Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, 7. Juni 2020
Schriftstellen: 2 Kor 13,11-13 Joh 3,16-18
Drei Aspekte Gottes wollen wir bedenken.
Erstens: Gott weiß alles. Das bedeutet er weiß um uns, um unser Menschensein und Christsein, um unsere Befindlichkeit und um unser Inneres. Gott weiß alles. Das bedeutet nicht, dass er als Aufpasser hinter uns steht und alles abhackt, was wir an menschlicher Schwäche nicht zusammenbringen. Gott weiß alles. Das heißt, dass der, der liebt alles weiß und uns wirklich kennt. Er kennt mich bis in die tiefste Kammer meines Herzens hinein. In diesem Wissen darf ich geborgen sein. Es bedeutet, dass Gott uns nicht vergessen kann. Es gibt kein vergessenes Leid und keine vergessene Not. Es gibt kein sinnloses Menschsein. Er weiß alles, und ich stehe in seinen Händen geborgen, darf mich in diesem verstehen wissen geborgen fühlen. In den Psalmen wird das auch sehr schön ausgedrückt: „Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen.“ Gott weiß alles. Das bedeutet auch, dass ich ihm nichts vormachen kann und nichts vormachen muss. Ich stehe in der bildhaften Sprache der Bibel nackt vor Gott, wie im Paradies, und brauche mich aber nicht zu schämen.
Zweitens: Gott kann alles. Das bedeutet ich bin nicht einem Willkür Gott ausgesetzt, der heute so und morgen so sein Spielchen mit mir treibt. Die Liebe, und Gott ist die Liebe, kann wirklich alles. Sie ist allmächtig. Deswegen darf ich vertrauen, auch in aller Finsternis des Lebens. Wenn Leid und Not über mich kommt, wenn Unverständliches und Schreckliches über mich kommen, dann ist das zwar wahrscheinlich nicht von Gott gewollt, weil er dem Menschen nicht schaden kann und will, wohl aber ist es mitunter von ihm zugelassen, dass ich geläutert werde und mit dem Nachdenken beginne. Gott kann alles. Das bedeutet auch, dass Gottes Möglichkeiten niemals erschöpft sind, dass bei ihm nichts unmöglich ist. Es bedeutet für mich diese Möglichkeiten aufzuspüren und gleichzeitig muss ich mir bewusst machen, dass ich ein begrenzter Mensch bin, dass mir nicht alles möglich ist. Wenn Gott alles kann, ist es mir immer möglich mit ihm Kontakt zu halten. Es ist tröstlich die Telefonnummer von Freunden zu haben. So sind sie nie fern, weil ich immer mit ihnen Kontakt aufnehmen kann, sei es durch Anruf, SMS oder Whats App. Dass Christus, die zweite göttliche Person, aus dem Vater, der ersten göttlichen Person, durch den Heiligen Geist, der dritten göttlichen Person, Mensch geworden ist, sagt uns: Gott hat uns gleichsam fest in sein Adressverzeichnis eingespeichert, aus dem wir nie wieder heraufliegen können. Er ist immer in Hörweite. Durch die Taufe gehören wir zu ihm. Er ist immer auf Empfang: „Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.“
Drittens: Gott ist die Liebe. „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gesandt hat.,“ haben wir im heutigen Evangelium gehört. Ausgangspunkt des Blickwinkels Gottes auf die Welt ist immer die Liebe. Er liebt uns, nicht weil wir so schön, gut, brav und attraktiv sind, sondern, weil wir sind, wie wir sind. Gottes Geschichte mit uns ist eine Liebesgeschichte. Lieben heißt: Ich kann nicht ohne dich sein. Genau das ist das Wesen Gottes. Er kann und will nicht ohne dem Menschen sein. Freilich kennt jede Liebe auch den Schmerz. Das zeigt sich bei Gott, „als er seinen einzigen Sohn für uns hingegeben hat.“ Gott gibt das Einzige, nicht das Übrige, wie wir Menschen eher gewillt und gepolt sind. Der Preis der Liebe, der am Baum des Kreuzes auf Golgotha erkauft ist, ist hoch. Ein Christ ist, wer an diese Liebe Gottes glauben kann, wer sie annehmen kann und weitergibt. Genau dieses Annehmen fällt uns oft so schwer. In der Lesung sagt der Apostel Paulus das Wort: „Kehrt zur Ordnung zurück.“ In die Ordnung der Liebe müssen wir immer mehr hineinfinden, dann wird die Welt ordentlich im mehrfachen Sinn. „Gott hat die Welt so sehr geliebt…“ Das ist sein Weltbild. Die Welt soll nicht zum Teufel gehen, auch wenn dieser in unserer Zeit sehr aktiv ist, sondern zum Leben, zum neuen Leben, das mit Jesus begonnen hat und im Heiligen Geist immer unter uns gegenwärtig ist.
Liebe Brüder und Schwestern!
Gott weiß alles. Gott kann alles. Gott ist die Liebe. Dieses und mehr sollen wir am heutigen Fest bedenken. Es ist wichtig oft über Gott nachzudenken. Wir dürfen dankbar sein, dass Gott einfach Gott ist. Das genügt. „Gepriesen sei die Allerheiligste Dreifaltigkeit, weil sie barmherzig an uns gehandelt hat. Amen.
Pfarrer Maximilian OPraem.