Freitag 19. April 2024

#nofilter needed - du bist unvergleichlich

Sozialpredigt

zum Christkönigsonntag 34. Sonntag (24. Nov. 2019) im JK / Lesejahr C

 

Autorin: Regina Leirich, Referentin - Katholische Jugend, Fachbereich

 

Liebe Feiergemeinde!


Kennen Sie das – Sie sehen ein Bild von sich und denken: „Also bevor ich das weiterschicke, muss ich es bearbeiten. Das geht so ja überhaupt nicht. So kann ich mich nicht sehen lassen.“ Für viele Jugendliche und junge Erwachsene, aber vielleicht auch für Sie, gehört das zur „täglichen Routine“. Private Fotos für den eigenen Instagram- bzw. Facebook Account, oder Fotobücher, aber auch Bilder für eine Bewerbung oder Geburtstagseinladungen werden „optimiert“. Das Ziel ist es, sich bestmöglich zu präsentieren und einen guten (optischen) Eindruck zu erwecken und perfekt zu erscheinen. Aber nicht nur was Bilder betrifft herrscht dieser Optimierungsdruck. 
Beim Bewerbungsgespräch für einen neuen Posten stellen sich die BewerberInnen als „Wunderwuzis“ dar, die alles können und wissen. Ein anderes Beispiel ist, dass, wenn man Besuch bekommt, alles perfekt gestylt wird, es soll ja keiner denken, man sei unordentlich. In den sozialen Medien wird die perfekte Beziehung, der perfekte Urlaub und später der perfekte Heiratsantrag oder das perfekte Mutterglück allen anderen vor Augen geführt. Diese scheinbar perfekte Welt begegnet uns auch auf Werbeplakaten und in Zeitschriften. Nur selten wird in den sozialen Medien und in der Werbung das reale Leben mit seinen Abgründen sichtbar und spürbar. Obwohl den meisten von uns bewusst ist, dass das nicht echt ist, setzt es uns unter Druck und macht unfrei. Mit diesem Druck umzugehen ist eine große Herausforderung. Es fordert uns heraus, uns selbst kennen zu lernen, herauszufinden, wer wir sind und dies authentisch zu zeigen und zu leben. Es fordert uns heraus, gegenüber uns selbst glaubwürdig, wahrhaftig und aufrichtig zu sein und dies auch zu zeigen in all den verschiedenen Rollen, die jeder und jede von uns im eigenen Leben einnimmt.

 
Als Christin glaube ich daran, dass Gott mich als einzigartigen Menschen geschaffen und gewollt hat. Er will für mich und jede/n Einzelne/n von uns, dass wir uns zur besten Version von uns selbst entwickeln. Mit all unseren Fähigkeiten und Talenten, aber auch allen Fehlern, Ecken und Kanten, bin ich, bist du, sind wir von Gott geliebt und angenommen. Gott begleitet uns auf unserem je eigenen Weg authentisch zu leben. Das ist eine der zentralen Aussagen des diesjährigen Jugendsonntags.


Wie wir in der Lesung, im Evangeliumstext und in Psalm 139 gehört haben, war diese Liebe Gottes für jeden einzelnen Menschen schon von Beginn an da und begleitet uns durch unser ganzes Leben. Es gibt keinen Ort, an dem sie uns nicht mehr umgibt. Gott liebt seine Geschöpfe. Diese Liebe ist unverlierbar, egal was wir tun. Der Grund dafür ist, dass wir Menschen als Ebenbild Gottes geschaffen sind. Dieser Ausdruck - Ebenbild Gottes- ist die Sprache der Bibel, um das auszudrücken, was wir heute als Menschenwürde bezeichnen. Jeder Mensch wurde als Gottes Ebenbild geschaffen und hat damit/dadurch unantastbare Würde (empfangen). Menschenwürde ist etwas, dass sich keiner von uns verdienen oder erarbeiten muss oder kann. Wir besitzen sie von Geburt, einfach nur deshalb, weil wir als Menschen wertvoll sind. Die Menschenwürde ist also keine Eigenschaft wie Klugheit, Offenheit oder Schönheit. 
Diese Würde ist mir selbst, christlich gedacht, von Gott her zugesprochen, aber auch jedem anderen Menschen. Auch wenn dieser Aussage die meisten von uns zustimmen würden, ist es doch nicht immer leicht danach zu leben. Wenn man an seine FreundInnen, die eigene Familie und andere Leute denkt, die man, nach den eigenen Maßstäben, als gute Menschen bezeichnen würde denkt, dann fällt einem das nicht schwer. 


Bei VerbrecherInnen ist es zum Beispiel schon nicht mehr so leicht, auch sie als Gottes Ebenbild zu sehen und ihnen ihre Würde nicht abzusprechen. Hier fällt es schon schwerer, den Auftrag „einander zu lieben wie Jesus uns geliebt hat“, zu erfüllen. Auch in ganz alltäglichen Prozessen werden Menschen oft wie eine Nummer oder eine Ware behandelt. Hierbei denke ich z. B. daran, dass man in einem Amt, bei der Arbeit oder beim Arzt/Ärztin, nur mehr als Nummer aufgerufen wird oder der Profit wichtiger ist als die Gesundheit der ArbeiterInnen.


In unserer modernen Gesellschaft zeigen sich vermehrt Tendenzen, die Menschenwürde nicht anzuerkennen. Beispiele im Kleinen sind, wenn in den Sozialen Medien andere Menschen niedergemacht und beleidigt werden, wenn man Klassenkameradinnen oder Kameraden mobbt, wenn die politischen Parteien im Wahlkampf ihre GegnerInnen niedermachen, oder man selber die eigene Wut oder Frustration an anderen auslässt. In diesen Situationen setzt man sein Gegenüber zu einem Ding herab. All diese Beispiele zeigen uns, dass wir selbst in dieser modernen Zeit nicht davor gefeit sind, anderen ihre Würde abzusprechen. Gleichzeitig erlebe ich immer wieder Situationen, die zeigen, wir sind auf einem guten Weg, zu einem respektvollen Miteinander. Wenn jemand einem BettlerInnen ein Lächeln schenkt und sich kurz Zeit nimmt, mit ihr oder ihm zu reden, wenn jemand für eine Mutter ein Spielzeug aufhebt das hinuntergefallen ist, wenn ich die Freiwilligen bei der Feuerwehr, Rettung oder anderen Hilfsorganisationen sehe, die ihre freie Zeit „hergeben“ um Anderen beizustehen, zeigt sich für mich die Menschlichkeit in jeder und jedem von uns. 


Ich glaube, die meisten von uns kennen Menschen, bei denen sie sich schwertun, sie zu lieben bzw. anzuerkennen wie Jesus bzw. Gott sie liebt. Und doch ist es jeden Tag aufs Neue den Versuch wert, es zu probieren. In diesem Sinne wünsche ich uns allen, auch den Menschen, mit denen wir uns schwertun, mit Respekt zu begegnen, denn das ist der erste Schritt in Richtung Liebe. AMEN

 

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