Der Auferstandene
Schriftstellen:
Lesung aus der Apostelgeschichte 3,12a.13-15.17-19.
Aus dem Heiligen Evangelium nachLukas 24,35-48.
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Die Botschaft des heutigen Osterevangeliums ist reichhaltig. Sie kann uns wieder Kraft geben für ein christliches, menschliches Leben. Drei nährende, österliche Elemente möchte ich wieder herausgreifen.
Erstens: Jesus, der Auferstandene ist sehr direkt. Das fällt in allen Osterevangelien auf, auch heute. Die Jünger reden noch miteinander und auf einmal ist er da, kommt er einfach hinzu und sagt „Der Friede sei mit euch.“ Diese Direktheit findet sich in Petrus, in der Apostelgeschichte wieder. Er hat einen Gelähmten geheilt und jetzt spricht er ganz direkt zum Volk über das Todesschicksal Jesu und seine Auferstehung: „Den Urheber des Lebens habt ihr getötet, aber Gott hat ihn auferweckt.“ Die Auferstehungsbotschaft ist direkt. So sollen auch wir Christen manchmal etwas direkter sein. Direkter, sollten wir sein, wenn es um unseren Glauben geht. Direkter sollten wir sein, wenn Menschen der Hilfe bedürfen. Direkter sollten wir sein, wenn andere zu Opfern gemacht werden. Direkter sollten wir sein, wenn wichtige Werte zu Grabe getragen werden. Ich habe einmal von einer Kursleiterin gelesen. Sie erzählte, dass zu ihren Kurs eine Ordensschwester kam, die aufgrund einer Krankheit ein verunstaltetes Gesicht hatte. Die andern Kursteilnehmer versuchten immer freundlich zu sein, ließen sich nichts anmerken und haben sie nicht darauf angesprochen. Aber es war doch immer eine gewisse Verlegenheit und Betretenheit zu spüren. Nach einigen Tagen kam die Klosterschwester zur Kursleiterin und erzählte ihr mit einer gewissen Freude: „Heute bin ich auf der Straße einem etwa dreijährigen Kind begegnet. Es sah mich an und fragte mich: Schwester, hast du ein Wehweh?- Das hat mich gefreut und getröstet!“ Was geht von dieser kindlichen Direktheit alles aus? Sicher ist es manchmal taktvoller nicht alles anzusprechen und zu sagen. Aber der Botschaft von der Auferstehung entspricht eine gewisse Direktheit. Petrus spricht davon, dass der Herr „Zeiten des Aufatmens kommen lässt.“ Manchmal ist es besser direkt zu sein und durchatmen zu können, als alles hinunterzuschlucken, und dabei nahezu zu ersticken. Die kindliche Direktheit, darf immer mehr zur Direktheit der Kinder Gottes werden. So ist der Auferstandene.
Zweitens: Christus, der Auferstandene, erwartet sich die Gastfreundschaft seiner Jünger. Er will etwas zu essen von ihnen und sagt: „Seht, dass ich kein Gespenst bin. Fasst mich an. Ich habe Fleisch und Knochen.“ Er will hier einen Glauben, der ihn zum Gast des Lebens macht. Ein Glaube, der nicht Fleisch und Knochen hat, der bloß ein wenig intellektuell, gefühlsmäßig und geistlich herumdümpelt, ist keine Antwort auf die Gegenwart Jesu. Ein Christentum, dass nur mehr Zierde ist für Hochzeit und Taufe usw., für einige schöne Anlässe oder den einen oder anderen Sonntag, ist kein wahres Christentum. Der Auferstandene hat Fleisch und Knochen, und deshalb muss unser Glaube jeden Tag neu Fleisch werden. Er muss Eintreten in unsere sozialen Beziehungen und Bindungen, er muss Jesus als wirklichen Gast aufnehmen, der von mir Speise haben will.
Drittens: Der Auferstandene sagt seinen Jüngern heute auch ein Gebot. Dieses lautet: „Predigt allen Völkern Buße und die Vergebung der Sünden.“ Und der Apostel Petrus hat in der Lesung dieses Gebot des Auferstandenen in einfache, ganz verständliche Worte gekleidet: „Tut Buße und ändert euer Leben.“ Wir sind geneigt diese Botschaft wohl eher mit dem irdischen Jesus in Verbindung zu bringen. Aber sie ist österlich. Es geht hier darum, dass unsere Welt besser wird. Es gibt das Gute und das Schlechte. Wir sind geneigt in diesen Kategorien zu denken. Es gibt aber immer auch das Gute und das Bessere. Ich glaube wir wünschen uns doch alle, gerade in unserer Zeit, dass unsere Welt besser wird, dass Verbrechen, Krieg, Terror, Hunger, Unmenschlichkeit, Corona aufhören. Für mich steht immer der Wunsch, dass das sich die Glaubenslosigkeit, die unsere Zeit umgibt, zum Besseren wandelt. Die Marxisten haben früher gesagt, dass neue Strukturen die Welt verbessern. Die Geschichte belegt uns, dass dies ein Fehler war. Machen wir nicht in der Kirche nicht denselben Fehler? Wir basteln nur an den Strukturen herum, aber das eigentliche Lassen wir außer Acht, die Vertiefung des Glaubens? Mir stellen sich diese Fragen, wenn ich den Linzer Zukunftsweg betrachte. Die Strukturen sind von uns gemacht, und ihr Funktionieren, hängt davon ab, wie wir in ihnen Leben. Wenn wir es nicht schaffen wirklich umzukehren, das Herz und uns selber tiefgreifend zu verändern, wird sich die Welt und die Kirche nicht verändern. Diese Änderung des Herzens muss am Fundament ansetzen, nämlich in unserer ganz persönlichen Beziehung zu Gott. Wenn unsere grundlegende Beziehung zu Gott nicht passt, dann wird auch alles andere nicht passen. Dafür sollen wir Zeugen sein. „Ihr seid Zeugen dafür,“ lässt der Herr seine heutige Rede enden. Wer wirklich von Gott angerührt ist, der kann das nicht einsperren, der kann das nicht für sich behalten, der kann nicht sagen: „Das habe ich für mich und das behalte ich für mich.“ Man kann ja auch nicht ein Kind in einen Brunnen fallen lassen und sagen, dass ist dann sein Schicksal. Wir sind einander als Zeugen gegeben, und wenn wir in Christus wirkliche Erneuerung finden, dann müssen wir seine Zeugen sein, damit die anderen nicht in den Brunnen des Unfriedens und der Unklarheit, die das wahre Leben nicht mehr sieht, hineinfallen.
Liebe Brüder und Schwestern!
Möge der Auferstandene immer wieder in unser Leben hereintreten ganz direkt, in Erwartung unserer Gastfreundschaft, damit unser Glaube Fleisch und Knochen bekommt, und mit seinem Gebot der österlichen Erneuerung, damit wir seine Zeugen in der Welt von heute sein können und wollen. Amen.