Donnerstag 18. April 2024

Und siehe, es war sehr gut

Lesung: Gen 1,29-31 Lesung aus dem Buch Genesis 


29 Dann sprach Gott: Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen bildet auf der ganzen Erde,  
und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin.  


Euch sollen sie zur Nahrung dienen.

 
30 Allen Tieren der Erde, allen Vögeln des Himmels

 
und allem, was auf der Erde kriecht, das Lebensatem in sich hat,  

 

gebe ich alles grüne Gewächs zur Nahrung.  

 

Und so geschah es.  

 

31 Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.  

 

Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag. 


Evangelium: Mt 13,10-17

 

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus 

 

10 Da traten die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?  

 

11 Er antwortete ihnen: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen;  
ihnen aber ist es nicht gegeben.  

 

12 Denn wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben;  
wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.  

 

13 Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen,  
weil sie sehen und doch nicht sehen und hören und doch nicht hören und nicht verstehen.  

 

14 An ihnen erfüllt sich das Prophetenwort Jesajas: Hören sollt ihr, hören und doch nicht verstehen;  sehen sollt ihr, sehen und doch nicht einsehen.  

 

15 Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden.  
Mit ihren Ohren hören sie schwer und ihre Augen verschließen sie,  
damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören  
und mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen und sich bekehren und ich sie heile.  

 

16 Eure Augen aber sind selig, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören.  

 

17 Denn, amen, ich sage euch:  
Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht,  
und haben es nicht gesehen,  
und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. 

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, 
sicher kennt ihr das Spiel „Mund auf, Augen zu!“ Das spielen die Erwachsenen mit euch, wenn sie eine ganz besondere Überraschung für euch zum Essen haben. Mit geschlossenen Augen steigt eure Spannung, und außerdem könnt ihr euch noch mehr auf das Schmecken konzentrieren. „Mund auf, Augen zu!“ Wenn Mama oder Papa das zu euch sagt, dann vertraut ihr ihnen vollkommen, dass es etwas besonders Gutes zu essen gibt. 


1)  Mit den Augen essen

Normalerweise essen wir aber mit offenen Augen, denn: „Das Auge isst mit“, sagt ein altes Sprichwort – und wie Recht hat es. Eine feine Tischdecke, ein festlich gedeckter Tisch und eine zum Essen angezündete Kerze machen das Essen feierlicher und sorgen dafür, dass es gleich noch einmal so gut schmeckt. Und die Speisen werden so auf eine Platte gelegt, dass es für das Auge schön aussieht. Das Kinderspiel „Mund auf – Augen zu“ mag als Spiel zwischen vertrauten Menschen lustig sein und als Geschmacksschulung lehrreich, wenn wir die uns in den Mund gesteckte Speise erkennen, ohne sie gesehen zu haben. Es würde uns aber einer wesentlichen Dimension des Esserlebnisses berauben, müssten wir permanent blind verkosten. Wenn blinde Menschen dazu gezwungen sind, kompensieren sie deshalb die Erlebnisminderung im visuellen Bereich durch eine Erlebnismehrung im Bereich der anderen Sinne, damit sie genauso intensiv genießen können wie Sehende. Sehende hingegen „sehen“ auch den Geschmack einer Speise. Wenn die Personen in einem Film etwas Gutes essen, läuft uns allein vom Sehen das Wasser im Mund zusammen. Das Zuschauen ermöglicht uns das Mitessen – und weckt womöglich heftige Gelüste. 
 

2) Die Fähigkeit zum Weit-Blick entfalten

Liebe Schwestern und Brüder, der Sehsinn ist der Sinn mit der größten Reichweite. Schmecken, riechen und tasten können wir nur das, was sich in unserer unmittelbaren Nähe befindet. Hören können wir auch Geräusche in größerer Entfernung, mitunter über einige Dutzend Kilometer Entfernung. Aber sehen können wir mit Abstand am weitesten. Wir sehen Sonne, Mond und Sterne am Himmel, die sich hunderte Millionen Kilometer und teils sogar Millionen Lichtjahre entfernt befinden. Von einem Berggipfel sehen wir bei klarem Wetter ein- bis zweihundert Kilometer weit. Und am Strand eines Meeres reicht der Blick so weit, bis die Erdkrümmung uns die Wasseroberfläche verbirgt.  

 

Grundsätzlich besitzen wir also die Fähigkeit zum „Weit-Blick“, zum Erkennen größerer Zusammenhänge. Wir können Kopf und Augen drehen und rundherum alles sehen, was uns umgibt. Aber ein solcher Weitblick will gelernt und geübt sein – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Im Evangelium spricht Jesus von Menschen, die sehen und doch nicht sehen. Sie sehen die Oberfläche, das Offenkundige, die Äußerlichkeiten. Aber sie nutzen ihren Sehsinn nicht, um in das Innere der Dinge einzudringen, ihr „Geheimnis“ wahrzunehmen. Sie sehen nicht die tieferen Zusammenhänge, erkennen keine Verbindungen zwischen einzelnen Ereignissen. So kommen sie nicht zur Einsicht, wie Jesus sagt. 

 

Seinen Jüngerinnen und Jüngern will Jesus genau diese Einsicht ermöglichen. Doch wie lässt sie sich gewinnen? In der uns wohlbekannten Lesung aus dem ersten Kapitel der Bibel macht Gott uns vor, wie es geht: Er betrachtet das Werk seiner Schöpfung und sieht: Alle Geschöpfe darin nähren einander – das Lebenshaus der Erde ist ein großer Kreislauf des Nährens und Genährt-Werdens. Von diesem Kreislauf sagt Gott: „Und siehe, es war sehr gut.“ Das Geheimnis des 
Lebens können wir also gerade durch die Betrachtung der Nahrungskette erspüren. Ernährung ist der Grundvorgang schlechthin allen Lebens. 

 

3) Über den eigenen Tellerrand hinausschauen

Liebe Schwestern und Brüder, auch in diesem übertragenen Sinne ist das Sehen, nämlich das spirituelle Sehen, der Sinn mit der größten Reichweite. Und doch zeigen wir in puncto Essen oft wenig Weitblick: Wir sehen nicht die harte Arbeit der Bäuerinnen und Bauern – und achten vor allem auf den niedrigsten Preis. Wir sehen nicht das Leid der Tiere in der Massentierhaltung – und kaufen nur das billigste Schnitzel und das günstigste Ei. Wir sehen nicht die ökologischen Schäden mancher Anbaumethoden – durch Spritz- und Düngemittel, durch Rodung der Regenwälder für Ackerflächen, durch riesige Monokulturen – und bilden uns ein, beim Essen und Trinken müssten wir nicht weiter darüber nachdenken. 


Wer kurzsichtig ist, braucht eine Sehhilfe, genannt Brille. Das heutige Erntedankfest kann eine solche Sehhilfe sein. Es ruft uns auf, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen auf die Bedingungen, unter denen unsere Lebensmittel hergestellt wurden – und einen fairen Preis zu zahlen, wenn diese Bedingungen gut mit Mensch, Tier und Schöpfung umgehen. Ich wünsche uns, dass wir diese Brille nicht nur heute aufsetzen, sondern alle Tage des Jahres – auf dass wir täglich danken für das, was uns zur Nahrung dient. Amen. 

 

Liedvorschläge

GL 464 Gott liebt diese Welt 


GL 468 Gott gab uns Atem 


Als Psalm: GL 58/1-2, Verse 13-16 (=Ps 104) 


Gebet zur Segnung der Erntegaben oder auch an einer anderen Stelle des Gottesdienstes:

Gott, unser Vater,

du sorgst für deine Geschöpfe.

Menschen, Tieren und Pflanzen schenkst du Nahrung und Lebensraum im Überfluss.

Diese Nahrung dürfen wir mit allen Sinnen genießen, auch mit den Augen.

Wir danken dir für die Ernte des Jahres

in ihrer unendlichen Vielfalt und ihrem unerschöpflichen Reichtum.

Nähre und stärke uns mit dem, was auf Wiesen und Feldern, Almen und Bergen

und in Gärten und Weinbergen gewachsen ist.

Lass uns allezeit dankbar sein vor dir, unserem Schöpfer.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. 


Gabengebet

Lehre uns einen weiten Blick, Gott, auf die Herkunft unserer Nahrung.

Schauen wollen wir deine Güte und die Gutheit deiner Schöpfung

und dafür sorgen, dass sie erhalten bleibt.

In Brot und Wein und allem, was die Schöpfung bietet,

lass uns dir begegnen so wie jetzt in Jesu Mahl. 
 

 

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