Sonntag 12. Mai 2024

Erhebe deine Stimme und fürchte dich nicht!

zum 2. Adventsonntag (6. Dezember 2020) | Lesejahr B

Jes 40,1-5.9-11,
2 Petr 3,8-14
Mk 1,1-8
Unsere


Autorin: Mag.a Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Pastoralassistentin

in der Pfarre St. Franziskus, Wels

 

Unsere Gegenwart fordert uns gewaltig: Die Pandemie hat die Welt im Griff, auch unser Land und die Nachbarländer. Was wir im Frühling kennengelernt haben, als große Ausnahme vom Alltäglichen, hat uns seit Oktober wieder eingeholt – das Vermeiden von physischen Kontakten, die Einschränkungen in dem was wir tun können oder dürfen, Absagen von Veranstaltungen, Abstand-Halten, erneute Unsicherheit, was den Arbeitsplatz angeht.


Und wir wissen nicht, wie lange diese eigenartige Art zu leben noch anhalten muss – wann es wieder so was wie „Normalität“ im Arbeiten, im Zusammenkommen und Feiern geben wird, oder was in den nächsten Jahren noch immer anders sein wird bzw. muss. Das ist sehr schwierig auszuhalten, man wird mürbe davon, auch ich.


Menschen sind entweder ignorant, laut und ärgerlich geworden, oder kleinlaut und verstummt. Was im März noch nach großem gesellschaftlichem Zusammenhalt ausgesehen hat, bekommt größere Sprünge – Rücksichtnahme und massive Einschränkungen in Kauf nehmen, um schwächere Bevölkerungsgruppen zu schützen? Oder lieber die Gefährdeten absondern, der Krankheit unter fitten, jungen Menschen und der Wirtschaft freien Lauf lassen?


Wie sehr alte und junge, gesunde und kranke bzw. anfällige Menschen verbunden sind, hat sich auch im letzten Frühling deutlich gezeigt. Nur weil Menschen zurückgezogener und leiser leben als andere, heißt es nicht, dass sie für niemanden mehr wichtig sind, im Gegenteil. Für sie und für eine – ihre - qualitätsvolle Lebenszeit lohnt es sich auch die Stimme zu erheben. Menschen wollen ihre Enkelkinder erleben, für sie etwas einkaufen, an Kultur und Natur teilhaben, nicht weggesperrt sein. Sie wollen noch leben in den vielleicht letzten Jahren ihres Daseins, und nicht mit Vorwürfen, Schuldgefühlen oder Angst überschüttet sein.

Die Bibeltexte des heutigen Sonntags sind miteinander verknüpft und betonen verschiedenes:


Die frohe Botschaft der Befreiung des Volkes Israels soll mit Kraft verkündet werden: Laut, nicht leise, von einem gut hörbaren Ort her. Die Menschen sollen es erfahren!


Gott möchte eine „Autobahn“ in der Wüste – rasch, ohne Umwege, ohne mühsame Prozedur will er seinen Platz im Leben der Menschen.
Wir brauchen sie auch rasch, diese frohen Botschaften - am liebsten die, dass alles vorbei ist. Das wird es nicht spielen, zumindest jetzt nicht. Aber es kann uns gelingen, frohe Botschaften in unserer momentanen Situation zu entdecken: Du bist mir nicht egal, ich schau auf dich. Wie schön ist es, einen Brief oder einen Anruf zu bekommen. Wir halten zusammen in der Familie, auch wenn wir uns in den Feiertagen nicht wie gewohnt treffen. Ich weiß mich getragen von Menschen, die an mich denken oder für mich beten. Einzelne Begegnungen bekommen mehr Gewicht und werden bedeutsamer. Ich habe Zeit für das, was mich nährt – Musik zu hören oder zu singen, einen Spaziergang, zu kochen oder gute Sachen zu lesen, wieso nicht auch Hoffnungstexte aus der Bibel.


Entscheidend dafür, wie ich diese Zeit überstehe, wird sein, wie ich es erlebe oder zu deuten vermag: Fühle ich mich getragen – wie das Lamm beim Propheten Jesaja – von Gott, von Menschen, von Ritualen? Kann ich das „fürchte dich nicht“ aus vollem Herzen glauben, sodass ich aus der Zuversicht und Gelassenheit heraus leben kann, auch wenn wirtschaftlich ein schlechtes Jahr für mich ist? Wie sicher kann ich mich darauf verlassen, Hilfe zu bekommen, bei Institutionen oder meinem privaten sozialen Netz? Weiß ich mich über den Tod hinaus in Sicherheit, sodass der Tod (meiner oder der anderer Menschen) nicht das Schlimmste ist, was ich fürchten muss?
In einer Stunde ist es leichter, so zu leben, in einer anderen schwerer. Nicht immer ist alles gleich.


Der Advent als Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten wird gefeiert in einer Zeit, in der es sehr finster ist und immer dunkler wird. Dennoch gehen wir auf das Licht zu – wir wissen es aus Erfahrung, es wird ja jedes Jahr Weihnachten. Wir warten darauf, dass in unsere Dunkelheit ein Licht, dass Gott hereinbricht und uns das zusagt, was wir brauchen: den Retter in Gestalt eines Kindes, Hoffnung, Licht, Frieden. Laute Stimmen, voller Zuversicht und Frohbotschaft. Ein „fürchte dich nicht“ der Engel. Sie sind dann auch wieder weg und nicht mehr sichtbar, die Boten und Engel, aber ich wünsche uns allen, dass ihre Worte Raum und Widerhall gefunden haben in uns. Amen.
 

Download:

 

Gesellschaft & Soziales
4020 Linz
Kapuzinerstraße 84
Telefon: 0732/7610-3251
Telefax: 0732/7610-3779
Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

Fachbereich Kommunikation
Herrenstraße 19
Postfach 251
4021 Linz
https://www.dioezese-linz.at/
Darstellung: