Die Menschen haben geglaubt, dass das Ende bald kommt
Starke Worte, die wir im heutigen Evangelium gehört haben.
Die Sonne wird sich verfinstern, der Mond wird nicht mehr scheinen. Da ist von Erschütterung die Rede und vom machtvollen Erscheinen des Menschensohnes. Das hat für mich schon etwas Erschreckendes, Bedrohliches und Gewaltiges.
Der Evangelist Markus schreibt diese Worte ca. 70 Jahre nach Christi Geburt, zur Zeit des Jüdischen Krieges und zum Zeitpunkt des Untergangs des Tempels in Jerusalem durch die Römer. Für die jüdische Bevölkerung war der Untergang des Tempels gleichbedeutend mit dem Untergang der Welt.
Genauso wie die Juden damals wissen auch wir nicht, wann der Untergang der Welt sein wird. Die Menschen zur Zeit der Entstehung des Evangeliums sind von einem nahen Ende ausgegangen. Das ist nicht eingetroffen und ganz ehrlich, ich hoffe, dass das Ende noch länger nicht kommt.
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand.
Damals haben die Menschen geglaubt, dass das Ende bald kommt. Und in den folgenden Hunderten von Jahren hat es immer wieder Untergangstheorien gegeben. Und wahrscheinlich wird es auch in Zukunft noch so manchen selbsternannten Propheten geben, der Angesichts von Naturkatastrophen, Kriegen und Seuchen das endgültige Aus der Menschheit verkünden wird.
Wenn wir im heutigen Evangelium hören, dass das Ende nahe ist und gleichzeitige die Geschichte unsere Menschheit betrachten, dann war immer irgendwo ein Ende nahe.
Die Römer haben 70 Jahre nach Christi Geburt den Tempel in Jerusalem zerstört und 400 Jahre später war für sie selbst das Ende da.Genauso sind andere große Reiche, wo die Menschen annahmen, dass sie nie untergehen werden, von der Landkarte verschwunden. Wer hätte noch vor 50, 60 Jahren gedacht, dass die UdSSR einmal in viele Staaten zerfällt.
So ist es verständlich, dass Menschen angesichts der vielen schrecklichen Ding, die tagtäglich auf der Welt passieren, immer wieder zu zweifeln begonnen haben und auch heute zu zweifeln beginnen.
Schon die Jünger Jesus, die den Menschensohn doch so hautnah erlebt haben, die dabei waren wenn ER geheilt hat,
die dabei waren, als ER Reden von unglaublicher Hoffnung gehalten hat, haben gezweifelt, als es eng wurde; haben Seinen Worten nicht mehr vertraut, als das Unglück der Verhaftung, Folterung und Kreuzigung passierte. Sie haben den Mut verloren und haben zumindest für kurze Zeit aufgegeben. Trotz der Zeichen und Wunder die sie bei Jesus und mit Jesus gesehen haben. Trotz Seiner Voraussagungen und Trotz Seiner Versprechungen. Da wundert es nicht, dass wir Menschen heute auch unsere Zweifel haben.
Im Evangelium haben wir gehört:
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum. Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.
Das klingt nach gutem Leben, nach Ernte und Wohlergehen.
Aber auch der Feigenbaum ist den Naturgesetzen unterworfen, so verliert er jedes Jahr seine Blätter, er ist dem Wind, der Sonne und dem Regen ausgesetzt. So passiert es, dass er Äste bekommt, die absterben, dass Wurzeln durch Nagetiere Schaden erleiden und irgendwann ist die Lebenszeit eines Baumes zu Ende.
Wir wissen nicht, wann das Ende der Welt kommen wird und wir wissen nicht, wann unser eigenes Ende kommt. Das ist gut so, aber wir sollen aus dem Feigenbaum lernen.
Auch wir sind Naturgesetzen unterworfen, sind manchen Stürmen ausgesetzt und an uns nagt so manches Unglück und wir erleiden Schaden durch andere.
So will uns der Evangelisten Markus vielleicht mit seinen recht drastischen Worten ermahnen, dass wir trotz der Stürme in unserem Leben nicht auf Gottes Heilsbotschaft vergessen.
Genauso wie die Jünger, die gezweifelt haben und wir die zweifeln, kennen Gottes Worte und kennen Gottes Zusage:
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Darum habt Vertrauen, denkt an Seine Worte, erinnert euch an Sein Versprechen, das Er euch gegeben hat.
Es wird zwar nicht alles rund laufen in eurem Leben, aber ihr seid nicht ohne Hoffnung; ihr habt Gott, der euch hält und immer zu euch steht.
Und noch etwas ganz Großartiges ist im heutigen Evangelium an Zusage enthalten:
Der Menschensohn wird mit großer Macht und Herrlichkeit kommen. Er wird die Engel – seine Boten aussenden und die von ihm Auserwählten zusammenführen.
Und sind wir nicht alle auserwählt?
Gott hat JA gesagt zu uns Menschen, er hat bedingungslos JA gesagt zu jedem einzelnen von uns. Und Gott ist treu.
ER steht zu seinem Wort und zu seiner Zusage!
Wie gehen wir mit diesem Versprechen von IHN um?
In einer Beziehung ist es doch so, dass ich den Menschen, den ich liebe nicht enttäuschen möchte. Ich möchte seiner Zuneigung würdig sein. Ich möchte ihn, ich möchte sie nicht enttäuschen. Ich möchte, dass auch der geliebte Mensch merkt, dass er/sie mir auch wichtig ist, dass ich ihm/ihr gefalle.
Ist es auch unser Wunsch Gott zu gefallen?
Ist es mein Wunsch, Gott auch zu lieben?
Ist mir Sein Versprechen wichtig und wertvoll?
Noch ein Wort zu den Auserwählten:
Jesus hat in seinem Leben besonders die Schwachen ausgewählt, Menschen die am Rand der Gesellschaft stehen. An ihnen hat er Seine Botschaft deutlich gemacht:
Seid barmherzig mit den Armen, seid nachsichtig und großzügig den menschlichen Schwächen gegenüber.
Helft denjenigen, die an Seele und Leib erkrankt sind.
Ja, Gott möchte dass wir uns um gegenseitiges Verständnis und Wohlwollen bemühen. Dass wir unseren Mitmenschen gegenüber aufmerksam sind für deren Bedürfnisse und unsere Hilfe anbieten, wo Hilfe nötig ist.
Heute ist Elisabeth-Sonntag – wäre das nicht eine gute Gelegenheit für uns, wenn auch wir heute – wie unser Herr Jesus Christus - den Schwachen und Benachteiligten unsere Aufmerksamkeit schenken und unsere Hilfe anbieten?