sich seine Beziehungen wieder einmal genau anzuschauen und sie wieder neu zu pflegen. Es geht vielleicht nur darum, sich wieder neu einzulassen auf den anderen und auf Gott. Dazu braucht es aber keine Öffentlichkeit und kein großes Trara, das geschieht in uns, leise und im Verborgenen.
Amen.