Freitag 29. März 2024

... und das letzte Wort hat die Gnade.

zum 4. Sonntag der Fastenzeit (14. März 2021) | Lesejahr B

 

Autorin: Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Theologin

Besinnung und Kyrie


Der vierte Fastensonntag wird traditionell Freudensonntag genannt. Aber worauf oder warum soll man sich freuen, in Zeiten wie diesen und mitten in der Fastenzeit?


Die heutigen Bibelstellen wollen dazu Hinweise geben. Es geht um das göttliche Gericht und was darunter zu verstehen ist. Beim Wort Gericht denken wir an Verurteilung und Bestrafung von Schuldigen und Sünderinnen. Auch die Lesung sieht das so. Das Volk Israel hat den Bund mit Gott gebrochen, seine Boten verhöhnt, gesündigt. Die Katastrophe der Zerstörung Jerusalems und die Verschleppung nach Babylon wurde als Strafe Gottes für diese Frevel verstanden. Und jetzt? Jetzt geht es weiter. Gott bereitet die Rückkehr des Volkes in die Heimat vor. Er hat die Schuld vergeben. Nach der Gerechtigkeit kommt die Gnade, das ist ein Grund zur Freude.


Rufen wir Jesus an, der uns die Vergebung Gottes gebracht hat:


Jesus du willst nicht den Tod des sündigen Menschen, sondern dass er umkehrt und lebt.

Herr, erbarme dich unser


Jesus du bist gekommen, damit alle durch deine Hingabe gerettet werden.
Christus erbarme dich unser


Jesus wer auf deine Barmherzigkeit vertraut wird nicht verurteilt, sondern lebt im Licht der Gnade.
Herr, erbarme dich unser

Predigt:


Liebe Mitchristinnen, liebe Mitchristen!


Die Frage, wie sich göttliche Gerechtigkeit und Barmherzigkeit vereinbaren lassen ist ein Dauerbrenner in den Religionen, auch im Christentum. Dabei besteht die Gefahr, dass einer, dieser „Pole“ überbetont und der andere vernachlässigt wird. Das führt einerseits zu einem beschwichtigenden Gott, der Schuld und Ungerechtigkeit relativiert und alles unter das Motto: Ist ja nicht so schlimm, stellt. Diese Gottesvorstellung ist unerträglich für die Opfer menschlicher Gewalt, Unterdrückung und Schuld. Das führt andererseits zur Angst vor einem bedrohlichen, strafenden und verdammenden Gott und hat immer wieder auch zu panischer Angst vor dem Tod, bei sterbenden Menschen geführt. Viel zu oft wurde Menschen auch von der Kirche mit der Hölle gedroht.


Das heutige Evangelium geht das Thema von der Liebe her, an. Es zeigt auf, welche Konsequenzen der Glaube an einen Gott hat, der die Liebe ist und gerade auch deshalb die menschliche Freiheit und Eigenverantwortung respektiert. Jesus zeigt in diesem Gespräch mit Nikodemus klar und deutlich auf, dass es das Ziel des liebenden Gottes ist, dass kein Mensch verloren geht, sondern allen in ihm das ewige Leben, und damit ist der Himmel gemeint, offensteht. Jesus macht klar, dass es die Absicht Gottes, und auch seines göttlichen Gerichtes ist, dass alle Menschen, ja, die ganze Welt gerettet werden.


Das bedeutet, dass mit der Verurteilung von sündigen Menschen, und deren im Namen der Gerechtigkeit zu fordernden Bestrafung Gott mit uns Menschen noch nicht am Ende ist. Es ist ein notwendiger Durchgang, mit dem Ziel der Rettung und Erlösung durch die Hingabe Jesu. Der liebende Gott hat kein Interesse jemanden in der Hölle zu sehen oder ihn sogar dort hin zu schicken. Er will seine geliebten Geschöpfe bei sich im Himmel haben. Alles steht und fällt mit dem Glauben. Können wir der Liebe, Güte und Barmherzigkeit Gottes vertrauen? Glauben wir, dass er uns retten will, selbst dann, wenn wir große Schuld auf uns geladen haben?


Wenn wir darauf vertrauen, dass Verurteilung und Strafe, wie die Gerechtigkeit sie fordert, zwar zu erwarten sind, aber nicht das letzte Wort haben, dann sind wir schon gerettet, sagt der Text. Das heißt aber, dass nicht Gott es ist, der uns verurteilt und in die Hölle schickt, sondern nur wir selber können das tun, wenn wir uns der Gnade und Barmherzigkeit Gottes verweigern. Wir sind frei. Gott kann und will uns den Himmel nicht aufzwingen, aber er wird alles daransetzen, damit wir sein Gnadenangebot annehmen.


Eindrucksvoll beschreibt der Text mit der Metapher von Licht und Finsternis was im Gericht geschieht. Alle bösen Taten werden aufgedeckt und kommen ans Licht. Vor Gott kann man nichts verbergen. Seine Gerechtigkeit muss die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen, damit sie die Verantwortung für ihr Tun übernehmen. Nur das stellt die Würde der Opfer wieder her und führt zu Einsicht, Reue und zur Bitte um Vergebung. Das ist eine unangenehme Tatsache, wenn wir gesündigt haben, denn es beschämt uns und ist schmerzhaft. So kann die Angst vor den Konsequenzen der Gerechtigkeit Gottes bis zum Hass auf das Licht seiner Liebe und Güte führen. Andererseits können Menschen, die auf die Liebe, Güte und Barmherzigkeit Gottes vertrauen, trotz ihrer Schuld im Licht dieser Liebe leben.


In der Fastenzeit gehen wir auf Ostern zu, das Fest an dem wir den Durchgang Jesu vom Leiden in die Auferstehung feiern. Dieser Durchgang hat die Macht von Schuld und Tod gebrochen und ist das Unterpfand dafür, dass uns das göttliche Gericht retten und in den Himmel führen wird. Wir können uns auf die Worte Jesu verlassen und brauchen die Verdammung durch Gott nicht fürchten. Wie der gütige Vater im Gleichnis bei Lukas, wird Gott uns trotz Schuld und Sünden in seine Arme schließen, wenn wir offen und reumütig auf ihn zugehen.


Fürbitten:


Gütiger Gott, du wendest dich uns voll Barmherzigkeit zu, deshalb bitten wir dich:


+ für alle, die schuldig geworden sind und sich vor dem Entdeckt-Werden fürchten.


+ für die Verkünder*innen in den Kirchen, dass sie betonen, dass nach der Gerechtigkeit die Gnade kommt.


+ für alle, die vor Gott Angst haben und seiner Güte nicht trauen können.


+ für alle, die gnadenlos mit sich selber und anderen umgehen.


+ für jene, deren Zukunft düster ist und die sich nicht mehr freuen können.


+ für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen.


Treuer Gott, du hörst unsere Bitten, du bist uns nahe in dieser schwierigen Zeit.


Dafür danken wir dir mit Jesus unserem Bruder. Amen
 

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