Mittwoch 24. April 2024

Afghanistan: Nothilfe vor Ort

Trotz der herausfordernden Situation im Land, leisten die Teams von Ärzte ohne Grenzen weiterhin medizinische Hilfe und behandeln Menschen in Not. 

 

Trotz der enorm herausfordernden Situation für die 2300 Mitarbeiter:innen in Afghanistan wird die medizinische Hilfe in den fünf Regionen Herat, Kadarhar, Khost, Kundus und Lashkar Gah aktuell weiter geführt.

 

TEAMS FÜHREN ARBEIT FORT

Wieso Ärzte ohne Grenzen die Arbeit in Afghanistan weiterführen kann, während sich andere zurückziehen, liegt vor allem an den humanitären Prinzipien: Neutralität, Unabhängigkeit und Unparteilichkeit. 

 

"Unsere Teams orientieren sich rein am medizinischen Bedarf. Wir würden niemals eine:n Patient:in abweisen, sei es ein verwunderter Regierungssoldat, ein Taliban-Kämpfer, eine schwangere Frau, ein Autounfallopfer. Wir arbeiten nach medizinischer Ethik, nicht danach, wer als Kriminelle:r, Terrorist:in, Soldat:in oder Politiker:in gilt. Nur so können wir überhaupt in Konflikten arbeiten."

- Laura Leyser, Geschäftsführerin Ärzte ohne Grenzen Österreich

Zuletzt stieg die Zahl der Patient:innen in den Krankenhäusern und Kliniken wieder an. Vielerorts haben sich die Kampfhandlungen etwas beruhigt. Verletzte und kranke Menschen, die während der Kämpfe, nicht ins Krankenhaus kommen konnten, suchen jetzt medizinische Hilfe. Unter den Patient:innen sind nach wie vor viele Kriegsverletzte.

 

Ein weiterer Grund für den starken Anstieg der Patient:innen: ein erschwerter Zugang zu medizinischer Versorgung. Das afghanische Gesundheitssystem ist überlastet. Vielen Klinken und Krankenhäusern fehlt es an Ressourcen, Kapazitäten und Personal. 

 

UNSICHERHEIT BEI SCHWANGEREN FRAUEN

Um dem großen Bedarf an medizinischer Hilfe nachzukommen, haben wir in unserer Geburtsklinik in Khost die Aufnahmekriterien für Patient:innen geändert.

DIE UNSICHERHEIT DER MENSCHEN IST GROSS, INSBESONDERE BEI SCHWANGERE FRAUEN. SIE VERSUCHEN GELD ZU SPAREN UND DA WIR UNSERE DIENSTE KOSTENLOS ANBIETEN, KOMMEN VIELE SCHWANGERE IN UNSERE KLINIK

Quote closing signs

Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in Khost

Zuvor wurden in der Klinik nur Risikoschwangerschaften betreut. Aufgrund der aktuellen Situation stehen allen schwangeren Frauen die Kliniktüren offen. 

 

AN DER GRENZE

In Lashkar Gah, wo die Kämpfe besonders heftig ausfielen, erleben die Teams einen Ansturm auf das, von Ärzte ohne Grenzen unterstützte, Boost Krankenhaus. 

"Wir haben bereits mehr Patient:innen in unserem Krankenhaus als wir Betten haben", erzählt ein Mitarbeiter. "Je mehr Patient:innen wir in der Notaufnahme aufnehmen, desto größer ist das Problem, Platz für sie im Krankenhaus zu finden."

Innerhalb einer Woche im August wurden 3600 Behandlungen durchgeführt und 415 Patient:innen stationär aufgenommen. 

 

DIE FOLGEN DER GEWALT

Seit Mai kämpften die afghanische Armee und die Taliban vermehrt um und in den Provinzhauptstädten. Die Gewalt breitete sich im ganzen Land aus. Die Teams leisteten Nothilfe inmitten der Kämpfe. 

Die Zahl, der durch Kugeln und Explosionen Getöteten und Verwundeten, stieg täglich. Gleichzeitig mussten immer mehr Menschen ihre Häuser verlassen. Zugang zu medizinischer Versorgung ist nach wie vor für große Teile der Bevölkerung schwer oder gar nicht möglich. 

In drei Gebieten, in denen unsere Teams tätig sind, in Lashkar Gah und Kandahar im Süden sowie in Kundus im Norden des Landes, wurde besonders brutal gekämpft und diese Folgen waren besonders deutlich zu spüren. Aber auch um die Stadt Herat, in der sich ebenfalls ein Projekt von Ärzte ohne Grenzen befindet, sah man das Ausmaß der Gewalt.

 

MEDIZINISCHE EINRICHTUNGEN AN DER FRONT

In Lashkar Gah, wo Teams das Boost-Krankenhaus unterstützen, fanden besonders heftige Kämpfe statt. Am 9. August explodierte eine Rakete auf dem Gelände des Krankenhauses, ganz in der Nähe der Notaufnahme. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. 

Der Lärm der Kämpfe, der von der Straße ins Krankenhaus gelangt, war erschütternd. Die Teams behandelten Patient:innen, während in unmittelbarer Nähe Granaten-, Raketen- und Luftangriffe stattfinden. Die zusätzlichen Belastungen, denen sowohl Patient:innen als das Personal ausgesetzt sind, waren enorm. Trotz der sich verschlechternden Situation konnten alle Abteilungen des Krankenhauses offen gehalten werden. 

In der ersten August Woche kamen so viele Kriegsverletzte in unser Krankenhaus, dass an einem Tag bis zu 20 Operationen durchgeführt wurden. 

 

LEBENSGEFÄHRLICHER WEG INS KRANKENHAUS

In einem Land mit einem schlecht funktionierenden Gesundheitssystem wird der Zugang der Menschen zur medizinischen Versorgung durch die Gewalt erheblich erschwert. 

Wegen der schweren Kämpfe konnten viele Menschen ihre Häuser nicht verlassen, um sich medizinisch behandeln zu lassen. Viele von ihnen kamen erst, wenn ihr Zustand kritisch war.

 

HUNDERTTAUSENDE AUS IHREN HÄUSERN VERTRIEBEN

Der gewaltsame Konflikt hat bereits Hunderttausende Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Einige haben sich in städtischen Gebieten in Sicherheit gebracht und leben in informellen Siedlungen, die kaum Zugang zu grundlegenden Dingen wie Nahrung, Unterkunft und medizinischer Versorgung bieten. 

 

WIR BLEIBEN IN AFGHANISTAN

Für die Menschen in Afghanistan und auch das medizinische Personal vor Ort gab es in den letzten Monaten kaum eine ruhige Minute. Umso wichtiger ist es gerade jetzt, dass die medizinische Versorgung aufrecht erhalten wird.

Deswegen werden die Teams von Ärzte ohne Grenzen in Afghanistan ihre Arbeit fortführen und jeden Menschen behandeln, der medizinische Hilfe braucht.

 

Quelle: Afghanistan: Nothilfe vor Ort | Ärzte ohne Grenzen Österreich (aerzte-ohne-grenzen.at)
Gesellschaft & Soziales
4020 Linz
Kapuzinerstraße 84
Telefon: 0732/7610-3251
Telefax: 0732/7610-3779
Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

Fachbereich Kommunikation
Herrenstraße 19
Postfach 251
4021 Linz
https://www.dioezese-linz.at/
Darstellung: