Es ist ein Ros entsprungen
Ich muss zugeben, dass ich auch in der Adventszeit bereits Weihnachtslieder höre. Vermutlich werde ich Jahr für Jahr etwas weniger streng mit mir und auch etwas „kitschiger“.
Meistens ist es die CD „Still“ von Otto Lechner und Klaus Trabitsch, die ich dann wähle. Track Nr. 11 ist dabei ein ganz besonderes Lied für mich, überschrieben mit „Es ist ein Ros entsprungen“. Es geht mir sehr zu Herzen, aber ich muss das Lied immer wieder mal überspringen. Bevor hier die Melodie des Liedes zu erkennen ist, ist – interpretiert – Anstrengung, Kraft, Unschönes zu hören.
Drei meiner Kinder kamen in bzw. kurz vor der Adventszeit zur Welt. Mit diesem Lied erspüre ich die Geburten wieder. Gerade die Schlussphase: Das Mitatmen bei den Wehen kommt durcheinander, kein Rhythmus mehr erkennbar, hinfühlen auf das Kind, das sich den Weg bahnt, ihm Zeit geben, so gut es geht, zugleich alle Kraft nützen, ausatmen, das geübte „aaa“ wird anders, verrückter. Und dann der Moment, wo das Kind hinausdarf und es schafft – Ende und Anfang in einem. Zartheit. Neubeginn. Staunen. Freude. Erleichterung. Tränen. Erschöpfung. Alles. Auch das Wissen, dass der gemeinsame Weg manchmal schwierig werden wird.
Im Advent warten wir auf das Kommen des Herrn. Paulus schreibt im Brief an die Gemeinde in Rom: „Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.“ (Röm 8,21f)
Der Advent ist ein eindringliches Warten, ungeduldig, ein Aktiv-Sein im Geschehen lassen.
All dies kommt mir beim Hören des Liedes in den Sinn.