Wie Sie das ewige Leben gewinnen können
Liebe Mitchristen!
Haben sie sich schon einmal gefragt, wie Sie das ewige Leben gewinnen können? Oder ist das für sie kein Thema?
Für die Menschen der Bibel war das eine wichtige, lebensentscheidende Frage: wie muss ich leben, dass ich auch nach dem Tod bestehen kann, vor dem Angesicht Gottes?
Heute würde ich fragen, wie kann ich leben, angesichts eines liebenden und verzeihenden Gottes, wie ihn Jesus Christus verkündet hat?
Sehr plastische Bilder werden uns heute vor Augen gestellt, die vertraut sind, uns aber gleichzeitig zu überfordern scheinen.
„Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!“
Oder:
„Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt“.
Die Herausforderung dieser Perikope beginnt schon am Beginn, wo Jesus von einem Mann, der vor ihm auf die Knie fällt, angesprochen wird:
Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?
Diese Unterwerfungsgeste macht schon deutlich, dass es dem Mann sehr ernst ist mit seinem Glauben und dass er Jesus zutraut, eine passende Antwort auf diese entscheidende Frage seines Lebens zu haben.
Die erste Antwort Jesu gibt die Richtung bereits an, wenn er sagt:
Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen!
Und weiter:
Du kennst doch die Gebote:
Du sollst nicht töten,
du sollst nicht die Ehe brechen,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht falsch aussagen,
du sollst keinen Raub begehen;
ehre deinen Vater und deine Mutter!
Und es stellt sich heraus, dass der Mann das alles von Jugend auf befolgt hat, also ein guter und rechtschaffener Jude ist, dem man nichts vorwerfen kann, im Gegenteil, der in der jüdischen Welt ein Vorbild für andere ist. Aber anscheinend ist er damit noch nicht zufrieden, er will Sicherheit haben, was das ewige Leben betrifft, er will sicher in den Himmel kommen, das ewige Leben gewinnen, er will alles tun, um dieses Ziel zu erreichen.
Und dann das völlig neue und unerwartete, das Jesus ihm nahelegt:
Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er:
Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast,
gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!
Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen.
Das ist wohlgemerkt keine moralische Forderung, sondern ein liebender Rat, ein Aufmerksam machen auf das Wesentliche.
Eine andere Antwort wäre dem Mann sicher lieber gewesen: gib monatlich einen Teil den Armen und wenn ein Bettler kommt, schick ihn nicht weg, oder betrüge niemanden und sei gut zu deiner Frau und deinen Kindern, so etwas in der Art.
Aber alles verkaufen und den Armen geben, das war zu viel des Guten.
Auch die engsten Gefährten von Jesus waren sehr verwundert, ja sogar bestürzt. Und wir können diese Verwunderung und Bestürzung auch gut nachvollziehen.
Aber worum geht es Jesus hier?
Es geht auf keinen Fall darum, die Reichen generell als die Bösen hinzustellen, und auch nicht darum, Besitz zu verurteilen und auch nicht darum, dass alle arm werden müssen, um gute Christen sein zu können. Dann könnten wir ja niemandem mehr helfen.
Vielmehr geht es ihm um falsche Abhängigkeiten, die ein Leben in Freiheit und Solidarität mit den Armen verhindern. Jesus geht es um das Wohl aller Menschen.
Wenn wir das Reich Gottes als das Reich der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit definieren, dann können wir erahnen, wie weit entfernt unsere Gesellschaft und wir selbst von diesem Reich ist. Die Katholische Soziallehre hat immer schon das Solidaritätsprinzip betont, um die Armut zu bekämpfen. Man kann es auch gerechte Verteilung der Güter nennen, die weltweit notwendig ist.
Gib das Geld den Armen heißt dann, mach dich nicht von Geld und Besitz abhängig, das wird dich nicht glücklich machen. Im Gegenteil, du wirst deine Lebendigkeit verlieren und unglücklich werden, wenn dir dein Besitz das Wichtigste ist.
Der Mann ging traurig weg, hören wir im Evangelium, denn er hatte sich das Gewinnen eines glücklichen und ewigen Lebens einfacher vorgestellt.
Geht es uns nicht genauso? Stellen wir uns das glückliche Leben nicht auch oft einfacher vor?
Ich freue mich immer über Menschen, die mir sagen, mir geht es gut, ich hatte viel Unterstützung in meinem Leben, ich habe alles, was ich zum Leben brauche, da kann ich leicht einen Teil denen geben, die es dringend brauchen. Ich habe den Eindruck, dass sie diese Haltung und dieses Bewusstsein der Dankbarkeit, denn damit hat das Teilen auch zu tun, glücklicher macht.
Bald feiern wir wieder den Heiligen Martin, der unseren Kindern als großes Vorbild des Teilens mit den Armen vermittelt wird. Aber ist er nicht genauso ein Vorbild für uns Erwachsenen. Teilen bereichert das Leben, ist das Prinzip Martins, und er übernimmt damit das Prinzip Jesu. Teilen schafft eine gerechtere Welt für alle.
Liebe Mitchristen,
das Evangelium bleibt ein Stachel im Fleisch und ich kann mich fragen: was ist seine Antwort für mich und mein Leben? Wozu bin ich gerufen in meinem Reichtum in meiner Armut? Wo ist sein Ruf für mich auch unangenehm und schmerzhaft, weil ich zu sehr an den Dingen hänge und die Armen übersehe.
Ich wünsche uns einen aufmerksamen Geist und ein waches Herz für diese wichtigen Fragen.
Amen.