Freitag 19. April 2024

Seid wachsam

Predigtvorschlag zum 1. Adventssonntag | Lesejahr A
Autorin: Eva Steinmayr Bacc.rel. paed., Referentin im Welthaus der Diözese Linz

 

Jesaja 2, 1-5
Matthäus 24, 29-44 

 

Im heutigen Evangelium nach Matthäus und in der Lesung aus dem Buch Jesaja werden große Dinge angesprochen: Veränderungen, dem Ende, Hoffnungen.

 

Dabei sprechen beide Schriftstellen über Erkenntnis: Seid wachsam! fordert das Matthäusevangelium; das Buch Jesaja schreibt: Er unterweise uns seinen Wegen, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. 
Dabei wird Psalm 25 zitiert: Zeige mir, Herr, deine Wege, lehre mich deine Pfade.


Durch dieses Zitieren des Psalms wird die Person als vertrauende Person erfahrbar. In der Bibel sind viele dieser indirekten Psalmen-Zitate versteckt; dies zeigt wie wertvoll und geschätzt die Psalmen als Lieder oder Gebete bereits damals waren. Vielleicht erinnert es uns auch heute daran, welch literarischen Schatz wir mit den Psalmen haben.

Die Schriftstellen beschreiben Wendepunkte im menschlichen Leben, das Ende des Alten ist gleichzeitig der Beginn des Neuen. Ab jetzt bleibt nichts wie es war, es wird anders. Neu. Wie oft liegen Trauer und Freude, Abschied und Neubeginn sehr nahe beieinander. Oft hält man als Seelsorger*in an einem Tag ein Begräbnis und am nächsten eine Taufe. Das macht den ständigen Fortgang des Lebens sehr deutlich.

 

Die Schriftstellen laden ein, nein, sie fordern auf, zu hinterfragen, welche Rolle wir selbst im Lauf des Lebens spielen. Sind die Wege und Pfade, die wir bisher gegangen sind, die, die uns zum Berg des Herrn bringen?
Führen unsere Haltungen und Handlungen – unser Umgang mit der Umwelt und mit den Menschen um uns und uns selbst – in diese neue Welt? Nicht immer, denn oftmals ist es auch schwer und es scheint, als würde unsere Geschichte, so wie das heutige Evangelium, einfach auf ein unklares, aber unschönes Ende hinauslaufen: Eine*r wird zurückgelassen. 

 

Dazu kennen wir im Heute viele Parallelen; wir alle kennen es, dass Menschen zurückgelassen werden: An EU-Außengrenzen, wenn humanitäre Hilfe fehlt und Menschen völkerrechtswidrig in andere Länder zurückgedrängt werden, wodurch ihnen das Recht verwehrt wird, Asyl zu beantragen. Menschen, die durch sämtliche soziale Netze fallen. Frauen in der Falle der Altersarmut, die durch schlecht bezahlte Arbeit als Teilzeitkraft und die unbezahlte Betreuung der Kinder, die unbezahlte Pflege kranker Angehöriger eine zu geringe Pension bekommen. Menschen in Einsamkeit. Eine*r wird zurückgelassen.

Auch wir sind immer wieder Zurückgelassene: Zurückgelassen mit unseren Problemen und Sorgen, die wir jetzt gerade alle haben: Sorge um unsere Lieben, Sorgen um die Zukunft. Um unsere Arbeit oder die Arbeit, die wir nicht haben. Eine*r wird zurückgelassen. Ich?
In diesen Sorgen noch Raum zu haben für die Sorgen anderer ist da viel verlangt. 

Jedoch ist die Beschreibung aus dem Matthäus Evangelium Eine*r wird zurückgelassen keine Drohung und keine Ankündigung dessen, was sein wird. Eine*r wird zurückgelassen ist ganz eng verbunden mit dem Hinweis „Seid wachsam!“ Es ist somit eine Warnung, ein Aufruf. Seid wachsam, damit das Beschriebene nicht passiert. Seid wachsam damit niemand zurückgelassen wird!


Auf unserem Weg kommt uns Gott entgegen. In unserer Sorge kommen uns Menschen entgegen. Wir müssen nicht alles allein schaffen; wir müssen die Sorgen der Welt nicht alleine tragen.

Wir wissen: Das Evangelium, unsere Lebensgeschichte mit Christus und die Geschichte der Welt endet nicht damit, dass jemand zurückgelassen wird. „Und siehe, ich bin mit euch, alle Tage bis zum Ende der Welt“ schließt das Matthäusevangelium mit einer Zusage Christi. 
Dieser Zusage dürfen wir vertrauen. 

 

Heute beginnt mit dem ersten Adventsonntag die Vorweihnachtszeit: Eine Zeit, die uns erinnert, dass auf Finsternis Licht folgt, und wir wesentlich dazu beitragen: Gott geht auf die Menschen zu und Gottes Sohn kommt bei den Menschen an.

 

Nutzen wir die Vorbereitungszeit auf Weihnachten dazu, wachsam zu sein: Wachsam zu schauen, wo Gott uns entgegenkommt; wachsam die Wege zu erkunden, die ein Leben in einer neuen, guten Welt für uns alle möglich machen. Gott kommt uns entgegen. Welchen Weg wähle ich für dieses gute Leben für alle? 

 

***
Auf, wir wollen gehen im Licht des Herrn.

 

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