Donnerstag 28. März 2024

Können Opfer Gott manipulieren?

Sozialpredigt
zum 10. Sonntag im JK (11. Juni 2023) / Lesejahr A


Autorin: Dorothea Schwarzbauer-Haupt

Lesung Hosea 6, 3-6, Evangelium: Mt 9, 9-13
 

Kyrie Gedanken


Jesus, du hast gemäß der Botschaft des Propheten Hosea gelebt und dich um Sünderinnen und Sünder gekümmert.


Wir bitten dich:
+ Du willst Barmherzigkeit und Liebe, keine Opfer. Herr erbarme dich unser
+ Deine Treue ist verlässlich wie das Morgenrot und der Frühjahrsregen. Christus, erbarme dich unser
+ Unsere Liebe ist immer wieder wankelmütig, wie die Wolken, die ständig ihre Form ver ändern. Herr, erbarme dich unser.

 

Predigt
Opfer gibt es seit es Religionen gibt. Schon immer haben Menschen etwas, das ihnen wichtig und wertvoll war, den Gottheiten dargebracht. Die Motive dafür waren Verehrung und Anbetung, Bitten, die die Gottheit erfüllen möge und Dank, wenn das Gebet erhört worden ist. Damit wurde eine menschliche Erfahrung in Gott projiziert, nämlich, dass Geschenke einen anderen, meist höher gestellten Menschen, gnädig stimmen können und ihn oder sie geneigt machen die eigenen Wünsche zu erfüllen und die eigenen Bedürfnisse zu stillen.


Diese Projektion ist sehr gefährlich, denn sie nährt die Überzeugung, dass man mit Opfern die Gottheit manipulieren kann, zu den eigenen Gunsten tätig zu werden. Dabei gilt, je größer die Bitte, desto wertvoller das Opfer.

Der Prophet Hosea zeigt schon sehr früh, er lebte im 4. Jahrhundert vor Christus, auf, dass die jüdische Gottheit anders ist. Der Gott, an den das jüdische Volk glaubt, ist absolut frei und durch nichts, auch nicht durch Opfer, manipulierbar.


Aber er ist verlässlich in seiner Zuwendung, Güte und Barmherzigkeit. Drastischer kann man es für die Zeit des Hosea nicht sagen: Gottes Liebe ist so zuverlässig, wie der tägliche Sonnenaufgang und der Frühlingsregen, der die Erde fruchtbar macht.


Wenn aber Gott so ist, dann werden Opfer sinnlos. Denn es ist alles schon da, was wir von Gott erbitten, wir müssen es nur wahrnehmen und uns dafür öffnen.


Dabei manipuliert Gott die Naturgesetze nicht zu unseren Gunsten. Wenn wir leiden oder Verluste erfahren müssen, ist er da und bleibt er bei uns. Wo es möglich ist, wird er uns aus dem Leid führen und wo nicht stößt er uns die Türe zum ewigen Leben auf. Das ist seine letzte Trumpfkarte.
Wenn der Prophet sagt, dass Gott Liebe, Gotteserkenntnis und Barmherzigkeit möchte und keine Opfer, so bedeutet das, dass viele Wünsche und Bedürfnisse von Mitmenschen im Namen Gottes durch uns erfüllt und gestillt werden können und sollen.


Auch für Jesus spielt das Thema eine Rolle. Die Kehrseite hoher Opferbereitschaft zugunsten Gottes und besonderer Treue zu den Vorschriften und Geboten einer Religion ist oft die Ausgrenzung derer, die diese Gebote nicht erfüllen können oder wollen. In den Augen der Pharisäer sind sie daher Sünder und Sünderinnen.


Solche Menschen werden ausgegrenzt und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Jesus aber geht ganz bewusst auf diese Leute zu und baut Vertrauen und Gemeinschaft mit ihnen auf. Am deutlichsten kommt das in der Tischgemeinschaft zum Ausdruck. Diese Tischgemeinschaft schafft neue Beziehungen und kann zu Einsicht, Reue und Umkehr derer führen, die sich nicht korrekt verhalten haben. Jesus legt den Fokus auf die Barmherzigkeit Gottes, die man sich nicht durch Opfer erkaufen oder erarbeiten muss.
Dennoch geistert das Opfer bis in unsere Zeit in der religiösen Sprache herum. Ich werde meine Schmerzen aufopfern, sagen Leute, oder du musst halt ein Opfer bringen und auf dies oder das verzichten. Auch die Rede vom Tod Jesu als eines Opfers um unsere Sünden zu tilgen ist uns immer noch vertraut. Wenn aber Gott keine Opfer will, wie schon der Prophet sagt, dann müssen wir Jesu Tod anders deuten: als Hingabe seines Lebens, um seine Sendung uns Gott nahe zu bringen nicht zu verraten.

Auch die Ausgrenzung von Menschen, deren Lebenswandel kirchliche Vorschriften und Vorstellung verletzt ist immer noch verbreitet. Die kirchliche Lehre bestimmt, was richtig und falsch ist und wer sich nicht daran hält soll außen vor bleiben. Ich denke es ist sehr dringend, dass wir in der Kirche wieder auf diese Menschen zugehen, bis hin zur Tischgemeinschaft, im alltäglichen Bereich, aber auch bei der Messe.


Wenn wir tun, was Gott möchte nämlich Liebe und Barmherzigkeit untereinander zu praktizieren, dann können wir Gott tiefer erkennen. Er ist mitten unter uns mit seiner Zuwendung und Güte, wir müssen uns nur dafür öffnen und daran glauben.


Fürbitten
Barmherziger Gott auf deine Liebe und Zuwendung können wir uns verlassen, deshalb bitten wir dich:


+ für alle, die auf deine Liebe und Barmherzigkeit nicht vertrauen können


+ für alle, die glauben sich mit Opfern deine Hilfe und Fürsorge sichern zu können


+ für alle, die Menschen, welche kirchlichen oder gesellschaftlichen Normen nicht entspre chen, ausgrenzen


+ für alle, die von den Menschen Opfer verlangen, statt veraltete und überholte Vorschrif ten und Regeln zu ändern


+ für alle, die vorbehaltlos mit Menschen Gemeinschaft pflegen und sie auch zum Essen einladen


+ für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen


Gott auf deine Güte können wir zählen, wir vertrauen dir alles an was uns bedrückt und am Herzen liegt. Amen

 

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