„Ich bin die Auferstehung und das Leben... Glaubst du das ?“
Liebe Mitchristen!
Was war das für ein Zögern seitens von Jesus seinen engsten Freundinnen gegenüber? Er wartet noch 2 Tage, obwohl er weiß, dass sein Freund Lazarus im Sterben liegt.
Ich verstehe die anklagende Frage von Martha vollkommen: „Wärest du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben.“
Spätestens hier bemerken wir, dass der Evangelist uns im Blick hat, weil er immer wieder selber erfährt, was das Leben und Leiden so spielt.
Wie oft fragen wir uns: Wo bleibst du, Herr? Warum greifst du nicht ein?
- Aus eigener Erfahrung musste ich diese Frage mehrmals stellen: U.a. als unsere Tochter mit 2 Jahren an Leukämie erkrankte und mit 6 noch einmal.
- Ich denke an das Schulkind, das am Zebrastreifen übersehen wurde...
- So oft beten wir um Frieden...“Herr, wärest du hier gewesen...Es wäre der Krieg nicht ausgebrochen.“
- Die Mütter der jungen Soldaten klagen: „Mein Sohn wäre noch am Leben“. ca. 250.000 mal.
Jeder von uns hat solche Erfahrungen.
Da nimmt uns der Evangelist bei der Hand und verweist auf den Glauben von Martha, die da sagt: „Aber auch jetzt weiß ich, dass Gott dir alles in die Hand gelegt hat.“
Jesus fordert also auch uns auf zu einem Glauben wie zu einer Auslieferung!
Damit er uns etwas leichter fällt, setzt er an zu seinem größten Zeichen, das er je gesetzt hat. Es ist ein Zeichen, das uns zeigt, was er mit uns vorhat, wenn unser Leben zu Ende geht.
Auch er hat sich komplett dem Willen und dem Plan seines Vaters ausgesetzt und wurde scheinbar hängen gelassen bis zu seinem schrecklichen Ausruf: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“
Aber er blieb auf der Spur seines Vaters, dem er am Ölberg zusagte: „Nicht mein Wille geschehe, sondern der deine.“
Ja hier wird es heikel für unseren Glauben!!! Aber nur so zeigt sich sein Wert und vielleicht sein Trost. Glauben heißt: sich verlassen auf das, was man hofft, und fest rechnen mit dem, was man nicht sehen kann. (Hebr.11)
Die beiden Frauen im Evangelium wohnen in der Nähe von Jerusalem, wo es für Jesus schon ein Mal gefährlich wurde. Genau dorthin will Jesus zurück. Thomas glaubt, Jesus geht nun aufs Ganze und reagiert tapfer, will ein Held werden und mit Jesus sterben.
Martha und Maria hingegen erwarten weiter, dass er etwas ganz Persönliches für sie tun wird. Sie spüren die göttliche Energie in Jesus. Er fragt sie ganz ausdrücklich danach: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Glaubst du das?“
Dann zeigt er wie sehr er ihnen verbunden ist. Er wird emotional. Er ist erschüttert und weint.
Schließlich spielt er seine Göttlichkeit komplett aus und ruft laut: „Lazarus, komm heraus!“ Und er kommt heraus. Unheimlich, nicht?
„Bindet ihn los!“ Fordert er. Lazarus soll zurückkehren zu den Lebenden, aber eben mit der Todeserfahrung oder besser mit der intensivsten Gotteserfahrung.
Er ist sprachlos.
Von nun an tritt Jesus in totale Konkurrenz zum bestehenden Religionszentrum, dem benachbarten Jerusalem mit seinem wunderschönen Tempel und seinen Autoritäten. Ist er wirklich der Sohn Gottes? Es wird also gefährlich! Auch für Lazarus.
Einer von ihnen, der Hohepriester Kajafas, spricht es später ganz staatsmännisch aus: „Seid ihr noch bei Verstand? Ist es nicht besser, wenn einer für das Volk stirbt, damit nicht das ganze Volk stirbt!“ - Abermals unheimlich!
Dieses Evangelium ist auch für uns heute eine enorme Herausforderung: Ich soll nicht bloß ein paar missglückte Fastenopfer bringen oder wallfahren gehen, wenn der Hut brennt, Gelübde machen, etc., sondern seine Frage ertragen: „Glaubst du mir?: Ich bin die Auferstehung und das Leben!“
Es geht in unserem Christentum also zutiefst um das JA zu IHM.
Er will also ganz in unser Leben - in gute und schlechte Tage - und in unser Sterben integriert (hineingenommen )werden.
Zum Beweis dafür, dass er vertrauenswürdig ist, ist er selber als gut 30-Jähriger in das Reich des Todes hinabgestiegen, - wie wir gleich im Glaubensbekenntnis beten werden.
Amen