"Frieden oder Spaltung!"
" Frieden oder Spaltung?"
Bei diesem Evangelium frage ich mich immer wieder:
Ist das wirklich Jesus, der so spricht? Das ist doch überhaupt nicht seine Art!
„Meint ihr, ich sei gekommen, um „Frieden“ auf die Erde zu bringen? Nein sage ich euch, nicht Frieden sondern Spaltung!“ - So etwas aus dem Munde Jesu?
„Friede den Menschen auf Erden“ – so singen die Engel über seiner Krippe. Mit „Friede sei mit euch!“ - “Meinen Frieden gebe ich euch!“ – grüßt der Auferstandene seine Jünger.
Dass Friede sei auf Erden, Einheit und Versöhnung unter den Menschen, das war doch sein Herzensanliegen. Dafür hat er doch alles gegeben.
Warum redet Jesus plötzlich von Spaltung, von Streit und Zwietracht? „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden zu bringen...“
Ich gebe zu, dass ich mir mit diesem Evangelium nicht leicht tue. Es ist eine Herausforderung. Aber gerade deswegen versuche ich, einen Zugang zu finden:
Ich versuche es so:
Jesus spricht diese Worte in einer todernsten Situation:
Er geht seinen Weg, trotz heftigsten Widerstandes.
Die eigene Familie versteht ihn nicht, man hält ihn für verrückt, in seiner Heimatstadt wird er verjagt, seine Jünger wollen ihn abhalten, von seinem Weg. –
Und seine Gegner haben schon beschlossen, ihn aus dem Weg zu räumen.
Aber: er geht seinen Weg gehen, er muss ihn gehen, ansonsten würde er sich selbst verraten.
Und er warnt: Wenn du dich auf meinen Weg einlässt, dann musst auch du mit Konsequenzen rechnen:
„Meint ihr, ich sei gekommen, um „Frieden“ auf die Erde zu bringen? – Ich glaube schon, dass Jesus „Frieden“ bringen wollte: wirklich „Frieden“, wahren Frieden.
Es gibt aber auch einen „Scheinfrieden“, einen „faulen Frieden.
„Um des lieben Friedens willen“ – sagen wir manchmal - tue oder unterlasse ich manches. Ich gebe nach, sage nichts, drücke mich vor einer längst fälligen Aussprache, umgehe notwendige Entscheidungen. Auch wenn ich weiß: Eigentlich müsste ich konsequent sein.
Manchmal mag es schon gut und richtig sein, „um des lieben Friedens willen“, zurückzustecken. Es lohnt sich sicherlich nicht, wegen jeder Kleinigkeit einen Streit zu beginnen.
Aber manchmal kann so eine Einstellung zur Ursache werden für das Gegenteil von „Frieden“.
Wenn ein ernsthafter Konflikt da ist und er wird „um des lieben Friedens willen“ nicht ausgetragen, sondern verdeckt und verdrängt, dann kann man sicher sein, dass er früher oder später umso heftiger ausbricht. Dann genügt oft ein kleiner Funke und ein Brand entsteht.
Um des „wahren“ Friedens willen ist es notwendig, nicht auszuweichen, sondern sich ehrlich den Problemen zu stellen.
Nur wenn ein Konflikt offen und ehrlich ausgetragen wird, kann Klärung und damit „wahrer“ Friede und Versöhnung einkehren.
Ein „fauler“ Friede, ein „so tun, als ob“ bringt im Endeffekt nichts. Es macht meist das Ganze noch schlimmer.
Das kennen wir doch aus dem eigenen Verhalten.
Jesus selbst hat sich nie gescheut, ein offenes Wort zu sagen. Er macht nicht gute Miene zum bösen Spiel, er lässt nicht alles gelten. Er tritt schon deutlich auf, wo es notwendig ist. Und seine Konsequenz hat ihn schließlich ans Kreuz gebracht. Hat ihn das Leben gekostet.
Aber es war der „notwendige“ Weg, der „erlösende“ Weg.
Die Versuchung ist groß, in unseren Gemeinschaften, auch in der Kirche, auf vordergründige Harmonie zu setzen, man möchte ja niemandem wehtun, man möchte es allen recht machen, es sich mit niemandem verscherzen. Und mit dieser Einstellung verraten wir uns selbst und auch die anderen.
Ich meine dieses heutige Evangelium will uns aufmerksam machen und auch ermutigen,
dass wir als Christen den Mut aufbringen, den Mund aufzumachen, wo Unrecht geschieht, Partei zu ergreifen für die, die unsere Hilfe brauchen.
Ich gebe zu, dass ich manchmal zu bequem, oder auch zu feige dazu bin.
Ich wünsche mir, dass wir deutlich eintreten, für das Gute, für mehr Menschlichkeit, für mehr Gerechtigkeit - und begnüge mich doch gerne mit dem Mittelmäßigen.
„Denkt nicht, ich sei gekommen, um „Frieden“ zu bringen...“ - zumindest keinen „faulen“ Frieden.
Der Herr hat zu seinen Aposteln gesagt:
Frieden hinterlasse ich euch,
meinen Frieden gebe ich euch.
In diesem, „seinem Frieden“ zu leben,
es möge uns gelingen.
Amen