Vergesst Gott nicht in eurem Leben!
Schriftstellen:
Lesung aus dem Buch Exodus 24,3-8.
Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 14,11-16.22-26.
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Der Herr ist da! Er ist bei uns, in den unscheinbaren Gestalten von Brot und Wein. Zu Fronleichnam feiern wir nichts anderes, als dass Gott da ist, für uns gegenwärtig. Das wäre dann umgekehrt die Aufforderung: Vergesst Gott nicht in eurem Leben. Wir erleben eine große Gottvergessenheit und genau dagegen möchte Fronleichnam demonstrieren. Eine Gefahr, die uns Menschen Gott vergessen lässt ist: wenn man satt geworden ist und zufrieden mit den Umständen, wenn man sich im Wohlstand ausruht und Reichtum sammelt, wenn man meint im „Gelobten Land“ zu sein. Dann neigen wir zu sagen: „Ich habe mir den Reichtum aus eigener Kraft erarbeitet und durch eigene Hand erwirtschaftet.“ Corona hat uns gezeigt, wie zerbrechlich Vieles ist. Wir müssen manches ganz neu anpacken, genau unter dem Vorzeichen „Der Herr ist da! Vergesst Gott nicht“ Was heißt das für unser Fronleichnams 2021, das zweite Fronleichnam, das wir unter Einschränkungen feiern?
Erstens: Normalerweise gehen wir zu Fronleichnam aus der Kirche hinausgehen. Wir verlassen die Kirche und gehen hinaus. Und er, der Herr ist mit dabei. Das ist unsere Aufgabe als Christen: Hinausgehen und „die Weite suchen.“
Nicht das Weite suchen, nicht fahnenflüchtig werden, wenn Probleme kommen, sondern nach dem Psalmwort zu handeln: „Du führst mich hinaus ins Weite.“ Ja, der Herr wünscht sich eine weite Kirche. Jesus, der gute Hirte, führt uns in die Weite. Das dürfen wir ernst nehmen. Wir sollen nicht diejenigen mächtig werden lassen, die gerne in ihrer Enge sitzen bleiben, wie die Tiere im Stall. Freilich: Im Stall kann man nicht viel falsch machen, dazu gibt es auch zu wenig Bewegungsfreiheit. Aber dort kann man nicht einmal richtig leben, höchstens darauf warten, dass man gemolken, geschoren und schließlich geschlachtet wird. Es geht darum ein Leben lang mit Gott die Weite zu suchen und immer wieder neuen Glaubensboden unter die Füße zu bekommen.
Zweitens: So steckt in Fronleichnam das Voranschreiten, das Fortschritte machen. Das Wort „Prozession“ kommt ja vom lateinischen „procedere“, was so viel heißt wie: vorwärtsgehen, fortschreiten, nach vorne gehen. Wer eine Prozession machen will, darf nicht auf der Stelle treten; er muss voranschreiten. Das gilt auch für unser kirchliches Leben. Wir dürfen nicht auf der Stelle treten, wir müssen uns weiterentwickeln. Auch wenn wir wieder keine Prozession halten können, vielleicht war manchmal eh zu viel Beiwerk dabei, so hindert uns nicht und niemand daran, dass wir selber voranschreiten, dass wir innerlich Fortschritte im Glauben machen. „Er schreite mehr und mehr auf Gott zu,“ heißt es in der Regel heiligen Benedikt. Wer auf der Stelle tritt, der kann vielleicht Sauerkraut im Faß eintreten, das man dann einmacht und „konserviert“; aber Jesus will keine „Konservenchristen, keinen Sauerkraut-Verein, sondern eine lebendige und liebenswerte Gemeinschaft, die fortschreitet mitten in den Leide, Freuden und Tröstungen dieser Zeit: Prozession am Anfang des dritten Jahrtausends! Fortschreiten, neue Menschen werden, darum geht es. Das Schlimmste, was uns im Glaubensleben passieren kann ist der geistliche Stillstand.
Drittens: So hat das heutige Fest noch einen Hinweis, nämlich Christus hochhalten. Darauf verzichten wir heute nicht. Am Ende der Messe stellen die Hostie in die Monstranz, und wir empfangen den sakramentalen Segen. Damit zeigen wir: Christus ist uns heilig. Wir halten in hoch im Leben. Die Hostie ist nicht nur unser Allerheiligstes. Es ist kein Ding, sondern Person, der Allerheiligste. Ohne ihn können und wollen wir nicht leben. An Fronleichnam halten wir Christus hoch; wir lassen ihn hochleben, damit wir auch schwierige Zeiten unversehrt überleben. Wichtig ist Gott und alles, was mit ihm zu tun hat. Kann es irgendetwas geben, was man dem Herrn vorenthalten kann?
Liebe Brüder und Schwestern!
„Der Herr ist da, vergesst Gott nicht.“ Das ist Zusage Gottes an uns und Auftrag von uns Menschen. Was der Herr beim letzten Abendmahl getan ist uns als Auftrag für alle Zeiten anvertraut. Setzen wir diesen Auftrag fort, indem wir mit dem Herrn hinausgehen ins Leben, indem wir im Herrn voranschreiten, und indem wir den Herrn hochalten. Amen.