Freitag 19. April 2024

Gottesdienstgestaltungsvorschlag zum Tag der Arbeitslosen - 30. April und Tag der Arbeit - 1. Mai

 

Einleitung (oder ein Auszug aus dem Begleitbrief)

Die Erwerbsarbeit hat Einfluss auf das gesamte Leben von Männern und Frauen, und auf deren Familien. Am 1. Mai, dem (eigentlichen) Gedenktag „Josef, der Arbeiter“ wollen wir als Kirche diese Arbeitswelt-Lebens-Realitäten in unseren Gottesdienst hereinnehmen. Die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung lädt ein, besonders auf das Leben von arbeitslosen Menschen zu schauen, auf Jugendliche und Erwachsene, die es schwer haben, bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.

Die Corona-Krise hat in Oberösterreich zahlreiche ArbeitnehmerInnen und ihre Familien durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen. Gut, dass diese hohen Zahlen zurückgegangen sind, aber es sind noch immer zu viele Menschen, die keinen passenden Arbeitsplatz finden können. Die andere Seite der Medaille ist auch, dass Betriebe nach Fachkräften suchen, es aber zu wenige Ausgebildete gibt. Die Folgen des Krieges in der Ukraine sind für die Menschen dort dramatisch und bringen bei uns aber auch einiges an Unsicherheit in vielen Betrieben mit sich.

Besonders hoch ist noch immer die Langzeitarbeitslosigkeit. Diese Situation erleben die Menschen als emotional sehr belastend, zwischen Hoffnung, Verzweiflung und Resignation. Die psychischen Folgen bei jenen, die einmal langzeitarbeitslos waren, wirkten jahrelang nach und sind neben den Einkommensverlusten ein Knick in der psychischen Gesundheit.

Kyrie

Jesus Christus, der Auferstandene, hat uns zugesagt, bei uns zu sein in allen Lebenslagen, in guten und in schlechten Tagen. Zu ihm, gegenwärtig in unserer Mitte, rufen wir:

V/A: Herr, erbarme dich – V/A: Christus, erbarme dich – V/A: Herr, erbarme dich.

Predigtgedanken zu Johannes 21, 1-14 von Mag.a Anna Wall-Strasser, Vorsitzende
der KABÖ.

Die biblische Geschichte in Johannes 21, 1-14 ein Nachtrag zum Johannesevangelium. Offensichtlich bestand Bedarf in der Gemeinde, an die der Evangelist Johannes seine Botschaft richtet, im Verstehen von Leid, Tod und vor allem der Auferstehung Jesu. Es ist – wie in der Geschichte erwähnt – der dritte Versuch, das dritte Mal, dass sich Jesus seinen Anhänger:innen zeigte.

Die Bibelstelle steht in der Leseordnung am zweiten Sonntag nach Ostern, und einige Wochen vor Pfingsten. Sie soll in Erinnerung rufen: Wo Aussichtslosigkeit herrscht, ist Veränderung möglich. Es ist die Ermutigung zu einem neuen Aufbruch, der zu einer Erfahrung der Fülle wird.

Eine Nacht lang gearbeitet, gefischt, geschuftet – für nichts. Die Mühe war umsonst. Das kennen viele Menschen, die erleben dass ihre Arbeit nichts oder wenig wert ist. Ausbeutung zu Billiglöhnen ohne ausreichende Existenzsicherung ist in vielen Ländern bittere Realität, und auch bei uns wird die Gruppe der prekär Beschäftigten immer größer.

Und das kennen vor allem viele Arbeitssuchende, die erfahren, dass sie mit ihren Fähigkeiten keine Chance auf gute Arbeit haben und sie am Arbeitsmarkt nicht gefragt sind. Ja, es ist ein Markt, Arbeit wird als Ware gehandelt!

Müde, ausgelaugt, resigniert – so beschreiben Menschen, die länger arbeitslos sind, ihren Gemütszustand. So werden sich wahrscheinlich auch die erfolglosen Fischer am See Genesareth gefühlt haben. Nicht genug zum Leben zu haben ist hart, beschädigt den Selbstwert und die Würde eines Menschen. Ohne Aussicht und Perspektive auf Veränderung lebt es sich schwer. Die Erfolgslosen haben in unserer Leistungsgesellschaft kein gutes Sein.

Der Kipp-Punkt in der Geschichte ist die Aufforderung von Jesus, noch einmal aufzubrechen und durchzustarten. Die Nacht ist vorbei, es ist Morgen geworden. Sie sollten es mit dem Fischen noch einmal versuchen, diesmal aber „auf der anderen Seite des Bootes“.

Das kann individuell verstanden werden, aber auch gesellschaftlich.

Zum Beispiel: Als Arbeitssuchende:r nicht aufzugeben, den Anspruch an einen passenden, guten Arbeitsplatz weiterzuverfolgen, auch nach schlechten Erfahrungen. Vielleicht eine Umschulung oder einen Berufswechsel zu verfolgen, sich an dem zu orientieren, was man „wirklich wirklich will“, und Möglichkeiten der Unterstützung und Beratung zu nützen, die über das Bisherige hinausgehen.

Es kann jedoch auch für uns als Gesellschaft verstanden werden als Ermutigung, neue Wege in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu gehen. Nicht die Arbeitslosen sind das Problem, sondern eine Wirtschaftsweise, die immer mehr von den Menschen verlangt. Es könnte bedeuten, Arbeitsplätze dort zu schaffen wo es um bessere Betreuung und Pflege geht, um Tätigkeiten in der Gemeinwohlwirtschaft, um Jobs im nachhaltigen Klimaschutz, in der Kultur, in der Bildung.

Es gibt Wege, die bisher nicht versucht wurden: Eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit zum Beispiel würde ALLEN ein MEHR an Lebensqualität bringen. Die bezahlte und die unbezahlte Arbeit würden sich besser und gerechter verteilen. Den Blick öffnen auf Möglichkeiten, die bisher als unmöglich abgetan wurden, aufmerksam machen dass wir die Organisation unserer Arbeitswelt auch ganz anders gestalten können - da würden sich (um im Bild der Bibelstelle zu bleiben) reichlich Fische fangen lassen, und das Netz der Solidarität würde nicht reißen.

Jesus hat immer wieder vermittelt, dass das Reich Gottes erfahrbar ist im Teilen und im anschließenden gemeinsamen Essen. ES ist genug für alle da. Es gibt mehr Möglichkeiten als wir glauben. Ostern hat viele Gesichter – hier in dieser Erzählung ist es Arbeit und Brot.

Predigtgedanken von Maga. Gabriele Kienesberger, Generalsekretärin der KABÖ

Rund um den 30. April, den Tag der arbeitslosen Menschen und den 1. Mai, den Tag der Arbeit stellt sich die Frage, wie lassen sich konkrete sozialpolitische Maßnahmen in unserem Land auf der Basis biblischer Texte und Katholischer Soziallehre denken und diskutieren? Machen wir es fest an den Themen Arbeitslosengeld und Zuverdienst.

Bei den aktuellen Debatten um eine Reform der Arbeitslosenversicherung geht es um die Höhe des Arbeitslosengeldes, um die grundsätzliche Möglichkeit eines geringfügigen Zuverdienstes und bei all dem vorrangig darum, wie Menschen an Arbeitsplätze angepasst werden können.

In einer Stellungnahme der KABÖ (Katholische Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich) zur Situation Betroffener heißt es dazu:

„Alle Studien zeigen, dass das Arbeitslosengeld für mehr als die Hälfte der Betroffenen kein Startkapital für einen Weg aus der Armutsfalle ist. Mit der Nettoersatzrate von 55% ist es nicht existenzsichernd, noch dazu, wenn bereits vorher der Lohn nur knapp zum Leben reichte. Das betrifft vor allem Frauen in den typischen Niedriglohnbereichen wie Handel, Reinigung und Pflege. Da ist kein Sparen mehr möglich, der Weg in die Armut oder Verschuldung ist vorgezeichnet – eine schwere Hypothek für die Zukunft, sowohl für die einzelnen Betroffenen und ihre Familien als auch für die Gesellschaft.

Ein Zuverdienst zum Arbeitslosengeld ist für viele arbeitslose Menschen nicht nur existenzsichernd, er bewahrt Menschen auch vor Isolation. Sie bleiben durch diese Arbeit weiterhin in sozialen Beziehungen, die sie stärken und oft die Möglichkeit eröffnen, eine neue Arbeitsstelle zu finden. So haben manche langzeitarbeitslose Menschen Ideen und wollen etwas ausprobieren, sich vielleicht selbständig machen. Den Zuverdienst völlig zu verbieten, verstärkt vor allem den Druck auf Arbeitsuchende, eine Arbeitsstelle, um jeden Preis und auch oft zu schlechten Bedingungen annehmen zu müssen. Gute Arbeit sieht anders aus!

Es braucht dringend eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf zumindest 70% des Nettolohnes, sowie generell eine Anhebung der Niedriglöhne, um Armutsgefährdung hintanzuhalten.“

So, wie wir als Christinnen und Christen zur Ersthilfe aufgefordert sind, gehen uns auch sozialpolitische Maßnahmen etwas an. Nach dem bewährten Prinzip SEHEN-URTEILEN-HANDELN analysieren wir die Lage, beziehen wir Stellung und engagieren wir uns für eine gerechtere und friedvollere Welt.

Vielleicht hilft uns bei all unseren großen und kleinen Aufgaben der Zuruf Jesu: Fürchtet euch nicht, denn ich bin bei euch!

Zwei kurze Beschreibungen, wie es Menschen bei der Arbeitssuche geht:

„Ich bin ein „Stehaufmanderl“, sagt Frau Annemarie, sie ist 49 Jahre alt, ihr Lebenslauf zeigt über 30 verschiedene Stationen. „Körperlich anstrengende Arbeit stecke ich leichter weg als die psychischen Probleme, wenn ich keine Arbeit habe“, sagt Annemarie, die schon viele Male arbeitslos war. Aber immer nur kurze Zeit. Kaum hatte sie einen Job verloren, suchte sie sich den nächsten. Das funktionierte ganz gut, jedoch mit zunehmendem Alter immer schlechter. Auf zahlreiche Bewerbungen bekam sie nur Absagen. „Das ist sehr enttäuschend und war eine große Belastung für mich. Wenn ich an die Zeit denke, in der ich arbeitslos war, merke ich, dass sie viele Spuren hinterlassen hat. Ich war entmutigt, hatte Selbstzweifel und suchte die Fehler bei mir.“

Dann bekam Annemarie den Tipp, dass ein Lebensmittelgeschäft MitarbeiterInnen sucht, sie hat die Stelle bekommen und freut sich jetzt auf jeden neuen Tag. „Heute weiß ich, dass ich auch etwas wert bin, und das mit all meinen Unzulänglichkeiten,“ sagt Frau Annemarie.

„Arbeitslos macht sprachlos“, sagt Frau Erika, sie ist 59 Jahre alt und hat jahrzehntelang bei einer Firma hart gearbeitet, bis diese in Konkurs gegangen ist.  „Ich bin immer arbeiten gegangen. Nie war ich arbeitslos und dann musste ich beim AMS vorstellig werden. Ich habe mich so geschämt“, erzählt sie. „Es stimmt nicht, wenn gesagt wird, dass alle einen Job finden, wenn sie arbeiten wollen. Es gibt viel mehr Arbeitslose als Arbeitsplätze“, sagt Erika. Sie versteckte sich vor den Nachbarn und vor ihren Bekannten. Ganz schlimm war ein Arztbesuch. Wie sie bei der Anmeldung stand, sagte die Assistentin so laut, dass es alle hören konnten: „Aha, sie sind Arbeitslosengeldbezieherin!“ Diese beschämende Situation machte sie sprachlos, sie wollte nicht mehr zum Arzt gehen.

Nach langer Suche fand sie mit Unterstützung in einer Sozialeinrichtung eine neue Stelle. Dort fühlte sie sich wieder gebraucht, sah wieder einen Sinn in ihrem Leben und bekam durch das positive Feedback ihrer Chefin wieder Lebensmut.

Fürbitten:

Als Christinnen und Christen ist uns der Blick auf benachteiligte Menschen und ihre Unterstützung durch Jesus Christus besonders aufgetragen. Darum bitten wir:

Für die Menschen, die unter Ausgrenzung leiden, die ohnmächtig Schicksalsschlägen gegenüberstehen, stärke ihr Durchhaltevermögen und ihre Hoffnung auf ein gutes Leben.

Schärfe unsere Wahrnehmung, öffne uns Augen, Ohren und unser Herz, damit wir die Sorgen und Nöte unserer Mitmenschen besser erkennen und ihnen mit Verständnis begegnen.

Hilf uns, wenn uns Sprachlosigkeit plagt, damit wir sensibel mit arbeitssuchenden Menschen reden können und wir sie gut unterstützen zu können.

Gib uns den Mut, damit wir Probleme von Menschen am Rande der Gesellschaft offen ansprechen, dort wo es nötig ist, ihnen unsere Stimme leihen und uns für Verbesserungen einsetzen.

Für Verantwortliche in Politik und Sozialpartnerschaft, damit sie neue Lösungswege entwickeln, die gute Arbeit für alle ermöglichen.

Herr Jesus Christus, deine Auferstehung ist die Wende von der Finsternis zum Licht, von Angst zu einem neuen Auftrag und neuer Hoffnung. Wir danken dir und preisen dich, jetzt und alle Tage und in Ewigkeit. Amen.

Gebet zum Abschluss des Gottesdienstes:

Jesus Christus,

wir bringen dir unseren Tag, unsere Arbeit,

unsere Auseinandersetzungen, unsere Kämpfe,

das, was uns gelingt, uns freut und gut tut,

aber auch das, was unser Leben schwer macht.

Dein Reich komme an unseren Arbeitsplatz,

die Krankenhäuser, die Pflegeheime,

die Supermärkte und in unsere Häuser.

Gib, dass alle, die heute in Gefahr sind, in deiner Gnade bleiben.

In deiner Liebe segne alle, die dich heute besonders brauchen:

Segne die, die erkrankt sind und die, die alles tun, um die aktuelle Krise zu bewältigen.

Segne die Ärztinnen und Ärzte. Segne die Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger.

Segne die Erzieherinnen und Erzieher, die die Notbetreuung in Kindergärten und Schulen übernehmen.

Segne die Verkäuferinnen und Verkäufer.

Segne die Apothekerinnen und Apotheker.

Segne die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Segne die Politikerinnen und Politiker.

Segne alle, die in diesen schwierigen Zeiten alle ihre Kraft und all ihr Können einbringen.

Dein Reich komme durch uns, unser Handeln und unsere Geduld,

Rücksichtnahme und unsere Solidarität.

Seliger [Nikolaus Groß und seliger] Marcel Callo, bitte[t] für uns.

Jesus Christus, schenke den Verstorbenen deinen Frieden.

Amen.

 

Neufassung des KAB Gebets, Ann-Kathrin Windhuis, Referentin geistliche Begleitung KAB Diözesanverband Köln

 

Predigt

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