"Earth Overshoot Day"
Jedes Jahr errechnen Umweltexperten den sogenannten „Earth Overshoot Day“. (overshoot – über das Ziel hinausschießen, zu weit gehen…) Das ist der Tag des Jahres, an dem alles verbraucht ist, was die Natur in 12 Monaten erneuern kann. Dazu gehören Trinkwasser, Erdöl, Brennmaterial, Holz zum Bauen, aber auch Getreide und vieles andere mehr...
Im Jahr 1970 war dieser bestimmte Tag am 23. Dezember. Also fast am Jahresende.
Heuer war es der 29. Juli.
So weit ist dieser Tag vorgerückt.
Am 29. Juli haben wir schon alles aufgebraucht, was eigentlich für ein Jahr gedacht wäre.
Das heißt: Wir leben deutlich über unsere Verhältnisse. Wir leben bereits auf „Kredit“. Das heißt: auf Kosten der Zukunft und der zukünftigen Generationen.
Lange Zeit haben wir in der westlichen Welt nicht darauf geachtet. Immer mehr und immer besser war die Devise. Dem Streben nach Wohlergehen und Wohlstand schienen keine Grenzen gesetzt.
Aber: der Fortschritt hat Grenzen und der Fortschritt verursacht Kosten. Und die Zeche zahlen nicht wir,
die bezahlen andere. 20% der Menschheit (wir gehören dazu) verbrauchen 80% der Rohstoffe und verursachen 70% der Umweltverschmutzung.
Wir nehmen und verbrauchen von „unserem Planeten“, ohne Rücksicht auf die, die nach uns kommen.
Wir beuten ihn aus, unseren Planeten. Wir verwüsten die Umwelt, wir zerstören das Klima.
Wie ernst das alles geworden ist, das ist ja nicht mehr zu übersehen.
Vor diesem Hintergrund feiern wir heute „Erntedank“.
Und dieses Fest ist ein ganz wichtiges Zeichen.
Wir „danken“ für die Ernte dieses Jahres – d.h. wir nehmen es nicht als selbstverständlich hin, was wir im Laufe eines Jahres „ernten“ dürfen.
Wir sind dankbar für alle „Lebensmittel“, nicht nur weil sie uns „am Leben halten“. Wir dürfen sie auch genießen:
sie schmecken gut, sie sind gesund.
Wir schätzen auch die Arbeit, die dahintersteckt.
Wir sind dankbar allen, die diese Arbeit leisten.
Wir vergessen nicht, dass alles ein Geschenk ist.
Bei aller Leistung des Menschen, bei allem Fortschritt in der Wissenschaft, in der Forschung, in der Technik – es bleibt ein Geheimnis um das Wachsen und Gedeihen, das Blühen und Reifen in der Natur.
So ein kleines Samenkorn, das vielfältige Frucht hervorbringt – es galt immer schon und gilt auch heute noch als Wunder.
Die bunte Vielfalt der Früchte, die uns als Nahrung dienen – wunderbar, was es da so alles gibt!
Das Zusammenspiel von Sonne und Regen, von Tag und Nacht, der Wechsel der Jahreszeiten, alle Gegebenheiten, die das Wachsen und Reifen ermöglichen, lassen uns jedes Jahr wieder neu staunen und dankbar sein.
Um diesem Staunen und Danken auch Raum zu geben,
deswegen feiern wir „Erntedank“.
Es ist die Dankbarkeit, die uns auch motiviert zu einem respektvolleren Umgang mit der Schöpfung,
zu einem sorgsameren Umgang mit den „Früchten der Erde“, mit den „Lebensmitteln“.
Die Dankbarkeit motiviert uns auch zu einem gerechteren Umgang mit denen, die diese Lebensmittel für uns produzieren.
Es gibt – Gott sei Dank – in unserer Zeit viele Beispiele für ein Umdenken und für einen verantwortlicheren Umgang mit der Schöpfung.
Es gibt eine weltweite Bewegung – vor allem von jungen Menschen - die aus Sorge um unsere Umwelt auf die Straßen gehen.
Es gibt mutige, manchmal auch lästige, „Propheten“ und „Prophetinnen“ unserer Zeit, so wie die junge Greta Thunberg eine ist. Aber viele andere auch.
So kommt doch einiges in Gang, was für unseren gequälten Planeten, für unsere kranke Erde, „heilsam“ sein kann.
„Gott sei Dank!“ – oft kommt uns dieser Ausspruch gedankenlos über die Lippen.
Heute wollen wir es bewusst sagen: Gott sei Dank – für die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit
Gott sei Dank, für alle, die sich um unsere Umwelt sorgen, für alle, die sich einsetzen für unseren Planeten, für unseren Lebensraum.
Gott sei Dank! Amen.