Zustimmung erforderlich!Bitte akzeptieren Sie Cookies von "piwikpro" und laden Sie die Seite neu, um diesen Inhalt sehen zu können.
Seitenbereiche:
  • zum Inhalt [Alt+0]
  • zum Hauptmenü [Alt+1]

Hauptmenü schließen
  • Über uns
  • Lesenswert
  • Bewegen
Hauptmenü ein-/ausblenden Startseite Suche ein-/ausblenden Barrierefreiheit-Einstellungen ein-/ausblenden
Gesellschaft & Soziales
Gesellschaft & Soziales
Barrierefreiheit Einstellungen
Schriftgröße
  • A: Schriftgröße: normal
  • A: Schriftgröße: groß
  • A: Schriftgröße: sehr groß
Kontrasteinstellungen
  • A: Standardfarben
  • A: Gelb auf Schwarz
  • A: Schwarz auf Gelb
  • A: Weiss auf Blau
  • A: Blau auf Weiss
Inhalt:

Auftreten für das Leben

Sozialpredigt zum 3. Adventssonntag im Jahreskreis (14. Dezember 2025), 
Autor: Fritz Käferböck-Stelzer, Leiter Gruppe TMA Nettingsdorf

Matthäus 11, 2-1

Bist du es? Oder sollen wir auf einen anderen warten? 


Wer wartet, bleibt lebendig. So schrieb die Theologin Dorothee Sölle. Warten ist also eine wesentliche Dimension, die zeigt, dass nach vorne hin noch etwas offen, möglich ist. In Bezug auf unsere Verhältnisse könnte man auch sagen, dass das, was wir an Unfrieden und Unrecht, Leid und Unmenschlichkeit erleben, auf dieser Welt nicht das letzte Wort hat. Da erhoffen, ersehnen und erwarten wir gerade mit Blick auf Weihnachten alljährlich, dass noch etwas wesentlich anderes sich ereignet, Menschwerdung für alle.

 

Und vielleicht waren die Fragen und Sehnsüchte damals zur Zeit Jesu gar nicht so weit weg von denen, die wir haben. 


Bist du es, oder müssen wir auf einen anderen warten. Johannes, der Einserprophet und Wegbereiter Jesu, sitzt im Gefängnis, an den Mächtigen gescheitert, weggesperrt, handlungsunfähig. Doch bis ins Gefängnis hört er von den Taten Jesu. Im Gefängnis hat Johannes Zeit zum Nachdenken. Und er hätte wahrscheinlich gerne Klarheit. War mein Weg bisher der richtige? Und auch Klarheit in Bezug auf Jesus. Ist er es, wohin wir unser Leben orientieren sollen oder müssen wir weiter warten und uns neu orientieren. Bist du der, der kommen soll? Also raus mit der Sprache, ja oder nein. Bist du der, auf den wir unsere Hoffnung setzen sollen?


Die scheinbar einfache Entscheidungsfrage beantwortet Jesus in gewohnter Manier. Er gibt die Beantwortung zurück an die Fragestellerinnen.  „Geht und berichtet, was ihr hört und seht“. Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet. Ist das angesichts der herrschenden Verhältnisse der römischen Besatzung nicht beeindruckend. In der Hoffnungslosigkeit der Römerbesatzung mit der Unterdrückung und Ausbeutung der Bevölkerung tut sich für die Geknechteten, Verarmten und Unterdrückten Leben neu auf. Entscheidet selbst, ob das, was geschieht, in die Richtung geht, in der ihr euch die Zukunft ersehnt. Traut eurer Erfahrung und euren Augen. Die Hoffnung wird nicht von denen in feinen Gewändern kommen, die findet man in den Palästen. Die mit den feinen Kleidern sind beschäftigt mit dem Sammeln von Reichtümern. Und sie haben ein Interesse, das die Verhältnisse so sind, wie sie eben sind. Den Weg zu den Menschen in den Straßen und Gassen finden sie nicht.


Wozu seid ihr hinausgegangen in die Wüste, was wolltet ihr sehen? Doch kein Schilfrohr, das knickt, oder einen fein gekleideten Mann, der euch das Blaue vom Himmel verspricht, sondern einen Propheten, der zum Leben ermutigt und aufruft und der den Weg bahnen wird, den Weg der Gerechtigkeit und der Tora. 


Jesus entbindet nicht von der eigenen Verantwortung, die Welt zu gestalten. Wer ist zuständig, das Evangelium, die frohe Botschaft des Lebens für alle, zu verkünden? Johannes, Jesus, die Propheten, an sie würde man gerne die Verantwortung delegieren. Jeus bringt es klar auf den Punkt: Ihr könnt eure Verantwortung für euer Leben nicht an andere abgeben. Die Veränderung der Welt hängt von eurer Beteiligung ab, es reicht nicht, sich auf einen Messias zu verlassen, der es dann für alle richtet. Ihr müsst euer Leben selbst in die Hand nehmen, der Einsatz für Gerechtigkeit, für eine Welt anders fordert euch ganz. Ihr sollt nicht auf einen anderen warten, ihr nicht, Johannes nicht, niemand sonst. Eigentlich sollt ihr selbst Tora tun, das ist auch aufgetragen, mitarbeiten am Reich Gottes. Diese Arbeit ist nicht delegierbar, sondern nur im Miteinander zu tun. Jede und jeder möge sich wen zweiten und dritten suchen und die Botschaft weitertragen und ganz konkret in Taten umsetzen. Auf dass Bewegungsunfähige wieder in die Gänge kommen, Verstummte wieder ihren Mund aufmachen können und ihre Bedürfnisse artikulieren, Armen die Güter der Welt zur Verfügung stehen.


Luzia Sutter Rehmann hat in Bezug auf die Armen einen spannenden Gedankengang ins Spiel gebracht. Sie drehte den Satz, dass den Armen das Evangelium verkündet, wird um in die Richtung, dass die Armen das Evangelium verkünden. So verändert sich auf einmal der Blickwinkel fundamental. Die Armen werden Subjekte ihres Lebens, sind für die Veränderung ihrer Verhältnisse mit zuständig, nicht mehr Almosenempfängerinnen, sondern Täterinnen ihrer Befreiung.
Wir lesen das Evangelium ja meist mit vollem Bauch, aus der Sicht derer, die satt sind. Rehmann legt mit ihrer Sichtweise die Perspektive der Hungernden und Armen dazu. Armut stellt die Frage nach der Verteilung und der Verteilungsgerechtigkeit, ja die Frage nach dem Reichtum. Biblisch ist Reichtum per se Unrecht. Reichtum gibt es nur, weil es Armut und Ausbeutung gibt. Vermögen, Reichtum und Verarmung, Ausbeutung, Berauben von Lebensmöglichkeiten hängen unmittelbar zusammen. In der Bibel gilt Akkumulation des Reichtums als Raub, von daher bedeutet reich zu sein ein Unrecht. Armut stellt die Frage nach der Verteilung, nach dem täglichen Brot. Woher kommt das Brot, wer hat es, wer teilt es, wer verweigert es und warum? Der Heilige Basilius sagte: „Eine perfekte Gesellschaft ist diejenige, welche jeden Privatbesitz ausschließt.“ Clemens Romano fügt hinzu: „Alle Dinge dieser Welt sollten Gemeineigentum sein.“ Dazu könnte uns auch ein Bild der Apostelgeschichte dienen. Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und gaben davon allen, jedem so viel, wie er nötig hatte. (Apg 2,44f.)

 

Auf wen sollen wir heute warten? Und wie erkennen wir, dass die Verhältnisse in die Richtung unserer Erwartungen gehen? Selbsternannte Heilsbringer in Politik und Gesellschaft gäbe es ja genug.  Wir sollen uns bewusst sein, dass die Perspektive, von der aus man auf die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Wirtschaft schaut, entscheidend ist. Das Leben in Österreich ist laut Momentum Institut um 562 Euro im Monat teurer als noch 2020. Wer hat annähernd eine so hohe Lohnsteigerung gehabt in den letzten Jahren? So steigt auch hier die Zahl jener, für die das Leben enger wird. In Österreich sind die Einkommensunterschiede des Durchschnitts zu den Top 20 1:81. Bei den Vermögen geht die Schere dann noch radikaler auseinander. Der Durchschnitt zu den 20 Reichsten beträgt hier 1: 55000. Und trotzdem spricht man über Reichtum nicht oder tut so, als wäre er rechtmäßig erworben. Und jede und jeder hätte die Möglichkeit, sich Eigentum und ein gutes Leben zu erwerben. Auf wen sollen wir also warten, um die Verhältnisse anzusprechen und vielleicht Umverteilung und Verteilungsgerechtigkeit anzugehen. Das Vermögen auf Seiten der Besitzenden häuft sich immer mehr, bei uns und weltweit. 

Biblisches Denken hat das klar als Unrecht benannt und immer wieder klar gemacht, dass es weder Arme noch Reiche geben soll. Lebensmöglichkeiten muss es für alle geben, Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Tote stehen auf und die Reichen werden leer ausgehen. Auch wir müssen uns in unserer Gesellschaft den Fragen der Verteilung, der Gerechtigkeit und der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben stellen. Es liegt an uns, uns einzumischen, grundlegend wieder politische Menschen zu werden, denen das Gemeinwohl aller ein Anliegen ist. Wir dürfen uns eingeladen und aufgerufen fühlen von der Frage Jesu: Geht und berichtet, was ihr seht und hört. Das soll uns Auftrag sein, aus unserem Blickwinkel an einer Gesellschaft mitzubauen, in der ein gutes Leben für alle möglich ist. Wir müssen wieder politisch denken, reden und mitmischen und kollektive, gemeinschaftliche Prozesse einleiten, die alle hereinholen. 

 

Die Herrlichkeit des Herrn zeigt sich am Leben der Vielen, denen die Welt sonst das Leben vorenthält oder beraubt, Aussätzige werden rein, Taube hören. Auch Johannes, als Prophet des Lebens, wird seiner Freiheit beraubt und muss im Gefängnis um sein Leben fürchten, gezwungen zur Untätigkeit, wahrscheinlich bewegt von vielen Fragen. Bin ich richtig unterwegs, hat das alles einen Sinn? Und was passiert da draußen, während ich im Gefängnis zur Untätigkeit verdammt bin?

 

Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten? Menschen sind Erwartende. Wenn wir nichts mehr erwarten, dann steht es nicht gut um uns. Dann haben wir uns abgefunden mit dem, was ist. Die Adventszeit ist im Kirchenjahr die große Erwartungszeit. Wir erwarten die Menschwerdung Gottes. Das ist uns jährlich Erinnerung, dass auch unsere Menschwerdung immer neu zu tun ist. So gesehen ist Weihnachten immer auch ein utopisches Fest. Es zeigt auf, dass viele Menschen auf dieser Welt von einem menschenwürdigen Leben noch weit entfernt sind, ja durch das Verhalten derer, die über ihre Verhältnisse leben, fein gekleidet in Palästen, permanent daran gehindert werden. Gesellschaftliches Elend ist also kein unabwendbares Schicksal, sondern gemacht durch Ausbeutung, Ungleichverteilung, Beraubung. 


Welche Erwartungen richten wir auf Jesus? Worauf hoffen wir? Und welche Veränderung erhoffen wir angesichts der herrschenden Verhältnisse dieser Welt?

 

Johannes war ein großer Prediger, ein Prediger der Umkehr. „Kehrt um, Leute, ändert Euer Leben. So kann es nicht weitergehen.“ Was bedeutet es für uns heute? Blinde bleiben nicht blind, Taube nicht taub. Welche Bilder und Gegenerzählungen gegen die herrschenden Verhältnisse erzählen wir. Worauf hoffen wir? Das, was ist, muss nicht so sein. Es geht auch anders. Geht, berichtet, was ihr seht und hört. Es liegt an uns, unsere Geschichten einer menschenfreundlichen Welt zu erzählen und Mut zu machen, dass ein gutes Leben für alle möglich ist. 

 

Wenn ein arbeitsloser Jugendlicher nach 100 Bewerbungen endlich eine Lehrstelle bekommen hat und sein Leben gestalten kann. Wenn ein Nachbar sich um die alte Nachbarin kümmert und zumindest einmal täglich anläutet. Wenn Hautfarbe und Sprache Vielfalt verkünden. Wenn wir uns gegenseitig das Leben ermöglichen.

 

Jeder hat einen Wirkungskreis, innerhalb dessen Veränderung zum Leben möglich ist. Die Vision einer neuen Gesellschaft braucht viele Mittäterinnen. Mögen wir erzählen von einer Welt, wo einer dem anderen Nächste und Nächster sein will. Und wo Liebe und Brot ist, genug für alle, wie es Huub Oosterhuis beschreibt.

 

Sozialpredigt Download

zurück

nach oben springen
  • Kontakt
    • Impressum
    • Datenschutz
Gesellschaft & Soziales


Kapuzinerstraße 84
4020 Linz
Telefon: 0732/7610-3251
Telefax: 0732/7610-3779
gesellschaft_soziales@dioezese-linz.at
http://www.dioezese-linz.at/soziales
Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

Herrenstraße 19
4020 Linz
Ihr Kontakt zur
Diözese Linz
anmelden
nach oben springen