"Glaub an Gott und glaub an mich!"
Der berühmte Physiker und Nobelpreisträger Niels Bohr, er bezeichnete sich selbst als Atheist, bekommt eines Tages Besuch von einem Kollegen. Dieser wundert sich, dass über der Haustür ein Hufeisen hängt und er fragt: „Warum hängt da dieses Hufeisen über deiner Tür?“ - „Man sagt das hält Unglück ab und vertreibt die bösen Geister.“ - sagt Bohr.
Da lacht der Kollege: „Du, gerade du, glaubst an so einen Unsinn?“ - „Nein, glauben du ich nicht daran.“ - „Warum hängt das dann da?“ – Die Antwort: „Vielleicht funktioniert es ja auch, wenn man nicht daran glaubt.“
„Vielleicht funktioniert es ja auch, wenn man nicht daran glaubt.“ – Manchmal denke ich mir, dass die Einstellung vieler Menschen so ist: Ein Rosenkranz aus Mariazell in der Tasche, ein Kreuzerl um den Hals, der hl. Christophorus im Auto:
„Vielleicht ist ja doch etwas dran?“
Dieses „Vielleicht“ – es begegnet mir immer wieder.
Wenn man - z.B.- auf Reisen ist, eine fremde Stadt besucht: Mich erstaunt dann oft, wie viele Menschen die Kirchen besuchen. Still - und manchmal etwas verlegen – zünden sie dann eine Kerze an – wieso und wofür - …“vielleicht ist ja doch etwas dran.“
Ja, es gibt diese Art von so einer diffusen „Gläubigkeit“.
Ich möchte das gar nicht schlecht reden oder mich darüber lustig machen. Ganz im Gegenteil.
Ich meine, dass auch so eine „Vielleicht – Gläubigkeit“ immer noch ein Ausdruck dafür ist, dass man es zumindest für möglich hält, dass hinter unserem Dasein mehr steckt, als wir oberflächlich erkennen können. Es ist nicht alles erklärbar, wir haben nicht alles im Griff, was sich abspielt zwischen Himmel und Erde.
Es gibt eine Sehnsucht danach, dass es so etwas wie „Transzendenz“ gibt.
Etwas, das die Grenzen des „Gegebenen“ aufbricht und übersteigt und dem Ganzen „Sinn“ gibt.
Es gibt diese Sehnsucht danach, dass es etwas gibt, an das man unbedingt „glauben“ kann. Etwas, das uns hält, uns träg. Etwas – oder jemanden - auf den man sich unbedingt verlassen kann.
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren!“
„Glaubt an Gott und glaubt an mich! – sagt Jesus im heutigen Evangelium.
Es ist eine Einladung. Ein Angebot.
Das Wort „glauben“ hat in unserem Sprachgebrauch schnell die Bedeutung: „Was man nicht weiß, muss man halt „glauben“. Man kann es „für wahr halten“, aber sicher ist es nicht: „Vielleicht ist ja doch was dran“…
Im biblischen Sprachgebrauch klingt es anders:
Das hebräische Wort für „glauben“ heißt: „aman“.
Und dieses Wort bedeutet:
sich fest machen, sich verwurzeln in Gott.
Einen festen Stand haben, in Gott.
Auf ihn vertrauen, ganz fest und unerschütterlich.
Und dieser „Glaube“ ist eine grundsätzliche Entscheidung.
Mein „Ich glaube!“ - wird dann zu einer Haltung.
Zu einer Haltung, die mein Leben von Grund auf bestimmt.
Es mag Zeiten geben, in denen es uns schwerfällt zu sagen: „Ich glaube“. Weil scheinbar vieles dagegenspricht. Wir zweifeln, oder wir bleiben in dieser vagen „Vielleicht – Gläubigkeit“ hängen.
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren.
„Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ – lädt Jesus uns ein. Das zu beherzigen, diesem „Glauben“ in uns, in unserem Herzen, Raum zu geben, eine „Heimat“ zu geben, darauf käme es an.
Möge unser: „Ich glaube!“ wirklich ein Bekenntnis sein, das aus dem Herzen kommt und uns trägt, durch unser ganzes Leben. – Amen.