innerliche Vorwände
Schriftstellen:
Lesung aus dem Buch Jeremia 3,31-34.
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes 12,20-33.
Perikopen: Jer 3,31-34 Joh 12,20-33
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Es ist ein Stichwort, das ich aus der heutigen alttestamentlichen Lesung herausgreifen möchte, das Wort Bund. Gott schließt einen Bund mit den Menschen. Das heißt er verbindet sich mit uns, er möchte, dass eine gute Verbindung zu uns da ist. Der Herr legt uns einen Faden hin, den wir aufnehmen sollen. Und bald feiern wir Ostern. In seinem Leiden, Sterben und Auferstehen hat Christus den Bund ein für alle Mal besiegelt. Gott schaut nie gleichgültig auf die Welt. Er lässt den Faden nicht abreißen. Aber der Mensch lässt ihn leicht abreißen. Dem Menschen reicht eine eher lose, unverbindliche Verbindung. In der Fastenzeit dar es uns darum gehen nach Vertiefung des Bundes zu suchen. Wir tun das, wenn wir die Spur Christi im Alltag. Es gibt Sätze, die prägen sich leicht in unserem Inneren ein, sie sind so etwas wie Begründungen und manchmal eher faule Ausreden, um das Leben nicht ganz dem Herrn verschreiben zu müssen, um den Bundesfaden eher relativ lose zu halten. Solchen inneren „Vorwänden“ muss man bei sich selbst auf die Spur kommen, um den Weg tiefer Verbindung mit Jesus gehen zu können. Ich möchte drei so hinderliche Sätze nennen.
Erstens: „Das machen doch alle so!“ Jedem von uns fallen wohl Situationen ein, wo uns dieser Gedanke kommt. Alle sagen nicht immer die Wahrheit. Alle gehen nicht immer zum Gottesdienst. Jeder hält mal nach einer anderen Frau oder einem anderen Mann Ausschau… - das machen doch alle so. Das kann doch nicht so schlimm oder gar eine Sünde sein? Der Spur Jesu folgen heißt, einen eigenen Weg gehen und sich nicht auf die Mehrheit verlassen. Nirgendwo ist uns im Evangelium verheißen, dass wir als Christen mit unseren Überzeugungen in jedem Fall in mehrheitsfähig sind. Es sieht heute eher so aus, als ob entschiedene Christen eine Minderheit werden. Das ist schmerzlich, weil viele es anders gewohnt waren. Aber wer in tiefer Verbindung mit dem Herrn leben will, muss sagen: „Das mache ich so – in aller Freiheit. Ich verlasse mich auf dich, Gott und nicht auf die Mehrheit.“ Wer immer nur mit dem Strom schwimmt, der ist schon lebendig tot. Nur lebendige Fische können auch gegen den Strom schwimmen!
Zweitens: „So genau muss man es ja nicht nehmen!“ Zugegeben, es gibt eine bürokratische Genauigkeit, die lähmend sein kann. Aber es gibt auch eine selbstherrliche Oberflächlichkeit, die sich nicht an Regeln hält und sogar schwere Verstöße einfach ignoriert und mit Charme überspielt und noch hinzufügt “Einmal ist kein Mal!”. Dem Bund mit Jesus, den Taufbund, verlangt das das Taufversprechen durch mein Leben gedeckt. „Ich glaube“ und „Ich widersage“ ist immer gültig und mit Ersthaftigkeit und Genauigkeit einzulösen. Denn dabei geht es ja nicht um bloßes Anständig-Sein, sondern um Leben und Tod.Da fällt mir ein, wie Jesus einmal ganz barsch Petrus zurechtweist: „Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern, was die Menschen wollen.“ Das ist ein Hinweis darauf, dass der Weg Jesu, maßgebend ist für den, der mit verbunden sein will. Es geht um eine Treue, die auch in Schwierigkeiten, ja im Leid durchhält, weil sie weiß, dass der Weg Jesu ein Weg durch das Kreuz zum Leben und in die Auferstehung ist. So hat er es angekündigt. Ich weiß, dass viele so denken und handeln: Viele halten an einem einmal gegebenen Eheversprechen fest, auch wenn es schwer wird. Manch einer pflegt seine alt gewordenen Eltern und begleitet sie zum Sterben; andere sind in ihrer Freizeit für Bedürftige tätig. Diese treten ein für den Schutz und die Würde des Menschen vom Beginn an bis zum Tode, und insbesondere bei diesen beiden Situationen muss man es wirklich ganz genau nehmen. Man muss den Glauben genau nehmen, sehr genau nehmen, es geht um alles. Es geht darum, ob ich einmal ewig mit Gott verbunden bin, oder einmal ewig von ihm getrennt bin.
Drittens: „Ich glaube an Gott – aber die Kirche brauche ich dazu nicht.“ Es ist schmerzlich, mit welcher Leichtigkeit manche Christen der Kirche den Rücken kehren. Sie haben dabei vergessen, dass sie selbst auch Kirche sind seit ihrer Taufe und darum ein unauslöschliches Siegel tragen. Es stimmt, die Kirche ist eine Gemeinschaft von Menschen mit Schwächen und Sünden. Davon kann sich keiner ausnehmen. Aber in ihr sind, trotz aller Armseligkeit, die Spuren Christi deutlich zu finden, ganz besonders in den vielen Heiligen, die sie hervorgebracht hat. Die Kirche ist und bleibt Bundespartner, Bündnispartner Gottes. Jesus selbst hat die Kirche gewollt und er traut ihr zu, dass sie uns inmitten dieser Welt seinen Weg weisen kann, den Weg auf dem wir die ewige Heimat erreichen. Wir dürfen darum voll Freude singen, hoffentlich dürfen wir es bald wieder gemeinsam: „Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad in seine Kirch‘ berufen hat; nie will ich von ihr weichen!“ (GL 924).
Liebe Schwestern und Brüder!
Gott hat einen Bund mit uns geschlossen. Wir sollen den Spuren Christi folgen und uns auf seinen Weg einlassen. Das ist die lebenslange Aufgabe für jeden Christen. Bei dieser Aufgabe kann uns helfen, die alten Denkweisen und Haltungen durch neue, vom Glauben durchdrungene, zu ersetzen. Nicht: „Das machen doch alle so!“ - sondern: „Ich bin so frei – ich mache es anders!“ Nicht: „So genau muss man es ja nicht nehmen!“ - sondern: „Ich bleibe treu – auch wenn es schwer wird!“ Nicht: “Die Kirche brauche ich nicht!“- sondern: „Ich bin Kirche und werde mithelfen, dass sie Christi Spuren sichtbar macht.“ Der Herr hat uns befreit, auf ewig besteht sein Bund. Amen.