Wallfahrt 2022
Fünf PilgerInnen und 14 RadfahrerInnen machten sich am 19.6.22 auf den Weg Richtung Lambach. Die ersten Fußgener brachen bereits um 4.30 Uhr bei der Pfarre auf, die anderen stießen um 6.30 Uhr beim Welldorado dazu.
Die RadfahrerInnen starteten um 9.00 Uhr beim Trodatsteg.
Zum stimmungsvollen Gottesdienst in der Stiftsbasilika kamen noch einige Wallfahrer dazu, die sich mit dem PKW auf den Weg gemacht hatten.
Pfarrassistent Hasibeder betonte in seiner Predigt die große Bedeutung der eigenen Identität und die der religiösen Identität im Besonderen. Auf die Frage Jesu, für wen ihn die JüngerInnen halten würden, müsse auch jeder und jede von uns seine je eigene Antwort finden und in sein religiöses Selbstverständis, seine religiöse Identität, einbauen. (die ganze Predigt finden Sie unten)
Nach einem köstlichen Mittagessen im Stiftskeller nahmen noch einige an der sehr interessanten Stiftsführung teil, bei der viel vom Hl. Adalbero, dem Gründer des Stiftes 1056, die Rede war.
Eine bildliche Darstellung des Hl. Adalbero findet sich auch in unserer Marienkapelle, steht doch unsere Kirche auf einem Grundstück, das einmal zum Stift gehörte. Adalbero war nämlich nicht nur Bischof von Würzburg, sondern auch Graf von Lambach-Wels.
C12, 19.6.2022, Lk 9,18-24, Wallfahrt Stift Lambach
Liebe Mitchristen, liebe Wallfahrer!
Identität ist ein Schlüsselbegriff unseres Lebens.
Grob gesagt bedeutet Identität die Gesamtheit einer Persönlichkeit, die ihn von anderen unterscheidet.
Meine und deine Identität setzt sich aus vielen Komponenten zusammen und gibt uns Orientierung und Sicherheit in der Welt.
Einige meiner Identitätsmerkmale sind zum Beispiel:
männlich, Ehemann und Vater, Österreicher, Innviertler, getaufter katholischer Christ, Seelsorger und Pfarrleiter, Diakon, ehemaliger Maschinenschlosser und Jugendleiter, Sänger, Musiker, Wanderer….
All das gehört zu meiner Identität und so manches würde mich in eine tiefe Krise stürzen, würde es verloren gehen. Zum Beispiel wenn ich aus Österreich flüchten müsste, oder wenn ich mein religiöses Bekenntnis nicht ausüben dürfte, oder wenn mich meine Familie verstoßen würde…
Auch für Jesus ist Identität wichtig, denn er ist genauso ein Mensch aus Fleisch und Blut. Für wen halten mich die Leute, ist seine Frage? Er war zwar ein geborener Jude aus Nazareth, aufgewachsen in einer normalen Familie eines Zimmermanns und einer gebildeten Mutter. Aber genau das macht sein Leben mit seinen festen religiösen Überzeugungen und vor allem mit seiner tiefen Gottverbundenheit auch zum Problem. Denn sein Gottesglaube ist anders als die religiösen Vorstellungen seiner Zeit. Und damit kommt er in einen schweren Identitätskonflikt.
Er will sich nicht den Menschen anpassen und seine Strategien ändern, so dass ihm möglichst viele auf seinem Weg folgen, oder ihm zujubeln. Er will einfach nur wissen, für wen er gehalten wird, um, wenn nötig, die Sichtweise zu korrigieren.
Vielleicht merkt er im Laufe seines Wirkens, dass ihn die Menschen in seiner Absicht verkennen.
Dass er nicht der politische Befreier ist, der die Besatzer vertreibt und die Juden wieder zu einem eigenständigen und starken Volk macht, wie viele meinen. Oder dass er nicht der Wunderheiler ist, der von Ort zu Ort zieht um die Menschen gesund zu machen um des Heilens willen, wie auch manche glauben.
Für wen halten mich die Menschen, ist seine einfache Frage. Und es stellt sich heraus, dass er für einen Propheten, für Johannes der Täufer oder für Elias gehalten wird. Eine aufschlussreiche Rückmeldung, die ihm sicher zu denken gegeben hat, aber sein Selbstbild, seine Identität war eine andere.
Aber Jesus fragt noch weiter: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Da wird die Sache spannend, denn seine Jüngerinnen und Jünger waren sich auch nicht immer so sicher, für wen sie ihn halten sollten. Auch ihre Erwartungen waren unterschiedlich.
Petrus aber spricht aus, was viele erhoffen: für den Messias Gottes.
Dieses Messias Bekenntnis nimmt Jesus zum Anlass, zu erklären, was das bedeutet und nicht gerade zur Freude seiner Gefolgschaft, denn es folgt die erste Ankündigung seines Leidens:
„Der Menschensohn muss vieles erleiden
und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden;
er wird getötet werden,
aber am dritten Tag wird er auferstehen.
Jesus will hier seinen Freundinnen und Freunden erklären, wie sein Weg weiterführen wird und was damit auch sie zu erwarten haben.
Auch Maria, seine Mutter ist davon stark betroffen und wird nicht verstanden haben, was er meint! Doch ihr Glaube und ihre Berufung lassen sie standhalten. Im Magnifikat kommt das gut zum Ausdruck.
Jesus ist bestrebt, dass sich seine Gefolgschaft keine falschen Hoffnungen macht, Ruhm und Ehre wird es nicht geben, weil die Mächtigen ihn und seine Überzeugungen bekämpfen werden. „Er stürzt die Mächtigen vom Thron, und erhöht die Niedrigen“, heißt es im Magnificat. Sie werden nicht verstehen, wie er von Gott als einen verzeihenden Vater spricht und dass das Gesetz allein noch nicht gerecht macht, dass man seine Feinde lieben soll, und Böses mit Gutem vergelten. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter werden sie als Provokation empfinden. Deshalb werden sie ihn verfolgen und töten. Sie werden ihn beseitigen, weil sie Gottes Barmherzigkeit nicht verstehen können. Weil sie die Identität Gottes nicht verstehen können. Und das gleiche wird auch ihnen passieren, wenn sie ihm auf seinem Weg folgen.
So gesehen deckt Jesus hier falsche Erwartungen auf Revolution oder Ruhm und Ehre auf. Es wird ein Stück Ernüchterung bei seinen Gefolgsleuten eigekehrt sein wenn er vom Kreuz spricht, das jeder und jede täglich auf sich nehmen soll, um ihm nachzufolgen.
Auch sie werden sich gefragt haben, was das heißen könnte.
Muss jeder einen Kreuzweg gehen? Ist das Leben ein einziger Kreuzweg? Nein, sicher nicht. Auch das Leben Jesu war nicht ein einziger Kreuzweg, sondern ein Weg voller Vertrauen an die Liebe des Vaters, Vertrauen in den liebenden und barmherzigen Gott, trotz des Leids, das es auch gibt und das im Vertrauen auf ihn bewältigt werden kann. Maria hat es uns vorgelebt!
Die Ausrichtung seines Lebens war klar und das wollte er seinen Freunden sagen. Die Entscheidung, ob sie mit ihm gehen, hat er ihnen überlassen. Die Meinung der anderen, spielte für ihn in dieser Beziehung keine Rolle. Seine innerste Identität stand fest.
An ihm kann man sich seine Meinung bilden, denn er gibt die Richtung vor.
Die Frage, die für uns noch bleibt, wenn es um die eigene Identität geht:
Für wen halte ich diesen Jesus? Bleibe ich an seiner Seite, auch wenn es eng wird? Glaube ich an das gute Leben für alle, auch durch Versagen, Leid, Enttäuschung und den Tod hindurch?
Ich wünsche uns allen einen tragfähigen, festen Glauben, der uns vor allem in schweren Zeiten Halt und Zuversicht geben kann und der ein fixer Bestandteil unserer Identität ist.
Amen.