Hl. Norbert von Xanten
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Gott wirkt nie einfach so ins allgemeine, sondern immer ganz konkret. Gottes Geist wird nicht über uns anonym ausgegossen, sondern wirkt ganz konkret in Menschen, die sich dafür öffnen. Das haben die Menschen zu allen Zeiten erfahren. Angefangen als sich Gott sein Volk erwählt hat mit den Propheten, dann als Jesus auf dieser Welt umherzog und Menschen angesprochen hat, sie gerufen hat in seine Nachfolge, bis herauf in unsere Zeit. Männer und Frauen alle sind angesprochen ihm zu folgen. Am 6. Juni, dem Fest des hl. Ordensgründers Norbert haben viele der Schlägler Mitbrüder ihren Priesterweihetag (bei mir sind es heuer neun Jahre). So möchte ich heute auf dem Hintergrund der Berufung etwas über unseren Ordensvater Norbert erzählen. Sein Geist wirkt hier in unserer Region ja schon seit 803 Jahren – seit der Gründung des Stiftes. Und heuer sind es 900 Jahre, dass es überhaupt Prämonstratenser gibt. Was hat Norbert uns heute zu sagen?
Erstens: Norbert hat den Ruf Jesu gehört: „Komm, folge mir nach.“ Er hat damit ernst gemacht. Wenn wir das so hören, könnten wir glauben er hat einen moralisch schlechten Lebenswandel geführt, ein liederliches Leben und sich dann bekehrt. Nein, das war nicht so. Norbert wurde von Kind an christlich erzogen. Er wuchs im Domstift Xanten auf, weil er für den geistlichen Berufsstand bestimmt war. Er führte ein religiöses Leben, wo alles seine gewöhnlichen Bahnen läuft, er betet, er feiert die Gottesdienste mit, aber alles ohne innere Anteilnahme, ohne inneres Brennen. Er tut das, weil es so üblich ist. Aber dann kommt der Augenblick, wo der müde gewordene Glaube wieder zu brennen beginnt. Es ist ihm klar geworden, dass Glaube keine Gewohnheit, keine Tradition, nicht etwas ist, weil man es so gelernt hat, sondern ein tiefes Berührt-Sein von Gott und seiner Botschaft. Und dieser Glaube wird jetzt nicht mehr müde, weil er in der Begegnung mit Gott seine Quelle hat. Da möchte ich einen Bogen zu uns heutigen Menschen spannen. Vielfach ist es oder soll man schon sagen war bei uns europäischen Christen so, dass wir seit Kindesbeinen an im Glauben unterwiesen wurden, Jahre an Religionsunterricht erhalten haben. Alles läuft seine gewohnten Bahnen, aber die innere Glut verlöscht. Der Glaube mag uns nicht mehr zu begeistern und Wegweiser zu sein für unseren Lebensalltag. Das innere Berührt-Sein ist uns verloren gegangen. Die Gottesbeziehung und Begegnung ist nicht mehr da.
Zweitens: Wenn es uns so ergeht, würde uns der hl. Norbert aus eigener Lebenserfahrung auf die Suche nach Gott schicken, und uns sagen: „Gebt nicht auf!“ Er hat selber drei Jahre lang seinen Glauben intensiv vertieft und nach einen Weg gesucht ihn zu leben. So holt er sich Rat bei einem Einsiedler, beim heiligen Ludolf und vertiefte seinen Glauben durch das Hören in der Stille und im intensiven Beten. Er lebte mit bei den Benediktinern und bei den Chorherren und schaute: Wie geht das, den Glauben leben? Er las und meditierte die Heilige Schrift und dabei wurde ihm der Glaube der ersten Christen in Jerusalem, in denen der Glaube an Christus brannte zum Vorbild. Und hier wird ihm bewusst, Glaube braucht, wenn er lebendig sein will eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten. Christen können nicht alleine leben, sie brauchen eine Gemeinschaft, wo sie miteinander beten, Gottesdienst feiern, miteinander über den Glauben, ihre Erfahrungen reden können. So gründete er eine Ordensgemeinschaft, die Prämonstratenser. Diese wichtige Erfahrung des heiligen Norbert, dass Glaube Gemeinschaft braucht, erfahren wir heute dringlicher denn je, weil wir in einer Zeit der Vereinsamung, des Individualismus leben. Norbert würde uns auch heute sagen: „Kommt zusammen, pflegt miteinander den Gottesdienst, pflegt die Gemeinschaft, seid auch außerhalb der Kirche eine gute Gemeinschaft, wo etwas vom Christlichen Geist spürbar wird.“ Der Glaube wirkt sich auf das Leben aus und zeigt sich in konkreten Taten und Worten. Aber die Kraft müssen wir uns aus dem gemeinsamen Feiern des Glaubens holen. Wir müssen die Worte Jesu verinnerlichen, dass sie dann ihre Wirkung zeigen.
Drittens: Und weil Norbert’s Glaube auf gesunden Füssen stand, wird er für die Kranken ein Arzt und bringt Barmherzigkeit zu den Menschen. In seiner Lebensbeschreibung wird er besonders als Friedensstifter herausgestrichen. Überall, wo er hinkam versucht er Menschen zu versöhnen. In seiner Lebensbeschreibung wird berichtet, dass ein Konflikt schon 60 Menschenleben gekostet hat, und niemand Versöhnung zu Stande brachte. Durch den Glauben und seine überzeugendes Leben aus dem Glauben ist es ihm gelungen. Barmherzigkeit hat er durch Versöhnung gebracht. Dabei war Norbert kein Mensch, der zu allem Ja und Amen gesagt hätte. Sondern er hatte seine Prinzipien und war einer, der gegen Widerstände ankämpfte und sich so viele Feinde machte. Als er in Magdeburg als Erzbischof einzog, tat er es in Bußgewand und barfuß. Ein Skandal für die damalige Zeit, wo ein Bischof oft wie ein Fürst Hof hielt. Er aber machte deutlich. Als Bischof orientiere ich mich an Jesus, nicht an der gesellschaftlichen Norm. Jesus ist das Maß und Mitte.
Liebe Brüder und Schwestern!
Mit einer Monstranz wird der heilige Norbert dargestellt, gleichsam als wolle er uns hinweisen, dass wir nicht vergessen Gott zu suchen in unserem Leben. Norbert hat uns diese Gottsuche vorgelebt. Sein Leben zeigt solche Eckpunkte auf, die auch wir nicht aus den Augen verlieren dürfen: Glaube, Gottesdienst ist kein Brauchtum oder Tradition, sondern tiefe Begegnung mit Gott. Allein schaffen wir den Weg nicht. Wir brauchen dazu die Glaubensgemeinschaft und Gleichgesinnte. Der Glaube zeigt sich im alltäglichen Leben, in dem wir Frieden, Barmherzigkeit zu den Menschen bringen und mitarbeiten am Aufbau der Welt. So sollen wir leben, dann werden im Blick auf das Evangelium von den Seligpreisungen wahrhaft selig, d.h. übersetzt glücklich. Sind wir glücklich, weil wir die Berufung haben Christen zu heißen und Christen zu sein. Amen.