Weltgebetstag für geistliche Berufe
Schriftstellen:
Lesung aus der Apostelgeschichte 4, 8-12
Aus dem Heiligen Evangelium nachJohannes 10, 11-18
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Der Vierte Ostersonntag ist in der Kirche der Weltgebetstag um geistliche Berufe, was in unserem Bewusstsein wahrscheinlich eher wenig verankert ist. Dass das Gebet in diesem Anliegen von höchster Dringlichkeit ist, braucht nicht lange erklärt zu werden. Dieses Gebetsanliegen leitet sich ab von einem Wort Jesu: „Bittet den Herrn der Ernte Arbeiter in seinen Weinberg zu senden.“ Erzbischof Albert Rouet von Portiers hat in einem Buch Folgendes geschrieben: „Wir haben alles getan, jahrelang Gebetsandachten gehalten, Wallfahrten gemacht und Novenen um geistliche Berufe veranstaltet, wir haben immer wieder die Gläubigen zu diesem Gebet ermuntert und in den öffentlichen Fürbitten dieses Anliegen vorgebracht, aber wir müssen feststellen, dass wir nicht erhört worden sind. Deshalb müssen wir darüber nachdenken, was Gott uns damit sagen will.“ Und das will ich heute einmal tun (ausnahmsweise nicht in drei Punkten):
Jahrzehnte oder Jahrhundertelang war doch klar, dass es bei dieser Bitte um geistliche Berufe geht, aber vielleicht ist der Weinberg des Herrn weiter als das Feld der Liturgie und der Eucharistie, so wie es Erzbischof Rouet angedeutet hat. Es geht nicht allein um die beamteten Seelsorger. Es geht hier um jeden von uns, vor allem um die Weltchristen, wie ich gerne statt Laien sagen. Laie klingt für mich irgendwie eher abwertend. Weltchristen müssen wir sein. Christen, die in der Welt etwas bewirken. Als Joseph Ratzinger vor sechzehn Jahren zum Papst gewählt worden war, hat er in seiner ersten Ansprache gesagt: „Die Herren Kardinäle haben mich einfachen Arbeiter im Weinberg des Herrn zum Nachfolger des Heiligen Petrus gewählt“. Gewiss war Papst Benedikt weit mehr als ein einfacher Arbeiter im Weinberg, wie er sich demütig genannt hat, und er ist wirklich ein sehr demütiger Mensch bis heute, aber müssen wir nicht wirklich anders denken, nachspüren, was Gott uns sagen will als Herr der Ernte. Beginnt die Arbeit im Weinberg des Herrn nicht mit der Taufe? Mit der Taufe treten wir hinein in den Platz unserer Sendung, Sauerteig in der Welt zu sein, der alles durchsäuern und durchmengen soll. Gestärkt mit dem Brot der Eucharistie und den Gaben des Heiligen Geistes in der Firmung sollen wir uns nicht zurückziehen, als ob mit diesem Sakramentsempfang schon das Nötige getan wäre. Wir müssen uns unserer Rolle immer mehr bewusst werden, dass wir die Arbeiter und Arbeiterinnen im Weinberg des Herrn sind, auch wenn wir alle sicher bescheidenere und unbedeutendere sind, als der Benedikt XVI. Aber, was ist eigentlich die Arbeit der Arbeiter im Weinberg? Sie binden die Ranken hoch, sie lockern den Boden, sie geizen die Triebe aus und schneiden sie zurück, sie gießen, entfernen kranke Blätter und am Ende ernten sie. Sind das nicht alles symbolische Handlungen, in denen wir unsere Aufgaben im Weinberg des Herrn wiedererkennen können? Bei einem Bibelkurs, so habe ich gelesen ging es um die Weitergabe des Glaubens. Eine jüngere Frau erzählte, wie sie sich auseinandersetzte mit den Glaubensnöten ihres Jungen. Sie hat erzählt, er sagt mir seine Ansichten und seine Meinung und ich versuche, meine Meinung darzulegen und zu begründen, ihm die Grenzen seiner Ansichten aufzuzeigen. So bleiben wir im Gespräch. Ist es nicht das, was gemeint ist mit dem Auflockern und Herumgraben, mit dem Gießen und Zurückschneiden, damit eine tragfähige und lebenstaugliche Sicht und Weise des Lebens entsteht. Und genau da haben wir viel zu wenig Arbeiter und Arbeiterinnen im Weinberg. Es geht darum im Glauben im Gespräch zu bleiben. Gott, Jesus muss Thema bleiben, vor allem in den Familien, dann hat er einen Stellenwert. Wir feiern heuer in der Pfarre Erstkommunion und Firmung, wichtige Feste im Leben einer Pfarrgemeinde. Hauptsorge muss das Hineinwachsen in die Gemeinschaft der Glaubenden sein. Deshalb sagt Jesus: „Es gibt nur wenig Arbeiter im Weinberg,“ aber und dass muss man hinzufügen der Tango, der ist oft groß. Und das alte Sprichwort: „Wer schimpft, der kauft,“ stimmt in diesem Zusammenhang auch oft.
Liebe Brüder und Schwestern!
Das Wort: „Bittet den Herrn der Ernte“ ist deshalb ganz direkt an uns alle gerichtet, als Pfarre, als Eltern, Taufeltern, als Eltern der Erstkommunionkinder, als Eltern der Firmlinge, als Eheleute, als alte und kranke Menschen. Jeder kann und soll Arbeiter/Arbeiterin im Weinberg des Herrn sein. Jeder kann beitragen, dass Glaube lebendig bleibt. Uns allen gilt die Aufforderung: „Lockert den Boden des Glaubens bereitet ihn auf, gießt und schneidet zurück, was zurückgeschnitten werden muss, dann könnt ihr ernten. Aber wisst, was ihr tut, wisst es aus eigenem Glauben.“ Amen.