Prophet Amos
Predigt 15. Sonntag im Jahreskreis, 11.7.2021
Perikopen: Am 7,12-15 Mk 6,7-13
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Am vergangenen Sonntag ist uns der Prophet Ezechiel begegnet, aus dessen Wirken ich ein paar Impulse für unsere Zeit gezogen habe. Heute haben wir in der Lesung von Amos gehört, einer für die meisten von uns eher unbekannten Prophetengestalt. Auch heute möchte ich uns diese biblische Gestalt nahebringen, in der Hoffnung, dass es für unser Leben und unseren Glauben fruchtbringen kann.
Erstens: Amos ist sich seiner Unzulänglichkeit bewusst. Amos hat sich das Prophetenamt nicht ausgesucht. Er hat auch keine religiöse Ausbildung genossen. Er lebte von der Landwirtschaft, er hütete Tier und züchtete Maulbeerfeigenbäume, wie es sie bis heute im Heiligen Land gibt. So hat er sich uns heute selber vorgestellt. Amos ist sich seiner Kleinheit und Unzulänglichkeit bewusst. Er ist demütig vor gut. Amos, weiß, dass er sich zwar in der Landwirtschaft auskennt, aber dass er kein Experte in den Sachen der großen Politik und in den Sachen Gottes ist. Ein solcher Mensch kann unserer Zeit, in der es viele selbsternannte Experten in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche gibt, gut tun. Wie viele selbsternannte Corona-Experten, die ganz genau wissen, was „die da Oben“ (wir wissen alle, was gemeint ist) tun sollten. Amos ist kein Experte, auch wir sind wohl allesamt keine Experten, keiner von uns hat die Weisheit mit dem Löffel zu sich genommen. Es ist eben nicht der große Mensch und der kleine Gott, wozu man heute sehr neigt. Es muss der große Gott und der kleine Mensch bleiben.
Zweitens: Amos ist sich nicht selbst der Nächste. Amos tritt in einer sozial schwierigen Zeit im 8. Jahrhundert vor Christus auf. Er ist sehr sozialkritisch. Er kritisiert ein falsches soziales Verhalten und einen veräußerlichten Gotteskult im Tempel, der mit einem rechtschaffenen und ehrlichen Verhalten der Menschen nichts mehr zu tun hat. Ähnlich hart wird Jesus ca. 800 Jahre später mit den Pharisäern ins Gericht gehen. Damals sind viele Kleinbauern in schweren Schulden gesteckt. Was hat man getan? Sie verkauft und zu Sklaven gemacht. Die großen wurden immer reicher, die kleinen immer Ärmer. Dieses Gespenst durchwandert wohl die ganze menschliche Geschichte, bis zum heutigen Tag. Amos ist nicht sich selbst der Nächste. Er macht sich die Not des Anderen zum Nächsten. So müssen wir doch immer wieder den Blick auf das Gute, das im Menschen steckt richten, und das entfaltet werden kann. Wir dürfen doch auch mit einem gewissen staunen fragen: Wie kann es sein? Warum gibt es Menschen, die sich nicht am meisten um sich selber sorgen? Die sich nicht lebenslang fragen, was man tun oder lassen soll, um sich möglichst viel leisten zu können? Warum gibt es Menschen, die nicht des Nächsten Neider sind, und der Neid ist wirklich die Wurzelsünde schlecht hin, sondern wirklich dem Nächsten, Nächste sein wollen? Amos bricht das Ich auf das Wir hin auf. Er sagt die Botschaft „so kann es nicht weitegehen.“ Auch wir sagen diesen Satz im Hinblick auf so manche Entwicklung, die uns nicht gefällt. Gesagt ist der Satz schnell, aber umgesetzt….? Das Sind manchmal auch das Geschick und die Belastung des Predigers in einer Zeit, in der uns das Wort Gottes nicht gerade als Modeartikel aus der Hand gerissen wird. Oder, wie es der heilige Franz von Sales sagte: „Der Test eines Predigers ist, dass die Gemeinde weggeht und dabei nicht sagt: Was für eine schöne Predigt! sondern: Ich werde etwas tun!“ Der Herr braucht keine Bewunderer, sondern echte Nachfolge, wie es die Botschaft des heutigen Evangeliums sagt.
Drittens: Die Zeit des Amos war sehr kurz. Amos verkündete am Hofheiligtum des damaligen Königs Jerobeam seine Botschaft. Von den öffentlichen Organen, denen diese Botschaft nicht passte, gehindert, konnte er wahrscheinlich nur wenige Tage auftreten. So schnell sein Auftritt war, so schnell war auch sein verschwinden. Seine Zeit war kurz. So müssen auch wir unsere Lebenszeit verstehen, als kurze, uns von Gott geschenkte Zeit, in der wir viel tun können. Egal, ob wir 80, 90, oder gar 100 Jahre werden, unsere Zeit ist immer kurz im Vergleich zur Ewigkeit. Der Herr lädt uns immer ein unsere Zeit zu nützen, für das Gute, Wahre und schöne immer im Blick auf die Ewigkeit, immer mit der Frage des heiligen Aloisius auf den Lippen, der bereits mit 23 Jahren gestorben ist „quid ad aeternitatem- was nützt es mir für die Ewigkeit?“
Liebe Brüder und Schwestern!
So habe ich versucht uns heute den Propheten Amos uns ein wenig näher zu bringen. Amos war sich seiner Unzulänglichkeit bewusst. Amos war nicht sich selbst der Nächte und die Zeit des Amos war kurz. Er hat uns eine große Spur gezogen, der wir nachfolgen, nachgehen dürfen! Der Herr begleitet uns dabei. Er lässt uns nicht allein. Amen.