"Nur dann können wir Frucht bringen"
Liebe Mitchristen!
Ich finde es sehr passend, dass uns gerade jetzt in der Zeit des Frühlingserwachens ein Evangelium vor Augen geführt wird, in dem es um das Fruchtbringen geht.
Denn jetzt in der Zeit der Blüte und der Befruchtung entscheidet sich ja, wie es dann im Sommer und im Herbst mit den Früchten ausschauen wird.
Angesichts des gehörten Evangeliums können wir uns heute fragen, wie es mit unserem eigenen Fruchtbringen bestellt ist, wenn es da heißt:
"...ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt, und dass eure Frucht bleibt."
Wir sollen also Frucht bringen, immer aber eingebettet in das Gebot der Liebe! Bleibt in meiner Liebe, liebt einander, wie ich euch geliebt habe!
Und begleitet von der Freude, die von Gott kommt.
Was heißt das nun für unser konkretes Leben?
Abgeleitet vom Evangelium können wir nur fruchtbar werden, wenn wir uns aufmachen, wenn wir aufbrechen.
In diesen Wörtern steckt aber nicht nur die Bedeutung "sich auf den Weg machen", sondern vor allem bedeuten sie so viel wie, "sich öffnen, bereit machen, empfänglich werden".
Religiös gesprochen heißt das, fruchtbar leben können wir nur, wenn wir uns für das öffnen, was Gott uns zugedacht hat, das heißt sich öffnen für Impulse von Innen und für Impulse von außen. Es heißt, in seiner Liebe bleiben.
Wenn wir dagegen mit starren, verfestigten Mustern gut abgeschirmt nach außen leben, können wir nicht fruchtbar werden.
Wir müssen uns aufmachen, offen nach außen und innerlich beweglich und einen Reifungsprozess zulassen.
Nur dann können wir Frucht bringen.
Frucht bringen ist aber nicht dasselbe wie eine Leistung erbringen.
Der Unterschied besteht darin, dass ich mir eine Leistung abverlangen kann, sie kann erzwungen werden, sie kann mir von außen abverlangt werden und mir eigentlich innerlich fremd sein. Sie kann ohne Liebe verlangt werden!
Eine Frucht hingegen entsteht aus dem, was in mir ist, aus meinen ureigensten Fähigkeiten und Talenten.
Was in mir angelegt ist, kann wachsen und reifen und zur Frucht werden.
Ich finde das ist letztlich das Geheimnis einer guten Erziehung, das ureigenste in einem Kind zur Entfaltung, zum Wachsen und Blühen zu bringen.
Glücklich die Mutter, der Vater, dem das gelingt.
Frucht bringen gelingt nur, wenn es mir dabei gut geht, wenn ich blühen kann, wenn ich spürbar geliebt werde.
Zum Fruchtbarwerden, um im Bild zu bleiben, gehört aber auch die Befruchtung von außen, deshalb setzt es das Offensein voraus.
Eine Blüte kann nur mit dem Blütenstaub einer eigenen Pflanze befruchtet werden.
Befruchten kann mich also nur das, was zu mir passt, was mir gemäß ist. Was mir völlig fremd ist, kann mir nicht weiterhelfen, es bleibt fruchtlos und ich werde frustriert. Es bleibt lieblos.
Wenn ich also als Kind oder Jugendlicher ein Instrument lernen muss, das mir eigentlich nicht entspricht, so wird es mir nie zu meiner Reifung dienlich sein, sondern im Gegenteil, ich werde vielleicht nie wieder ein Instrument anrühren.
Es wird in mir immer nur das fruchtbar werden können, was mir nach meinen Anlagen und meiner äußeren und inneren Situation entspricht.
Früchte brauchen einen geschützten Raum zum Wachsen und Gedeihen, das heißt gute Lebensbedingungen, Pflege und Geduld.
Wir können das Reifen einer Frucht begünstigen, aber nicht erzwingen.
Das Lassenkönnen gehört ebenso dazu, wie die Aktivität.
Geduld und Fleiß machen eine/n guten Gärtner/in aus.
Für unsere eigenen Früchte sind wir meist selbst der/die beste Gärtner/in.
Dazu gehört auch die Selbstliebe.
Es gibt in unserem persönlichen Alltag bestimmt eine Vielzahl kleiner und großer Früchte, an denen wir uns freuen können, z.B.:
- die Frucht des Könnens nach einem längeren Lernprozess (schulisch, eine geschaffte Prüfung, oder die Matura...oder beruflich: eine erfolgreiche Weiterbildung oder Beförderung, Lob und Anerkennung durch Vorgesetzte, ein gelungenes Projekt...)
- oder die Frucht des größeren Selbstbewusstseins durch eigenes Können und durch Anerkennung und Angenommen sein.
- oder die Frucht handwerklicher Tätigkeiten in Beruf und Freizeit...
- die Frucht sportlicher Aktivitäten durch Training und Anstrengung
- oder Früchte des menschlichen Miteinanders: z.B: Früchte von Verhandlungen, Früchte guter Gespräche, die Frucht der Versöhnung nach einem Streit, Früchte der Erziehung unserer Kinder...
Das alles kann uns dazu befähigen persönlich reifer zu werden und in der Liebe zu wachsen.
Ich wünsche ihnen in diesem Sinne ein fruchtbares Leben in Liebe und Vertrauen.
Amen.