Wohnst du noch oder lebst du schon
Liebe Mitchristen!
In so manchem Werbespot im Fernsehen und im Radio wird uns erzählt, wie wichtig es ist, eine schöne, neue, bequeme und gemütliche Wohnung zu haben. Die alten Möbel müssen doch schon längst raus, da kann man sich ja nicht mehr wohlfühlen. In so einer neuen, freundlichen und bequemen Wohnung fallen alle Sorgen von dir ab, du kannst dich entspannen und bist glücklich und zufrieden.
Es ist doch wichtig in seiner Wohnung nicht nur zu wohnen, sondern zu leben!
Auch im heutigen Evangelium geht es um eine Wohnung, allerdings nicht nur um die Wohnung an sich, sondern genaugenommen um echten, guten Lebensraum.
Für diesen Raum braucht es keine Möbel, keine Werbung im kommerziellen Sinn und kein Budget.
Es geht um unseren Innenraum und um die Frage, wie ist dieser mein Innenraum eingerichtet, oder vielleicht auch vollgestellt? Wie lebt es sich in mir?
Die Zusage Jesu im heutigen Evangelium gilt auch uns:
Wenn jemand mich liebt,
wird er mein Wort halten;
mein Vater wird ihn lieben
und wir werden zu ihm/ihr kommen
und bei ihm/ihr Wohnung nehmen.
Oft suchen wir das gute und gelungene Lebenden, in christlicher Übersetzung den Auferstandenen, oder Gott außerhalb von uns, in der Kirche, in der Natur im Mitmenschen, und das ist auch nicht unbedingt falsch. Allerdings dürfen wir nicht darauf vergessen, dass Jesus und sein göttlicher Geist uns immer nahe sein will und kann, in unserem Inneren.
Die Frage ist nur, ob wir uns dessen bewusst sind und ob wir ihn bei uns wohnen lassen können und wollen?
Gibt es einen Raum in uns, der für das Göttliche, den Geist Gottes freigehalten wird? Oder ist dafür vielleicht nur eine kleine Ecke reserviert, die ich nicht unbedingt benötige und die vielleicht nicht einmal sauber ist?
Steht mein inneres Haus, meine Wohnung offen für das Wirken des Geistes in meinem Leben, oder habe ich schon alles vollgestellt mit meinen Plänen und Vorstellungen, Gedanken und Gefühlen?
Wie wirkt der Geist Gottes in uns, falls wir ihn wirken lassen?
Paulus zählt diese Wirkungen des hl. Geistes im Brief an die Galater auf, die er selbst erfahren hat:
Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit, also das rechte Maß, könnte man übersetzen.
Wenn wir ehrlich sind, merken wir, dass uns diese Eigenschaften oft abhandenkommen. Unsere innere Wohnung ist oft nicht mit Liebe, Frieden, Freundlichkeit, Güte und Treue eingerichtet. Oft gibt es da ein Durcheinander von Lieblosigkeit, Vorurteilen, Unfriede, Ungeduld, Hartherzigkeit und Maßlosigkeit. Zufrieden macht uns das nicht in unserem inneren Haus, gemütlich ist das auch nicht, und schon gar nicht einladend.
Die Worte des Evangeliums sind in diesem Zusammenhang sehr tröstlich und hilfreich:
Der Beistand aber, der Heilige Geist,
den der Vater in meinem Namen senden wird,
der wird euch alles lehren
und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Frieden hinterlasse ich euch,
meinen Frieden gebe ich euch;
nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch.
Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.
Am Wort des Evangeliums festhalten ist die Voraussetzung dafür, aber wie geht das? Dazu ist es notwendig, dieses Wort in den Alltag einzubauen, so wie es die Generationen vor uns auch getan haben.
Das tägliche dreimalige Glockengeläut kann uns daran erinnern, ein Gebet zu sprechen, das mir wichtig ist. An einen Statz, oder eine Geschichte aus der Bibel zu denken, die ich am Sonntag gehört habe, und das mich berührt hat, vielleicht nur ganz leicht.
Das Wort Gottes mitzunehmen in meine innere Wohnung und es immer wieder dahin einzuladen, kann eine heilsame Wirkung haben, mit der ich nicht gerechnet habe.
Den hl. Geist zu bitten, mir aus meinem Durcheinander von Lieblosigkeit, Vorurteilen, Unfriede, Ungeduld, Hartherzigkeit, Ärger und Maßlosigkeit herauszuhelfen, kann Wunder wirken.
Wenn ich das heutige Evangelium richtig verstehe, dürfen wir immer auf den lebendig machenden Geist Gottes in unserem Leben vertrauen, der in uns Wohnung und Heimat finden möchte.
Amen.