Meine Seele preist die Größe des Herrn…
Maria, die Mutter Jesu, hat für viele Menschen eine große Bedeutung. Sie wird verehrt. Unzählige Kirchen sind ihr geweiht. Marien Wallfahrtsorte werden gerne besucht. Lourdes, Fatima und Medjugorje und viele, viele andere.
Angebliche oder wirkliche Marienerscheinungen sorgen immer wieder einmal für Aufregung.
Sie war und ist immer noch ein Ideal der „Mutter“.
Man sucht bei ihr mütterlichen Schutz, sie ist Ansprechpartnerin in den schweren Zeiten des Lebens.
Sie verkörpert so etwas wie die „weibliche“ und „mütterliche“ Seite des „Göttlichen“.
Von der historischen Maria wissen wir wenig. Ihr Leben lässt sich mit keinem einzigen Datum exakt belegen. Wir wissen weder, wann und wo sie geboren wurde, noch wann sie gestorben ist. Sie lebte in Nazareth, das wissen wir. Man nimmt an, dass sie mit etwa 14 Jahren Jesus geboren hat.
Dass sie sich zunächst mit ihrem Sohn und seinem Weg nicht leichtgetan hat, zeigt sich in einigen Berichten der Bibel. „Wer ist meine Mutter, wer sind meine Brüder und Schwestern?“ – heißt es einmal, als die Familie anrückte, um ihn heimzuholen. Sie haben ihn für verrückt gehalten. Später aber gehörte Maria zum engsten Kreis seiner Anhänger: sie stand unter dem Kreuz, sie war im Kreis der Jünger beim Pfingstereignis – so erzählt uns die Bibel.
Historisches Wissen über Maria gibt es, wie gesagt, wenig.
Es gibt aber eine Fülle an Geschichten und Bildern, die Maria als glaubende und tief mit Gott verbundene Frau darstellen:
Sie war „offen“ und „empfänglich“ für den Geist Gottes.
Sie hat „Ja“ gesagt, zu dem, was Gott ihr zugemutet hat.
In der traditionellen Volksfrömmigkeit wird sie gerne als eine „gehorsame“, „brave“ und „demütige“ Frau dargestellt und besungen – als „die Magd des Herrn“.
Die Bibel - das heutige Evangelium macht es deutlich - zeigt sie von einer ganz anderen Seite.
Das erkennen wir vor allem im „Magnifikat“, wie wir dieses Gebet nennen, das sie bei ihrer Begegnung mit Elisabeth spricht:
(Hören wir da noch einmal aufmerksam hin: „Da sagte Maria…)
Das ist kein harmloses „Gebetlein“, das ist doch ein gewaltiger Text. Da kommen sehr revolutionäre Gedanken zum Vorschein.
Das klingt gar nicht „brav“ und „fromm“ und „demütig“ – das klingt stark, mutig und hoffnungsvoll:
Maria glaubt und vertraut einem Gott,
der den Kleinen und Schwachen zur Seite steht,
der die Mächtigen entthront und die Verzagten aufrichtet,
der sich der Hungernden und Bedürftigen annimmt.
Da steckt eine starke Hoffnung dahinter,
dass sich die Not wenden wird, dass sich die ungerechten und unmenschlichen Verhältnisse umkehren werden.
Maria wird ihrem Namen gerecht. Ihr Name – „Miriam“ auf hebräisch – bedeutet: die „Widerständige“, die „Aufmüpfige“, die„Starke“, die nicht zu allem „Ja“ und „Amen“ sagt. Da ist wenig von „brav“ und „fromm“ und „untertänig“ zu spüren, wie man sie gerne darstellt.
In ihrer „Stärke“, fest verankert in ihrem „Glauben“, kann Maria uns ein Vorbild sein.
Ihre Hoffnung auf die Umkehr der Verhältnisse, ihre Hoffnung auf eine gerechte, menschliche Welt – das ist ja auch unsere Hoffnung.
Da ist sie uns eine Verbündete, da ist sie uns Vorbild.
Wenn wir bedenken, wie es zugeht in unserer Welt:
alle diese Grausamkeiten, die Kriege, die Verbrechen, die Ungerechtigkeiten, auch die Gleichgültigkeit gegenüber der Not anderer – kann man da überhaupt noch Hoffnung haben?
Gibt es da noch „Aussichten“ auf eine gerechte, friedliche Welt, auf ein menschliches Miteinander?
Gerade auf solche Fragen möchte das heutige Fest eine Antwort geben.
Es war im Jahr 1950 – 5 Jahre nach dem Ende des Krieges. Eine Zeit der Depression, der Trauer und auch des Erschreckens und der Wut darüber, zu welchen Grausamkeiten der Mensch fähig ist, wenn er falschen Idealen folgt. - 1950 hat Papst Pius XII das „Dogma“ von der „Aufnahme Mariens“ in den Himmel verkündet. Dieses Fest möchte uns sagen:
Schaut auf Maria - sie ist für uns „in den Himmel aufgenommen“, „an den Himmel gesetzt“,
damit wir „aufschauen“ zu ihr, damit wir sie sehen als Zeichen der Hoffnung, als „Stern“, der uns Orientierung gibt und Wegweisung.
„Meine Seele preist die Größe des Herrn, mein Geist jubelt über Gott meinen Retter!“ so spricht Maria.
Möge es auch uns gegeben sein, dass wir die Hoffnung und das Vertrauen nie verlieren, das uns sagen lässt:
„Meine Seele preist die Größe des Herrn, mein Geist jubelt über Gott meinen Retter!
Amen.