Die Schilderungen der Zeitzeugin sind spannend, bewegend und regen bis heute zum Nachdenken an. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern versteckte Anna Hackl zwei russische Soldaten inmitten der Mühlviertler Menschenjagd im zweiten Weltkrieg. 25 Teilnehmer*innen sind am 16. Juni 2021 der Einladung zu diesem Vortrag gefolgt und begleiteten Anna Hackl auf einer Zeitreise, in eine sehr dunkle Episode österreichischer Geschichte.
Eindrücklich schildert Frau Hackl die ersten Begegnungen mit den russischen Soldaten Michel und Nikolai und die drauffolgenden aufreibenden drei Monate, in denen die Familie ständig auf der Hut sein musste, damit die zwei Soldaten nicht entdeckt wurden. Als Michel zuerst an der Tür der Familie Hackl klopfte, war er sehr nervös und unsicher, denn in der ganzen Gegend wurden Menschen wie er, die auf der Flucht waren, brutal ermordet. Heute noch zeigt sich Anna Hackl schockiert, über das Verhalten des Großteils der Zivilbevölkerung, die bei der grausamen Menschenjagd mitgemacht haben. Doch Anna Hackls Mutter bat den jungen Mann herein und sagte ihm: „Du hast auch eine Mutter zuhause. Du kannst hier bleiben.“ Sie gab ihm zu essen und er wurde am Heuboden versteckt, gemeinsam mit einem weiteren Soldaten. Ihre religiöse Überzeugung spielte dabei eine große Rolle, betonte die Zeitzeugin. Die Mutter war tiefreligiös und betonte, dass sie jedem Menschen helfen würde, der zu ihr käme.
„Wir hatten so viel Glück!“, resümiert Frau Hackl im Hinblick darauf, dass Michel und Nikolai von der SS nicht gefunden wurden. Aus der lebensgefährlichen Rettungsaktion entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft zwischen den russischen Soldaten und Familie Hackl. Bis zu ihrem Lebensende fanden gegenseitige Besuche in den jeweiligen Herkunftsländern statt. Anna Hackl führte die enge Verbindung auch auf die Not und die Angst zurück, die sie zusammengeschweißt hat. „Wir sind wie Geschwister.“