Für wen halten mich die Leute?
„Für wen halten mich die Leute?“ - fragt Jesus.
Da klingt doch auch mit: Was wollen sie von mir?
Was erwarten sie von mir?
Den Erwartungen einer Menge entsprechen zu wollen, das kann gehörig Druck machen. Sich den Erwartungen einer Menge auszuliefern, kann auch schlimm ausgehen.
Er ist nicht wie Johannes der Täufer. – wie die einen es erwarten. Das heißt: Er ist nicht einer, der den Leuten den Kopf wäscht und sie zur Änderung ihres Lebens zwingen will.
Er ist auch nicht wie Elija, dieser fanatische Kämpfer für den „wahren“ Glauben, der die Baals-Priester grausam ermorden lässt.
Er ist nicht wie einer der „alten“ Propheten.
Diese Erwartungen der Menge will Jesus nicht erfüllen.
Er ist von einer ganz anderen Art.
„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ – fragt er seine Vertrauten. Und Petrus, immer der Vorlaute, macht sich zum Sprecher: „Du bist der Christus!“.
„Christus“ ist der „Gesalbte“ Gottes – das ist der versprochene Retter. So hat man damals geglaubt.
„Doch er gebot ihnen, niemandem etwas über ihn zu sagen.“
Du bist der Christus! - Was dieses Bekenntnis wirklich bedeutet, welche Konsequenzen es hat, das haben Petrus und die anderen Jünger erst bitter lernen müssen.
Sein Weg war eine große Herausforderung für sie.
Erst allmählich und schmerzhaft haben die Jünger Jesus verstehen gelernt. Aber sie waren bereit dazu.
Und darauf kommt es an. Auch für uns.
Wird heute diese Frage gestellt: „Für wen halten die Leute Jesus?“ - so sind die Antworten sehr verschieden. Manche sagen: Ja, er war ein weiser Lehrer, ein Revolutionär, ein Visionär, ein Träumer…
Andere meinen: er war ein tragischer Held, der an seinen idealen Vorstellungen gescheitert ist, usw.
„Für wen halten die Leute Jesus?“ - Es gibt auch welche, die sagen: das interessiert mich nicht.
Wir Christen sagen: Er ist der „Messias, der „Erlöser“, der „Sohn Gottes“ – so haben wir es doch im Religionsunterricht gelernt.
„Ihr aber, oder noch genauer: du aber, für wen hältst du mich?“ – Wenn ich diese Frage ganz persönlich nehme, dann genügt keine angelernte Antwort mehr, dann wird es ernst:
Was halte ich von Jesus wirklich?
Wer und was ist er für mich - ganz persönlich?
Was bedeutet er mir, in meinem konkreten, alltäglichen Leben?
„Du aber, für wen hältst du mich?“ -
Es mag Zeiten geben, wo wir uns sicher sind: Er ist es: mein Meister. Seine Botschaft, seine Vorstellung von einem gelungenen Leben – das ist es, daran glaube ich.
Seine Art zu leben, seine Menschenfreundlichkeit – ist so „erlösend“ und „befreiend“. So möchte ich auch leben.
Manchmal sage ich – wie Petrus - mit Überzeugung:
„Du bist der Christus!“
Es wird aber immer wieder auch Abschnitte geben auf unserem Glaubensweg, wo wir Jesus nicht verstehen, wo sich manches querlegt, wo wir zweifeln, ob sein Weg auch unserer ist.
Ich kann Petrus schon verstehen, wenn er protestiert.
So hat er sich das nicht vorgestellt.
„Wer sein Leben retten will, wird es verlieren;
wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten“. –
Das klingt doch absurd. -
Auch wenn wir nicht gleich begreifen::
wichtig ist, dass wir „dranbleiben“, an Jesus:
an seiner Art zu leben und das Leben zu deuten.
Wichtig ist, dass wir in „seiner Spur“ bleiben.
„Ihm“ nachfolgen, dann werden wir manchmal auch „durchblicken“ und „erkennen“:
dass wir mit ihm auf einem guten Weg sind,
dass wir mit ihm unser Leben wirklich „retten“
und uns nicht in einer gleichgültigen, sinnleeren Lebenseinstellung „verlieren“ werden.
Vielleicht klingt diese Frage Jesu in den nächsten Tagen auch in dir nach:
„Du aber, für wen hältst du mich?“