12. Sonntag im Jahreskreis
VATER UNSER – MEDITATION
Mag sein, dass viele Menschen sich schwer tun mit der Anrede
„Vater unser“, die nur dann Sinn macht, wenn Vertrauen möglich ist.
Und noch mehr Wagnis liegt in der Feststellung: der du bist im Himmel.
Wer kann noch so ohne weiteres die Vorstellung von oben und unten,
von diesseitig und jenseitig übersetzen?
Wo ist Gott und wer ist Gott – Fragen über Fragen.
Geheiligt werde dein Name – in einer Zeit und in einer Welt,
die von vielen verflucht wird, weil Leid und Ungerechtigkeit,
Angst und Schrecken überhand nehmen.
Aber der heimliche Wunsch, dass dein Reich komme,
ist unausgesprochen immer und überall dabei.
Bei allem Zweifeln und Verzweifeln bitten wir darum,
dass dein Wille geschehe.
Geradezu als Aufschrei der Hoffnung wie im Himmel und auf Erden.
Es ist der weltweite Hunger nach Brot und nach Zuneigung,
der uns rufen lässt: unser tägliches Brot gib uns heute.
Dass alle Menschen satt werden,
ein Dach über dem Kopf und Kleidung haben,
dass Menschsein möglich ist und Zukunft denkbar wird,
hängt von jedem einzelnen ab.
Weil wir alle schuldig sind und immer wieder Schuld auf uns laden,
bleibt die Bitte und vergib uns unsere Schuld
stets verbunden mit der guten Absicht
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Diese Herausforderung wird zur Nagelprobe,
ein dauernder Kampf gegen die Macht des Bösen in uns und in der Welt:
und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
So ist das zwischen Gott und uns untereinander.
Ein Abenteuer des Glaubens und der Zuversicht,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Wir sind unterwegs zwischen Geburt und Tod
und über den Tod hinaus schenkt uns der freundliche Gott Leben.
Werner Schaube in: Ohne Wenn und Amen