Mariä Lichtmess
02.02.2021
Schriftstellen:
Lesung aus dem Buch Maleachi 3,1-4.
Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 2,22-40.
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Das heutige Fest ist ein Fest der Bewegung. Im Evangelium findet sich viel Dynamik und Bewegung. Dem wollen wir ein wenig nachspüren.
- Erstens: Weitergeben! Am Beginn des freudenreichen Rosenkranzes beten wir „den du, o Jungfrau vom Heiligen Geist empfangen hat.“ Heute, am Fest der Darstellung des Herr/Mariä Lichtmess, müssten wir so oder ähnlich beten „den du, o Jungfrau in den Tempel getragen und der Menschheit in der Gestalt des Simeon und der Hanna weitergegeben hast.“ Maria hat empfangen, nicht um zu behalten, sondern um weiterzugeben. Das ist uns Christen in Maria in Fleisch und Blut übergegangen. Wir empfangen immer, um weiterzugeben, und indem wir weitergeben, wird das Empfangene immer reicher und fruchtbarer in uns und um uns herum. Gott, der Vater, hat das Wertvollste, was er hat, seinen Sohn, in die Welt gesandt, in das Herz eines Menschen hinein, in das unbefleckte Herz Mariens. Am heutigen Fest geht von Maria die Anweisung aus, dass wir ihren Glauben nachahmen. Wir sollen unser Herz, unser Leben und unsere Hände öffnen für Christus, nicht um ihn für uns zu behalten, sondern um ihn weiterzugeben. Wir sollen Christus hineintragen in unsere Umwelt, unsere Familie, unseren Alltag, um ihn weiterzugeben. Das Bedürfnis nach Erlöser ist bei vielen verschüttet. Aber es ist doch da.
- Zweitens: Warten! Es wird deutlich, dass der Heilige Geist nichts anderes tut als Fügen. Wir sehen eine minutiöse Zeitplanung des Heiligen Geistes. In dem Augenblick, da die Heilige Familie in den Tempel kommt, wird Simeon vom Geist in den Tempel geführt. Simeon und Hannah, diese alten Leute, dürfen das Kind in den Armen halten, an ihr Herz drücken, und Simeon stimmt den Lobpreis an: „Nun lässt du Herr deinen Knecht, wie du gesagt hast in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen!“ Simeon und Hannah haben ein Leben lang gewartet. Sie zeigen uns das Warten auf den lebendigen Gott. Aufgrund der vielen Kommunikationsmedien haben wir das Warten verlernt, weil alles sofort da ist. Aber dadurch sind wir eigentlich überfordert. Wir sind nicht mehr bei uns selber, sondern immer bei unseren Verbindungen. Wo der Mensch nicht mehr bei sich selber ist, geht Gott verloren. Wir müssen das Wort Jesu zu unserem Programm machen: „Suchet, und ihr werdet finden.“ Es geht darum, dass wir Gott suchen, dass wir auf ihn warten, dass wir unser Leben auf den wiederkommenden Herrn ausrichtet jetzt, in der Stunde unseres Todes oder am Jüngsten Tag, so wie Gott es will. Wieviel Segen geht von älteren Leuten aus, die das Warten gelernt haben und die uns das Warten auf die Gottesbegegnung lehren.
- Drittens: Zurückgeben! Maria gibt das Kind an Simeon und Hannah. Hannah gibt es Maria zurück. Das ist ein Christusteam, zu dem man dazugehören muss. Können wir Gott etwas zurückgeben? Ja, ein Herz, das sich bemüht und unsere Liebe. Das Einzige, was wir Gott zurückgeben können, ist unsere Liebe. Das klingt auch schon im Evangelium an, wenn Maria zu hören bekommt: „Deine Seele wird ein Schwert durchbohren.“ Gut dreißig Jahre später wird dieses Wort Wirklichkeit, wenn die Schmerzensmutter den toten, am Kreuz gemarterten Sohn, in den Händen halten wird. Da gibt sie den Sohn seinem eigentlichen Vater zurück. Da wird das Wirklichkeit, was der Zwölfjährige genau in demselben Tempel gesagt hat: „Wusstet ihr nicht, das ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ Im Leid Marias findet die Liebe zu ihren Sohn die höchste Vollendung. Liebe und Leid hat dieselbe Wortwurzel. „Ich kann dich leiden,“ sagen wir, oder „ich habe eine Schwäche für dich.“ Das Zurückgeben ist Gradmesser der Liebe. Es steht gegen das Behaltenwollen. Das Zurückgeben an Gott, das Leermachen der Hände, ist bedingungslose Voraussetzung, dass der Herr unsere Hände wieder neu füllen kann, dass er uns immer wieder Jesus in die Hände legt.
Lassen wir durch das heutige Fest die Dynamik des Glaubens in uns entfachen. Lassen wir zu, dass sich die Bewegungen des in uns bewegen und sie sich durch uns bewegen, das Weitergeben, das Warten und das Zurückgeben. So werden wir zum „perpetuum mobile – ein sich ständig Bewegendes“ des Heiligen Geistes.“ Amen.
Pfarrer Mag. Maximilian Pühringer, O.Praem.