Freundschaft mit Jesus
Schriftstellen:
Lesung aus der Apostelgeschichte 10,25-26.34-35.44-48.
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes 15,9-17.
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Im heutigen Evangelium ist, das habe ich schon öfters erwähnt, eines meiner biblischen Lieblingswörter im Neuen Testament. „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde,“ sagt der Herr seinen Jüngern. Das ist für mich fast so, als ob der Herr den Jüngern hier das Du-Wort angeboten hat. Im Ritus der Priesterweihe, wie er bis zur Liturgiereform gefeiert wurde, hat der Bischof genau dieses Wort jedem Neupriester am Ende der Weihe zugesagt in lateinischer Sprache zugesagt: „Iam non dico vos servos…dico vos amicos meos.“ Direkt schade, dass dies überarbeiteten Weiheritus weggefallen ist.“ Nichts desto trotz sagt der Herr dieses Wort nicht nur den Jüngern damals, er sagt es allen Menschen guten Willens, die sich auf die Freundschaft mit ihm einlassen wollen. Das erste Mal hat er es uns gesagt bei unserer heiligen Taufe. Kurzformel für das Christsein ist Freundschaft mit Jesus. Das gilt es zu verstehen. Wer das verstanden hat muss nur noch darüber nachdenken, wie er oder sie es verwirklicht diese Freundschaft zu pflegen. Das heutige Evangelium gibt uns hier wieder einige Hilfen. Sie haben alle mit Bleiben zu tun. Bleiben ist ein Lieblingswort des hl. Evangelisten Johannes. Es geht ums Dableiben, Dranbleiben, Drinnenbleiben.
Erstens: In der Liebe Christi bleiben. Das ist Kernprogramm des Christen. Es geht darum, dass ich immer mehr ein liebender Mensch werde. Jeder Tag bietet unzählige Möglichkeiten zur ein Liebender zu werden Gott Gegenüber, dem Nächsten Gegenüber, und mir selbst gegenüber. Um in der Liebe Christi zu bleiben, muss ich das Lieben üben. Man muss die Kunst des Liebens Erlernen, wie man andere Künste, manchmal auch mühsam erlernen muss. Wichtig ist hier, dass wir uns konzentrieren. d.h. die Aufmerksamkeit auf dieses eine Ziel lenken, und wir uns nicht zu leicht ablenken lassen. Es braucht hier schon eine gewisse Disziplin. Wir sollen nicht immer gleich nachgeben, und uns gehen lassen, wenn es uns einmal fuchst. Es braucht, um ein Liebender zu werden immer auch Geduld, viel Geduld, wahrscheinlich am meisten mit mir selber. Die liebe hört niemals auf, sagt der Apostel Paulus. Und dann braucht es dringend die Überwindung der Ich-Fixierung. Da tut es gut, wenn wir unser Gewissen erforschen wie oft in unserer Sprache oder in unseren Gedanken das Wort Ich vorkommt. Jeder Mensch hat seine Bedürfnisse nicht nur ich. Bei manchen Menschen muss es immer nur für sie passen, bis ins kleinste Detail, da ist jedes Mittel recht. Wo viel Ich ist, da ist wenig Liebe. Schauen wir gut darauf Liebende zu werden. Liebende bringen keine Kultur das Todes, sondern des Lebens hervor. Die Freundschaft mit Christus soll eine lebendige Liebesbeziehung sein.
Zweitens: In der Freude Christi bleiben. Das spricht Jesus auch im Evangelium an, dass seine Freude in uns sein soll. Was ist seine Freude? Dass er im Vater ist, dass ihm die Beziehung zum Vater Freude schenkt. Und genau das ist es, was uns Freude schenken kann. Dieses Bewusstsein von Gott gewollt und geliebt zu sein. Es geht hier nicht um eine oberflächliche oder banale Freude, wie sie uns die Dinge dieser Welt vorgaukeln. Es ist diese Einstellung, dass es grundsätzlich passt, dass es grundsätzlich Zufriedenheit schenkt ein Christ zu sein. Wir müssen immer wieder Gründe zur Freude des Christen suchen. Wir Menschen neigen eher dazu Gründe gegen etwas zu suchen, warum es nichts bringt Christ zu sein, warum es nicht viel taugt zur Gemeinschaft der Kirche zu gehören. Nicht Gründe dagegen, sondern Gründe dafür. Gründe, warum es mich freut euch Christ zu sein. Franz von Assisi hat schon im 13. Jahrhundert geschrieben: „Es ist der große Triumph des Teufels, wenn er uns die Fröhlichkeit des Geistes rauben kann. Er führt feinen Staub mit sich, den streut er in kleinen Dosen durch die Ritzen des Gewissens, um die reine Gesinnung und den Glanz der Seele zu trüben. Die Freude aber, die das Herz des Menschen erfüllt, macht jenes todbringende Gift zunichte.“ Und von Franz von Assisi wird erzählt, wenn er nur einen Hauch von Angst oder Trauer in seinem Herzen gespürt hat, habe er sofort angefangen zu beten, singen, tanzen und habe ein warmes Bad genommen - das waren seine Mittel gegen die Angst und gegen die Trauer. Und wenn er krank wurde, hat er sofort ein Lied zum Lobe Gottes gesungen. Es geht viele Möglichkeiten die Freude am Christsein zu wecken.
Drittens: In der Erwählung Christi bleiben. „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt,“ sagt der Herr heute im Evangelium. Wir sind gewohnt, dass wir uns unsere Freunde aussuchen. Bei Christus ist es anders. Er hat sich uns ausgesucht, er hat sich uns erwählt. Immer geht von ihm die Initiative aus. Er packt uns. Und wir müssen uns von ihm anpacken lassen. Wenn ich weiß, dass er mich erwählt hat, dann kann mir bewusst werden, dass ich etwas Besonderes bin. Dann kann ich mit dem Psalmisten dankbar beten: „Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß, staunenswert sind deine Werke.“ Dieses Erwähltsein durch Christus bringt so viel wirklich Schönes mit sich. Es bedeutet: Lage bevor uns irgendein Mensch gesehen hat, hat uns schon Gottes liebendes Antlitz angeschaut. Lange, bevor uns schon jemand weinen oder lachen gehört hat, hat Gott schon ein Ohr für uns. Lange bevor uns schon jemand in der Welt etwas gesagt hat, hat uns schon die Stimme der Ewigkeit angesprochen. Unsere Kostbarkeit verdanken wir immer demjenigen Gott, der uns aus immerwährender Liebe hat, aus seiner Liebe, die von Ewigkeit her existiert und in alle Ewigkeit fortdauern wird. Gerade in das Klima unserer Zeit, das von großer Ablehnung geprägt ist, müssen wir das Erwähltsein durch Christus neu hineinbringen. Klimafaktor soll nicht Ablehnung sondern Erwählung sein.
Liebe Brüder und Schwestern!
Der Herr nennt uns Freunde. Leben wir diese Freundschaft, versuchen wir in der Liebe Christi, in der Freude Christi und in der Erwählung Christi zu bleiben. Maria, unsere Mutter am Glauben, möge uns und heute am Muttertag besonders allen Müttern, beistehen und helfen, dass wir in Wahrheit Freunde Christi sein wollen und können. Amen.