Predigt Geburtsfest Johannes des Täufers, 24.6.2020
Schriftstellen: Jes 49,1-6 Lk 1,57-66.80
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Wenn ein Mensch zur Welt bekommt, dann bekommt er eine Art Startpaket mit auf den Weg. Es ist eine Mischung von Chancen, Fähigkeiten, Talenten, aber auch Belastungen, die das Leben prägen werden, mit denen man zurechtkommen muss und aus denen man etwas machen kann. Wir wissen voneinander nicht, wer genau was mitbekommen hat, wir vermuten bestenfalls im Lauf der Jahre Etliches. Wenn wir heute das Geburtsfest des heiligen Johannes des Täufers feiern, dann wird uns bewusst, dass er, der neben der Gottesmutter sicher der größte der Heiligen ist „weil er schon im Mutterschoß geheiligt war“ ein besonderes Starpaket mitbekommen hat, das er dann im Laufe des Lebens als Vorläufer des Herrn entfaltet hat. Was war in seinem Startpaket. Das wollen wir bedenken.
Erstens: Im Startpakt des Johannes war die Hand Gottes im Spiel. Das merkt man in den Geschichten, die sich rund um seine Geburt ranken. Auch im heutigen Evangelium heißt es: „Es war deutlich, dass die Hand Gottes mit diesem Kind war.“ Wenn wir das näher bedenken ist das doch auch unser Starpaket. Wir verdanken uns ja nicht nur der Liebe unserer Eltern, sondern dieser Hand Gottes. Johannes hat sich dann von dieser Hand nehmen lassen. Er hat sich ja nicht selber in den Prophetenberuf gedrängt. Er hat sich von Gott nehmen lassen. Und weil er die Hand Gottes genommen hat konnte er später selber Zeigefinger für Gott werden. Der auf Christus, den Eigentlichen hingewiesen hat. Auch im Starpaket unseres Lebens hat Gott, dem wir alles verdanken die Hand im Spiel. Nehmen müssen freilich wir sie.
Zweitens: So finden wir im Startpaket des Johannes seine Berufung. „Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen.“ Dieses Wort des Jesaja hat man bald auf Johannes hin gelesen. Man kann es auf jedes menschliche Leben hin lesen, auch wenn Johannes sicher eine besondere Berufung hatte. Berufung hat mit Ruf zu tun. Gott ruft mich, weil er mich braucht, weil er alles mit und durch uns tun will. Freilich, um diese Stimme Gottes hören zu können, muss man in unserer lauten und vollgeschrienen Welt die Ohren spitzen. Das hat Johannes getan, und er konnte seine große göttliche Berufung Erkennen. Er wurde dann selber zur Stimme für Gott. Er wurde die Stimme des Rufenden in der Wüste, die da sagt: „Bereitet den Weg des Herrn.“ So sind wir eingeladen immer mehr zu Hörenden zu werden. Dann können wir herausfinden, was unsere Berufung in der Welt von heute ist. Dann wird uns bewusst, wo der Herr uns haben will.
Drittens: Dann ist im Startpaket des Johannes noch der „Zauber des Anfangs.“ Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns erhält, und der uns hilft beim Leben.“ Der Anfang des Johannes ist ein guter. Er wird seinen Eltern in hohem Alter geschenkt. Sein Vater bekommt durch seine Geburt die Stimme zurückgeschenkt. Jeder Mensch wird nicht nur einmal geboren, wenn er auf die Welt kommt. Der Mensch braucht ein Lebe lang zum Geborenweden. Das heißt er muss immer wieder neu anfangen. Und er muss wie Johannes immer wieder ganz klein anfangen. Der Mensch muss stets neu beginnen. In dieser Möglichkeit des Nicht-Festgelegtseins liegt etwas Zauberhaftes. „Coepi – Heute fange ich an,“ hat der heilige Johannes XXIII., der den Täufer sehr verehrte oft gesagt. Wir können dieses Wort gar nicht oft genug sagen und im Herzen erwägen.
Liebe Brüder und Schwestern!
Die Hand des Herrn war im Spiel, die Berufung, und das Anfangen, war das Startpaket des Johannes. Er hat es entfaltet. Tun wir das auch. Amen.
Pfarrer Maximilian OPraem.