"Er ist kein Gott von den Toten, sondern von den Lebenden...."
"Er ist kein Gott von den Toten, sondern von den Lebenden...."
Es gibt eine Art und Weise zu diskutieren, bei der es gar nicht darum geht, eine Antwort auf eine Frage oder eine Lösung für ein Problem zu finden, sondern allein darum, den anderen „aufs Glatteis zu führen“.
Wir kennen solche Diskussionen, wir haben manchmal auch Spaß daran.
Eine Diskussion von dieser Art ist jene, in die einige von den Sadduzäern Jesus hineinziehen möchten.
Es geht um die „Auferstehung“.
Die Sadduzäer, muss man wissen, glauben nicht an eine Auferstehung. Und jetzt wollen sie durch ein gefinkelt konstruiertes Beispiel beweisen, dass es Unsinn ist, an so etwas wie „Auferstehung“ und „Weiterleben“ zu glauben:
„Wie ist das – fragen sie Jesus: da gibt es doch dieses Gesetz: Wenn ein Mann stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll der Bruder die Frau heiraten und ihm so Nachkommen verschaffen.
Nun lebten einmal sieben Brüder - der erste stirbt - kinderlos - der zweite heiratet die Witwe - auch er stirbt, der dritte heiratet sie usw. Nacheinander heirateten sie dieselbe Frau - alle sterben – und die Witwe bleibt kinderlos. Wessen Frau ist sie nun bei der Auferstehung?
Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt.“
Zur Erklärung muss man sagen: es war für eine Witwe zur damaligen Zeit schlimm, ohne Nachkommen zu leben. Es gab ja keine Pension, auch keine Versicherung. Es war Aufgabe der Kinder für die Alten zu sorgen. Deswegen gab es dieses Gesetz: zum Schutz der Witwen.
Aber die Fragesteller interessiert die Situation dieser Witwe überhaupt nicht. Sie benützen sie nur. Sie wollen Jesus eine Falle stellen.
Jesus durchschaut ihre Absicht. Er steigt darauf nicht ein. Er sagt ihnen: Ihr versteht nicht, was „Auferstehung“ meint: „Auferstehung“ ist nicht die bloße Fortsetzung des Bisherigen. Es ist nicht ein „Weiterleben“ im Sinn einer Verlängerung ins Unendliche.
Die Hauptaussage der Geschichte ist für mich der Satz:
„Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden, denn für ihn leben sie alle“. – Für Gott gibt es keine „Lebenden“ und „Toten“ – für ihn „leben“ sie alle.
Es ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich - auch für Christen nicht - an so etwas wie „Auferstehung“ und „Weiterleben“ zu glauben. Es gibt, so könnte man sagen, viele von der Art der „Sadduzäer“ heute. Manchmal kommen sie auch mit ähnlichen Fragen: Wie soll denn das gehen? Wie kann man sich das vorstellen? Wo hätten denn alle Platz, wenn alle auferstehen würden? usw.
Das ist daneben so zu fragen, meine ich.
Da ist eine Vorstellung von Auferstehung, die so nicht stimmt. Es geht nicht um die Fortsetzung des Bisherigen, um ein Weiterleben nach den Regeln dieser Welt.
„Für Gott sind alle lebendig!“- ob sie jetzt – nach den Regeln dieser Welt am Leben sind oder schon im Tod.
„Wer im Gedenken seiner Lieben bleibt, der ist nicht tot, tot ist nur, wer vergessen wird“. – So steht manchmal auf Totenbildern oder Grabsteinen. Und das gibt eine Richtung an, in der wir weiterdenken sollten.
Wenn für uns schon gilt: Menschen, die wir geliebt haben, leben für uns weiter. An wen wir noch denken, der ist nicht „tot“, der ist „lebendig“ für uns, dann glaube ich, dass das umso mehr von Gott gilt:
Für Gott „leben“ wir, auch wenn unsere irdische, nach Stunden, Tagen und Jahren bemessene Lebenszeit, zu Ende gegangen ist.
Weil Gott „ewig“ ist, möchte er auch, dass es uns gibt, auf „ewig“. – Gott, so sagen wir, ist „Liebe“. „Lieben“ bedeutet – auf lateinisch – „volo ut sis!“ – ich möchte, dass du bist. Und das auf „ewig!“
„Amoi segn wir uns wieda“ – man kennt dieses Lied
Es wird gerne bei Verabschiedungen gespielt.
Ob man es mag oder auch nicht, dieses Lied, das ist Geschmackssache. Es drückt eine Hoffnung aus, die tief in uns verwurzelt ist.
Eine Hoffnung, die den Tod „entmachtet“, die uns den Horizont öffnet und uns darauf vertrauen lässt:
„Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben wir alle, auf „ewig.“