Forsche nach...
Schriftstellen:
Lesung aus dem Buch der Deuteronomium 4,32-34.39-40.
Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus 28,16-20.
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Am Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit habe ich immer versucht dieses Geheimnis unseres Glaubens mit menschlichen, letztlich immer unzulänglichen Worten zu beschreiben. Das möchte ich heuer nicht tun. Ich bin bei den ersten Worten der Lesung aus dem Buch Deuteronomium stehen geblieben. Beim Übergang von der Wüstenwanderung in das Gelobte Land sagt Mose dem Volk: „Forsche nach…“ Er lädt die Menschen ein nachzuforschen über Gott. Das ist das Zentrale, das wir uns im Glaubende Mühende tun, nachforschen, fragen nach Gott. Für unsere Zukunft als Kirche ist entscheidend, dass die Gottesfrage wachgehalten wird, bzw. dass sie dort wieder aufgeweckt wird, wo sie eingeschlafen ist und dahinschlummert. „Forsche nach Gott!“ Das möchte ich jetzt mit euch tun.
Erstens: „Forsche nach Gott in deinem persönlichen Leben.“ Hier geht es um meine ganz persönliche Gottesbeziehung. Ich möchte sagen, dass es hier um den „Intimbereich“ des eigenen Glaubens geht. Es geht um meine innersten Glaubenserfahrungen, mein innerstes Angerührt-Sein vom Geheimnis Gottes. Wo habe ich Gott erfahren im Leben? Habe ich mich in der Freude mit ihm verbunden gefühlt? War er im Leiden da? War ich ihm in der alltäglichen Routine verbunden? Bin ich wirklich innerlich betroffen davon, dass Gott der Vater uns seinen Sohn schenkt, der sich für uns am Kreuz opfert, der den Tod besiegt, und der im Heiligen Geist mitten unter uns wirkt? Könnte ich ohne Gott leben? Es ist etwas ganz Persönliches, diese erste Frage. Es geht um die inneren Erfahrungen, die letztlich bei mir selber bleiben. Vielleicht hat man einem sehr vertrauten Menschen mit dem man darüber reden kann, aber es ist und bleibt etwas ganz Persönliches, ob und wie ich Gott erfahre. Wichtig ist nur, dass ich immer offen bleibe für diese Erfahrungen.
Zweitens: „Forsche nach Gott im Leben deiner Umwelt.“ Wenn wir in unsere Welt hineinschauen, und da meine ich nicht die, weite Welt, sondern unsere persönliche Umwelt, diejenigen Menschen auf die ich treffe und mit denen ich zu tun habe: Wo sehe ich etwas von Gott in unserer Welt? Kann man merken, dass er da ist? Ich glaube wir können schon alle etwas finden, vor allem dort, wo sich Menschen um ein rechtes Menschensein und um ein glaubwürdiges Christsein bemühen. Aber es gibt auch das Gegenteil. Der Schreiber des alttestamentlichen Buches Chronik hat ein Stück Geschichte des Gottesvolkes folgendermaßen zusammengefasst: „Sie verhöhnten die Boten Gottes, verachteten sein Wort und verspotteten seine Propheten, bis der Zorn des Herrn gegen sein Volk so groß wurde, dass es keine Heilung mehr gab. Der Hohn über Gottes Boten, die Verachtung seines Wortes, die Verspottung seiner Propheten ist spürbar. Ich weiß nicht, ob und wie ihr sie spürt, aber ich spüre, das was in der biblischen Botschaft aus einer damals lebendigen Erfahrung niedergeschrieben wurde, heute massiv. Oft steht dahinter eine deutliche Distanzierung von Gott, vom bisherigen Glauben oder auch ein Abfall davon. Am häufigsten aber erleben wir eine Gleichgültigkeit. Dagegen habe ich mir vorgenommen immer wieder in Wort und Tat anzukämpfen. Alles wird gleichgültig. Ob man so lebt oder so. Ob man sich bemüht um andere und sich einsetzt oder nicht. Ob man seine Beziehung zu Gott vertieft oder nicht. Ob man in der Gemeinschaft der Christen den Glauben feiert oder nicht. Alles ist gleichgültig, wie man zusammenlebt, ob man den Kindern einen Zugang zum Glauben ermöglicht oder nicht, ob man aus der Kirche austritt oder nicht, für alles hat man Verständnis und alles scheint gleichgültig und die Alten eifern darin den Jungen nach. Dieses Verständnishaben für alles ist das Grundübel schlechthin. Wir erleben überrascht, wie oberflächlich der Glaube verankert war, wie sehr er im Außen lag und wie wenig Wurzel er im Innern hatte, wie wenig er aus dem Herzen gekommen ist. Was für den Menschen gleichgültig ist, ist es für Gott aber nicht. Er steht zu seinem Wort. Dass Gott diese Gleichgültigkeit der Menschen nicht hinnimmt, das bezeichnen die Menschen als seinen Zorn. Gott fordert mit seinem Wort die Gleichgültigen heraus. Es ist eben nicht gleichgültig vor ihm, wie man sich verhält, ob man nur aufs Eigene schaut, den eigenen Vorteil oder auch auf die Not anderer. Es ist nicht gleichgültig vor Gott, ob man barmherzig ist oder nicht, ob man verzeiht oder nicht, ob man Gott sucht oder nicht, ob man auf sein Wort hört oder nicht, ob man seinen Tag heiligt oder nicht. Dass das eben nicht gleichgültig ist, das ist sein Zorn. Gott schaut nicht gleichgültig auf diese Welt und die Menschen als unbeteiligter distanzierter Beobachter, sondern immer mit Mitleid. Das gibt mir Zuversicht, auch wenn ich vieles nicht verstehen kann.
Aber und das möchte drittens noch andeuten: „Forsche nach dem geheimnisvollen Gott im Leben.“ Gott ist und bleibt für immer ein Geheimnis. Wir können ihn erfahren. Aber wir werden ihn nie durchschauen. Wir sind keine Gottesbesitzer. Glauben heißt Vertrauen, dass es mit seiner Hilfe und mit unserem aktiven Tun immer wieder recht werden kann, wenn wir wollen und wenn wir uns nicht ausklinken aus der Mission, die der Herr im Evangelium den Jüngern damals, und uns Jünger/Innen heute gegeben hat: „Geht und macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Tauft sie auf den Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Im Angesicht vor dem geheimnisvollen Gottes, muss unsre Glaubensgeschichte immer eine Lerngeschichte bleiben, die uns in dieser Welt vielleicht ein bisschen erahnen lässt, was wir einmal in der Ewigkeit schauen dürfen. Wo uns dann Gott nicht mehr geheimnisvoll ist, sondern wo wir ganz und gar im Geheiminis Gottes daheim sind, immer vorausgesetzt, dass wir so gelebt haben, dass wir Gott dann auch wirklich aushalten können.
Liebe Brüder und Schwestern! Nach Gott dürfen wir forschen, im persönlichen Leben, in der Erscheinungsform meiner Umwelt, und im Zeichen des großen Geheimnisses Gottes. Begeben wir uns immer neu auf diese Expedition, diese Forschungsreise. Maria, auf die wir im Mai besonders schauen dürfen, ist uns hier sicher eine gute Wegbegleiterin. Amen.