Gutes Brot herzustellen braucht Zeit
Das Thema BROT begleitet uns auch diese Woche in den heiligen Schriften. Vor zwei Wochen hörten wir die Geschichte von der wunderbaren Brotvermehrung am See von Tiberias. Letzte Woche die Rede Jesu zu den Jüngern über das Brot, das vom Himmel kommt.
Diese Woche hören wir sowohl in der Lesung, als auch im Evangelium von der Wirkung und der Bedeutung von Brot.
In der Lesung haben wir gehört wie sich der Prophet Elias in die Wüste begibt. Entmutigt und enttäuscht wünscht er sich den Tod, weil er in seinen Augen nichts zustande gebracht hat. Das Volk Israel hat nicht auf seine Worte gehört. Elias hat das Gefühl, seine Aufgabe, die er von Gott erhalten hat, nicht erfüllt zu haben. Er ist in seinen Augen gescheitert.
Doch Gott hat noch einiges mit Elias vor und schickt ihm einen Engel: Der Engel bringt Elias Brot und Wasser und fordert ihn auf zu essen und zu trinken. Damit stärkt sich Elias und er kann sich schlussendlich wieder auf den Weg machen und die neue Aufgabe, die Gott ihm aufträgt erfüllen.
Im Evangelium sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Ich bin das Brot des Lebens.“
Brot hat in unseren Tag an Stellenwert verloren. Die einen meinen, Brot macht dick. Die anderen sagen: Ich vertrage es nicht. Weizen ist ungesund und macht krank. Andere reden manchmal geringschätzig von „nur“ trockenem Brot.
Und wie achtlos geht man in Supermärkten am Ende des Tages mit dem übrig gebliebenen Brotwaren um.
Genauso hat auch der Glaube, die Religiosität in unserer Zeit an Stellenwert verloren. Die einen meinen, wir kommen gut ohne Glauben durchs Leben, die anderen sagen: Ein wenig Glaube ist ja ok, zur Sicherheit, aber zu sehr soll man sich doch nicht im Leben davon beeinflussen, oder sogar einschränken lassen. Vieles ist doch überholt und passt nicht mehr in unsere moderne Zeit.
So spiegelt sowohl das Ansehen von Brot als auch die schwindende Bedeutung von Glauben etwas von unserer Zeit wider.
Brot ist heutezutage aber auch wirklich oft nichts wert. Mit Grundstoffen, die mit viel Chemie behandelt werden, mit billigen Inhaltsstoffe und Mogel-Zusatzstoffen wird in schnellstmöglicher Zeit Brot und Gebäck hergestellt, das tatsächlich nur unzureichend sättigt und wenig Geschmack hat.
Und unserem Glauben fehlt auch manchmal der Geschmack.
Wir leben in einer derart schnellen Zeit, da begnügen wir uns öfters auch mit einer „Mogel-Packung“ an Spiritualität. Religion ist zur Nebensache geworden und wir haben wenig Zeit für Gebet, für Stille, fürs Innehalten und in Verbindung treten mit Gott. So darf es uns nicht wundern, dass unserer Religiosität einen Mangel an wertvollen Inhaltsstoffen aufweist.
Gutes Brot herzustellen braucht Zeit. Der Teig muss über Nacht gehen, der Sauerteig muss sich mit dem Mehl, dem Wasser und den Gewürzen verbinden. Da muss sich Geschmack entfalten können, da braucht es Luft und die richtige Temperatur. Das geht nicht von gleich auf sofort.
Genauso braucht unser Glaube Pflege. Meine Beziehung zu Gott muss ich so gestalten, dass sie wachsen und gedeihen kann.
Dazu muss ich mir Zeit nehmen, dazu muss ich in Verbindung treten, zur Ruhe kommen, offen sein und hinhören.
Gerade jetzt in Corona-Zeiten haben viele Menschen wieder angefangen, selbst Brot zu backen. Ich habe das Gefühl, dass die Leute anfangen, gutes Brot, gute Lebensmittel generell wieder mehr zu schätzen.
Viele Menschen sind draufgekommen, dass Lebensmittel wieder einen Wert bekommen müssen, damit die Qualität unserer Nahrung stimmt.
Und wie ist es mit dem Glauben?
In Corona-Zeiten hatte ich schon den Eindruck, dass vielen Menschen die Kirche vermisst haben. Der Sonntagsgottesdienst hat gefehlt. Viele Menschen haben sich die Fernseh-Übertragungen angeschaut, aber ganz ehrlich – ich habe mir mit dem Mit-Feiern, mit dem Dabeisein mit Geist und Seele vor dem Fernsehapparat oder PC doch recht hart getan.
Fühlen wir die Notwendigkeit einer Qualitäts-Steigerung unseres Glaubens? Investieren wir wieder mehr für unser Seelen-Heil, für unsere Seelen-Nahrung?
Brot, das schmeckt macht uns satt, froh und wir strahlen Zufriedenheit aus.
Wenn unser Glaube uns schmeckt und wir davon „gesättigt“ sind, dann strahlen wir auch etwas von unserem Zustand der inneren Freude aus.
Gutes Brot ist wertvoll, wir brauchen es zum Leben, zum Überleben.
Ein fester Glaube ist ein Geschenk, denn er führt uns über das Leben hinaus zur Herrlichkeit Gottes.
Amen.