"Seid eines Sinnes und einer Meinung"

Liebe Mitchristen!
Was für eine Forderung des Apostel Paulus an Menschen in Korinth!
Ich alleine bin schon mehrerer Meinungen! Und da verlangt Paulus, dass eine ganze Gemeinde einer Meinung sein soll.
Wissen sie immer welcher Meinung sie sind? Wissen sie immer was richtig, was falsch ist?
Sind wir doch ehrlich – die Welt, unser Zusammenleben ist doch viel zu komplex, als das auf alles eine einfache und eindeutige Antwort zu finden ist. Mich wundert es nicht, dass die Christengemeinde in Korinth nach kürzester Zeit Spaltungen erfährt, dass sich verschiedene Gruppen bilden und dass es zu Streitigkeiten kommt.
Jesus ist gegangen, zurückgeblieben sind seine Jüngerinnen und Jünger, die versuchen, seine Lehre weiter zu tragen und unter die Menschen zu bringen. Ein jeder von ihnen nach bestem Wissen und Gewissen. Natürlich fließen dabei persönliche Befindlichkeiten mit ein. Natürlich lassen sich bestimmte Prägungen der Menschen, die Gottes Botschaft verkünden, nicht ablegen.
Die ersten Christengemeinden haben mit diesem Phänomen des Uneins-Sein und der verschiedenen Auffassungen einer Sache zu kämpfen und wenn wir die Kirchengeschichte anschauen, dann ging es munter weiter. Um was wurde nicht alles gestritten in der Kirche im Laufe der Jahrhunderte. Oft waren die Streitigkeiten viel zu politisch und machtversessen.
Und als es gar zu arg wurde, kam es durch Martin Luther Anfang des 16. Jahrhunderts sogar zur Kirchenspaltung. Die Kirche in Rom hatte sich aber zur damaligen Zeit wirklich recht weit von der liebenden und barmherzigen Lehre Jesu entfernt.
Wie Paulus könnten wir da auch die Frage stellen: Ist denn Christus zerteilt?
Paulus hat seinen Brief begonnen mit den Worten: „Im Namen unseres Herren Jesus Christus.“ Und dieser Jesus Christus hat gesagt: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Ich bin der Weg…. Jesus hat einfach gelebt, er hat sich unter das einfache Volk gemischt, nicht unter die Herrschenden und Gebildeten. Er ist den Menschen auf deren Weg immer entgegengekommen, mit Verständnis, mit offenem Ohr und offenem Herzen.
Ich bin die Wahrheit …. Jesu Lehre war einfach und doch revolutionär: Liebt einander, seid barmherzig und seid großzügig euren Mitmenschen gegenüber … sowohl in materiellen Belangen als auch in eurem Zusammenleben.
Ich bin das Leben, niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Nur wenn wir Seine Lehre beherzigen und in unserem Leben umsetzen, erfahren wir echtes Leben, bis über den Tod hinaus.
Werden damit nicht scheinbar ganz wichtige, aber halt doch „nur“ von Menschen gemachte Regeln und Vorschriften unwichtig?
Auch wenn die Menschen, die diese Regeln erlassen haben besonders klug und erfahren sind?
Auch wenn diese Vorschriften schon seit Jahrhunderten bestehen und scheinbar „unverrückbare“ Wahrheiten sind?
Jesus hat sich sein Leben lang an die einfachen Menschen gewandt und sie haben seine Worte gehört und die Einzigartigkeit seiner Botschaft erkannt. Die Lehre Jesus ist bei seinen Anhänger, meist einfache Menschen voll in die Herzen gefahren und hat tiefe Spuren hinterlassen. So tiefe Spuren, dass - wie wir im Evangelium gehört haben - ihm Menschen wie Simon Petrus und sein Bruder Andreas sofort gefolgt sind.
Die Gelehrten, die seine Worte auch gehört haben wollten eher mit ihm über seine Lehre diskutieren und bereden. Da war kein Herz dabei.
Damit Jesu selbst und seine Botschaft bei uns ankommen kann, muss es ins Herz hinein gehen. Nur wenn wir uns tief in unserem Inneren anrühren, berühren lassen werden wir etwas von Gottes Liebe zu uns Menschen begreifen. Wenn seine Lehre bei uns nur an der Oberfläche bleibt, wenn wir sie nur mit dem Verstand verstehen wollen, werden wir seine Botschaft nicht begreifen und letztendlich scheitern.
Aber wie geht das? Wie schaffen wir das?
Der französische Schriftsteller Antoine de Saint Exupéry schreibt in seinem berühmter Buch „Der kleine Prinz“: Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar.
Und ich glaube, das gilt auf für das Hören: Man hört nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Ohr unhörbar.
So wollen wir uns darin üben – im Sehen und Hören mit dem Herzen.
Damit Gott eine Chance hat zu uns zu kommen, in unser Herz, dorthin wo wir ganz Mensch sind und wo wir ganz Gottes Geschöpfe sind.
Amen.